Amazon-Sensation: Händlerumsatz erreicht 160 Milliarden Dollar
Der weltweite Marktplatzumsatz von Amazon liegt damit offiziell bei 160 Milliarden Dollar, zusammen mit dem eigenen Online-Handelsumsatz von 117 Milliarden Dollar erreicht Amazon damit laut Bezos 277 Milliarden Dollar Handelsumsatz. Es ist erstaunlich, dass Bezos in dieser Offenheit in seinem Shareholder-Letter die Umsatzanteile bekannt gibt, denn in der Vergangenheit hat Amazon nur verklausuliert Händleranteile kommuniziert und zu den Marktplatz-Umsätzen gar keine Angaben gemacht. Wieso veröffentlicht Amazon diese Händlerzahlen? Dafür kann es mehrere Gründe geben, möglicherweise spielen alle nachfolgend aufgeführten Gründe eine Rolle – in welcher Gewichtung wird nur Amazon wissen.
Amazons wichtigste Einnahmequelle: Der Marktplatz und die verbundenen Dienste
Eine mögliche Erklärung: Bezos könnte die Bedeutung der Händler und die potenziellen Erfolgschancen für Händler auf dem Marktplatz von Amazon mit harten Fakten darstellen wollen. Der Split von 42/58 ist für Amazon eine PR-Steilvorlage für Händler, um zu demonstrieren, wie einträglich der Marktplatz ist.
Einträglich ist der Marktplatz aber auch für Amazon, wie aus der Bilanz hervorgeht. Der Posten Seller Services weist im vergangenen Jahr 42,745 Milliarden Dollar Umsatz aus. Der Gewinnanteil wird nicht separat in der Bilanz ausgewiesen, dürfte aber hoch sein, angesichts der Tatsache, dass für Seller-Services Amazon-Infrastrukturen für Händler zweitverwertet werden. Zusätzlich haben Händler und Marken über zehn Milliarden Dollar Werbeeinnahmen in Amazons Kassen gespült.
In der Konsequenz wird Amazon an Händlern mehr verdienen als am eigenen Retailgeschäft. Zu belegen ist das schwer, da der Marktplatz nicht als eigener Bilanzposten ausgewiesen wird.
Marktplatzanteile der Händler bei Amazon von 1999 bis 2018
1999 | 3 % |
2000 | 3 % |
2001 | 6 % |
2002 | 17 % |
2003 | 22 % |
2004 | 25 % |
2005 | 28 % |
2006 | 28 % |
2007 | 29 % |
2008 | 30 % |
2009 | 31 % |
2010 | 34 % |
2011 | 38 % |
2012 | 42 % |
2013 | 46 % |
2014 | 49 % |
2015 | 51 % |
2016 | 54 % |
2017 | 56 % |
2018 | 58 % |
Weltweite Anti-Trust-Verfahren gegen Amazon
Eine weitere Möglichkeit: Amazon hat beispielsweise in Deutschland Kartellverfahren unterschiedlicher Ausprägung vor sich. Offensiv die tatsächliche Marktmacht Amazons offenzulegen, beugt Spekulationen der Kartellbehörden und der Medien vor.
Durch den großen Händleranteil könnte Amazon auch argumentieren, dass Amazons eigene Umsatzanteile kleiner als die der Händler sind und sich so ein Teil der Marktmacht auch in den Händen der Händler befindet. Wie diese Argumentation kartellrechtlich zu bewerten ist, ist eine andere Frage. Schließlich unterstreicht die Umsatzhöhe ja auch die Bedeutung von Amazon für die Händler und damit deren Abhängigkeit.
Spekulation: Welchen Umsatz könnte der Marktplatz von Amazon in Deutschland erreicht haben?
Die Frage lässt sich aufgrund fehlender Zahlen nicht konkret beantworten, bestenfalls lässt sich spekulieren, das Ergebnis lässt sich aktuell nicht verifizieren.
13,225 Milliarden Euro Handelsumsatz haben die Analysten der Schweizer E-Commerce-Agentur Carpathia unter Abzug von AWS, Advertising, Abonnements und anderer nicht-handelsrelevanter Umsätze für 2018 errechnet.
Wie sich die Umsätze in Deutschland aufteilen ist nicht bekannt. Um ein Szenario zu entwerfen bleibt nur die Annahme, dass die Verteilung der Umsätze zwischen Amazon und Amazon-Händler der Verteilung der weltweiten Umsätze entspricht. Also 42 Prozent Umsatz würde in diesem Szenario Amazon erwirtschaften und 58 Prozent der Marktplatz von Amazon mit seinen Händlern. 13,225 Milliarden Euro (42 Prozent) stehen damit hypothetischen 18,263 Milliarden Euro (58 Prozent) Händlerumsatz gegenüber. Zusammen wäre das ein Umsatz von 31,488 Milliarden Euro. Carpathias Hochrechnung, die vor Veröffentlichung der neuen Zahlen erstellt wurde, ergab einen möglichen Umsatz von 24,835 Milliarden Euro. Um es deutlich zu sagen: Das tatsächliche Ergebnis könnte auch deutlich darüber oder darunter liegen.