
Ging es den Ermittlern der Federal Trade Commission (FTC), der amerikanischen Wettbewerbs- und Kartellbehörde, bislang vorrangig um Amazons Geschäftspraktiken im Handelsumfeld, so weisen aktuelle Befragungen im Umfeld des Unternehmens darauf hin, dass die FTC ihren Untersuchungsfokus nun auch auf das milliardenschwere Cloud-Geschäft AWS (Amazon Web Services) erweitert hat.
FTC befragt Software-Firmen im Amazon-Umfeld
So befragt die Behörde derzeit Software-Unternehmen, die als Kunden oder Wettbewerber der Cloud-Einheiten Amazons in Frage kommen, nach etwaigen Erfahrungen mit dem Geschäftsgebaren des Unternehmens rund um die AWS. Das erfuhr Bloomberg von verschiedenen Befragten, die anonym bleiben wollten, weil sie über die Befragungen im Grunde nicht sprechen dürften.
Allein der Umstand, dass die FTC Umfeldbefragungen durchführt, zeigt bereits, dass die Ermittler das Unternehmen ganzheitlicher betrachten wollen. Daraus darf indes nicht geschlossen werden, dass sich auch rechtliche Schritte gegen das Unternehmen ergeben würden. Ebenso möglich ist, dass die FTC letztlich nichts zu beanstanden haben wird.
Amazons Cloud dominiert den Markt
Tatsache ist, dass Amazon den Cloud-Markt dominiert und um ein Mehrfaches größer ist als das Angebot des Zweitplatzierten, Microsofts Azure-Cloud. Amazon erwirtschaftet 60 Prozent des Konzernumsatzes mit seinen Cloud-Angeboten und ist dabei hochprofitabel.
Aufbauend auf dem Cloud-Angebot als solchem bietet Amazon weitere Dienste an, darunter Machine-Learning- oder Data-Warehouse-Tools. Denkbar könnte in diesem Zusammenhang sein, dass Amazon einen wettbewerbswidrigen Vorteil daraus zieht, dass Cloud-Kunden, die gleichzeitig zusätzliche Dienste buchen, im Gegensatz zu jenen, die entsprechende Dienste von Drittanbietern in Anspruch nehmen, bevorzugt behandelt werden.
Nutzt Amazon eine Monopolstellung aus?
Eine ähnliche Konfliktlage zeigt sich mit Blick auf den Amazon-Marketplace. Hier bieten viele Amazon-Wettbewerber ihre Waren an, weil der Marketplace inzwischen zu groß und zu sichtbar ist, um dort keine Präsenz zu zeigen. Hier könnte Amazon mit relativ simplen Algorithmen dafür sorgen, dass stets die eigenen Angebote vor jenen unliebsamer Marketplace-Teilnehmer ausgespielt werden.
Die Amazon-Untersuchungen sind mit Blick auf das Behördenhandeln in den USA lediglich als Teil einer großangelegten Kartellrechtsbetrachtung aller großen Technologie-Konzerne zu sehen. Auch Google, Facebook, Apple und andere sehen sich derzeit Ermittlungen solchen ausgesetzt.