Anzeige
Anzeige
MIT Technology Review Kommentar

Ausnahme bei Verbrenner-Aus: Warum E-Fuels volkswirtschaftlicher Unfug sind

Das Thema E-Fuels hält sich beharrlich unter Politiker:innen. Auch Ursula von der Leyen will sich im Fall ihrer Wiederwahl als EU-Kommissionschefin dafür stark machen. Welch ein Irrweg.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

FDP und Ursula von der Leyen setzen sich für E-Fuels ein. (Foto: Shutterstock)

Natürlich adressierte Ursula von der Leyen in ihrer politischen Vision, die sie für die EU in den nächsten fünf Jahren vorsieht, auch das eigentlich schon beschlossene Verbrenner-Aus. E-Fuels sollten eine besondere Rolle spielen, wenn es um das Erreichen der Klimaziele ging. In Deutschland drängt vor allem die FDP dazu, dass es für die mit den synthetischen Kraftstoffen fahrenden Verbrenner-Fahrzeuge Ausnahmen geben soll und sie als klimaneutral anerkannt werden sollen.

Anzeige
Anzeige

Das Verführerische an synthetischen Treibstoffen: Sie versprechen, eine Brücke zwischen Klimaschützern und konservativen Autofahrern zu bauen, ohne dass irgendjemand seine Gewohnheiten ändern müsste. Zudem lässt sich die bestehende Verbrennerflotte nur durch E-Fuels dekarbonisieren.

E-Fuels mit grottenschlechter Energiebilanz

Das Problem dabei: E-Fuels haben eine grottenschlechte Energiebilanz. Zu ihrer Herstellung braucht man gewaltige Mengen Strom. Damit wird zunächst Wasserstoff erzeugt und aus diesem dann flüssiger Treibstoff. Bei jedem Schritt gibt es große Umwandlungsverluste.

Anzeige
Anzeige

Andere Sektoren brauchen aber ebenso dringend Energie aus erneuerbaren Quellen, um ihre Klimaverpflichtungen zu erfüllen. Die Konkurrenz ist groß: Ökostrom kann etwa fossile Kraftwerke aus dem Markt drängen, Speicher zur Stabilisierung des Stromnetzes laden, Wärmepumpen antreiben oder Wasserstoff erzeugen. Wasserstoff wiederum lässt sich nutzen, um die Stahl- oder die Ammoniakherstellung zu dekarbonisieren, Brennstoffzellen-Fahrzeuge anzutreiben oder eben zur E-Fuel-Produktion. Und E-Fuels können in Flugzeugen, Lokomotiven, Schiffen, Lastwagen oder Autos eingesetzt werden.

Knappe Ressourcen sinnvoll einsetzen

Alle diese Bereiche lassen sich nicht gleichzeitig bedienen. Allein die Stahl- und Chemiebranche kann ein Vielfaches dessen verdauen, was Deutschland in absehbarer Zeit liefern kann. Erneuerbare Energie wird erst mal ein rares Gut bleiben, ob mit oder ohne Importe. Es gilt also, die knappe Ressource möglichst sinnvoll einzusetzen. Eine Hilfestellung bieten zwei Kriterien. Erstens: Wie effizient ist die Anwendung? Zweitens: Welche Alternativen gibt es?

Anzeige
Anzeige

Auf beiden Ebenen sieht es für E-Fuels für Autos ziemlich trostlos aus. Beginnen wir mit der Effizienz: Der Strom einer einzigen mittelgroßen Windkraftanlage kann laut VDE rund 1600 batterieelektrische Autos versorgen, 600 Fahrzeuge mit Brennstoffzelle und nur 250 Autos, die die Windkraft über E-Fuels tanken. Ihr Wirkungsgrad ist also um den Faktor sechs schlechter als der von Akku-Stromern.

Verbrenner bieten kaum noch Vorteile

Bei den Alternativen sieht es nicht besser aus. E-Autos sind längst alltagstauglich. Außer für extreme Kilometerfresserei bieten Verbrenner kaum noch Vorteile. Anders ist die Lage etwa bei Langstreckenflugzeugen. Hier lässt sich die hohe Energiedichte synthetischer Kohlenwasserstoffe kaum ersetzen. Eine Nische mögen E-Fuels auch noch im Motorsport oder bei Oldtimern finden. Sie aber im großen Maßstab in normalen PKWs verbrennen zu wollen, ist volkswirtschaftlicher Unfug.

Anzeige
Anzeige

Bleibt noch ein Argument zugunsten der E-Fuels: die Dekarbonisierung des Bestands. Verbrenner werden durch das Aufkommen von E-Autos schließlich nicht plötzlich verschwinden, sondern wohl noch lange auf den Straßen unterwegs sein. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Aber die EU will natürlich niemanden daran hindern, E-Fuels – so sie denn verfügbar sind – fossilem Diesel oder Benzin für die vorhandenen Verbrenner beizumischen. Die Debatte, in die sich – zumindest in Deutschland – die FDP verbissen hat, dreht sich ausschließlich um Neuzulassungen.

Wirft man einen Blick in die Autoindustrie, so scheinen dort E-Fuels – im Gegensatz zur Politik – keine allzu große Rolle zu spielen. Die meisten Hersteller wollen ihre Verbrennerproduktion ohnehin einstellen. Sie sind an verlässlicher Planung interessiert. Ein beharrliches Festhalten an einem wenig zukunftsweisenden Treibstoff ist da keine Lösung.

Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige