Es war eine erstaunliche Nachricht, als der deutsche Adtech-Konzern, spezialisiert auf Automatisierungslösungen in der Onlinewerbung, Ende März Insolvenz anmelden musste. Erst Ende 2017 hatte das Unternehmen um den Deutschen Mark Grether den international aktiven Dienstleister Rocket Fuel übernommen und mischte im Bereich der automatisierten Werbung durchaus unter den Großen wie Google oder Facebook mit.
Jetzt wird wahr, was gerüchteweise in den letzten Wochen mehrfach berichtet worden war: Amazon schnappt sich die Ad-Server-Technologie von Sizmek und hübscht damit das eigene Geschäft auf. Auch das Daten-Tool DCO (steht für Dynamic Creative Optimization) übernimmt der Onlinehändler. DCO soll dazu beitragen, dass das Anzeigengeschäft von Unternehmen in der Auslieferung besser personalisiert werden kann. Beide Geschäftsfelder werden zum jetzigen Zeitpunkt nicht in die passenden Amazon-Abteilungen überführt, sondern sollen als eigenständige Lösungen weiterhin Bestand haben. Wie lange diese als „vorläufig“ bezeichnete Lösung Bestand haben wird, ist unklar.
„Sizmek und Amazon Advertising haben viele gemeinsame Kunden, sodass wir wissen, wie wichtig diese bewährten Lösungen für den Kundenstamm sind“, heißt es bei Amazon. „Sizmek hat nach einem Käufer für Sizmek Ad Server und Sizmek DCO gesucht, und beide Parteien sind entschlossen, die Kunden weiterhin mit den hohen Standards zu bedienen, die sie erwarten.“
Programmatic Advertising: Amazon kauft einen der letzten Unabhängigen
Für Amazon dürfte die Akquisition – über die Höhe des Kaufpreises und sonstige Konditionen schweigen die Unternehmen wie üblich – ein Befreiungsschlag im Kampf gegen Google und Facebook sein. Denn das Unternehmen kann so weiter Marktanteile bei der Werbevermarktung gut machen in einem hart umkämpften Markt und sichert sich einen der letzten großen unabhängigen Player auf dem Markt der automatisierten Werbung.
Zuletzt, genauer im ersten Quartal 2019, wuchs Amazons Geschäft mit automatisierter Werbung um stolze 34 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf 2,72 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zu den E-Commerce-Aktivitäten ein überschaubares Ergebnis – aber mit reichlich Luft nach oben. Sieht so aus als käme die Gelegenheit zur Übernahme des Sizmek-Geschäfts da gerade recht. Zuvor hatte schon im April die Zeta Global die DSP- und DMP-Plattform übernommen.