Hackerangriffe sind offenbar nur ein Bestandteil des Arsenals moderner Cyber-Spione. Der Chef des australischen Inlandsgeheimdienstes, Mike Burgess, hat in seiner jährlichen Ansprache zur aktuellen Bedrohungslage jetzt vor einer eher unerwarteten Gefahr gewarnt: Seiner Einschätzung nach verwenden ausländische Spion:innen mittlerweile auch Dating-Apps, um ihren potenziellen Opfern sensible Informationen zu entlocken. Burgess nennt in seiner Ansprache explizit die Online-Dating-Angebote von Tinder, Bumble und Hinge.
Gleichzeitig würden ausländische Geheimdienste auch immer häufiger die sozialen Netze für ihre Zwecke nutzen. „In den letzten zwei Jahren wurden Tausende von Australiern, die Zugang zu sensiblen Informationen haben, von ausländischen Spionen über Social-Media-Profile ins Visier genommen. Diese Spione sind geschickt darin, das Internet für ihre Rekrutierungsbemühungen zu nutzen“, warnt Burgess.
Burgess hat schon in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass Geheimdienste auch Karriere-Netzwerke nutzen würden, um Menschen mit Zugang zu sensiblen Daten anzuwerben. In der Coronapandemie sei diese Gefahr noch gewachsen, so der Chef des britischen Inlandsgeheimdienstes. Auch auf Messaging-Plattformen wie Whatsapp habe es eine Zunahme an verdächtigen Annäherungen gegeben.
Spione auf Tinder: Kein wirklich neues Phänomen
Schon 2016 berichtete Vice von einem Fall aus Brasilien, bei dem eine Gruppe von Aktivist:innen gezielt mit Hilfe von Tinder unterwandert wurde. Einem Bericht von Business Insider zufolge sehen auch US-Geheimdienste Dating-Apps als mögliche Gefahr an. Jungen Regierungsmitarbeiter:innen in Washington mit Zugang zu sensiblen Daten soll daher dazu geraten werden, sich auf Tinder nicht mit Menschen aus Russland oder China einzulassen.