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Deshalb wäre die Deutsche Bahn mit dem GDL-Vertrag besser dran

Im Tarifstreit mit der GDL könnte die Bahn den neuen Tarifvertrag einfach akzeptieren. Denn sie könnte vor allem von besseren Arbeitsbedingungen des Zugpersonals profitieren.

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Der GDL-Streik lässt die Deutsche Bahn in eine Krise stürzen. Doch die Lösung ist einfacher als gedacht (Bild: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte)

Genervte Pendler:innen, Chaos auf den Straßen – wenn es so wieder losgeht, ist eins klar: Die GDL streikt mal wieder. Seit November ist es schon das fünfte Mal, dass die Gewerkschaft der Lokomotivführer:innen wieder auf die Straße geht.

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Die Forderungen haben sich nicht verändert. Der Lohn soll um 555 Euro angehoben werden. Auch Azubis würden laut Plan der GDL mehr Geld bekommen. Auch die Zuschläge für Schichtarbeit sollen um 25 Prozent steigen. Zeitgleich soll die wöchentliche Arbeitszeit auf 35 Stunden gesenkt werden – ohne Lohnabsenkung. Währenddessen sollen zwei freie Wochentage im Schichtdienst garantiert werden. Hinzu kommen soll auch eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro und fünf Prozent Arbeitgeberanteil für die betriebliche Altersvorsorge.

Keine hohen Forderungen

Schon von 2013 bis zum nun auslaufenden Vertrag ist der Lohn um 533 Euro angestiegen. Klingt viel? Ist es nicht! Durch die Inflation ist der Lohn effektiv geringer. Was also nach einem verwöhnten Haufen Forderungen klingt, ist vielmehr eine gerechte Entlohnung für einen Knochenjob, den zu wenige möchten – dank des Fachkräftemangels ist die Auswahl sowieso schon gering. Was die Bahn nur nicht verstehen will: Auch sie würde von einem besseren Tarifvertrag profitieren.

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Die wohl direkteste Konsequenz findet sich in der Zuverlässigkeit der Bahn. Die Züge sind ohnehin nicht vorbildlich. Im Jahr 2023 befanden sich die Bahnverspätungen auf Rekordniveau. Auch die schon vergangenen Streiks machen die Bahn immer unzuverlässiger. Nun sollen die angekündigten Wellenstreiks dafür sorgen, dass die Bahn zu einem schier unbrauchbaren Verkehrsmittel wird. Streiks werden ab sofort nicht mehr angekündigt und sollen kürzer sein. Die Methode der GDL ist vielleicht nicht die feine englische Art, zeigt aber einen wichtigen Aspekt. Spontane Ausfälle sind auch ohne Streiks nicht so unwahrscheinlich. Denn ein großer Grund für die wachsende Unzuverlässigkeit ist auch der Fachkräftemangel.

In allen Bereichen ein Gewinn für die DB

Es gibt nämlich schlichtweg zu wenig Personal bei der Bahn. 68.600 Stellenanzeigen veröffentlichte die Bahn im vergangenen Jahr. Die wenigsten davon werden wirklich besetzt. Der bayerische GDL-Bezirksvorsitzende Uwe Böhm erzählt sogar der Abendzeitung, dass der Konzern mittlerweile ein Rekrutierungsbüro in Ägypten aufmache, um Lokführer:innen zu bekommen. Der Erfolg scheint mäßig zu sein. Ausfälle können entweder nur durch wachsenden Stress des vorhandenen Personals oder gar nicht kompensiert werden.

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Bei dieser Notlage wirken die Forderungen der GDL kontraproduktiv: Das schon dünn besetzte Personal würde noch weniger arbeiten, wodurch noch mehr Menschen gebraucht werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Denn der Tarifvertrag macht einen undankbaren Schichtarbeitsjob viel attraktiver. Dass das so funktioniert, zeigen gleich mehrere Handwerksbetriebe.

Bestes Beispiel ist die von den Medien als „Gen-Z-Bäckerei“ betitelte Filiale Till und Brot. Damit Bäcker:innen nicht um 2 Uhr nachts aufstehen müssen, öffnet Till Gurka sein Geschäft erst um 11 Uhr. Die Bäckerei hat mehr Bewerbungen als überhaupt Personal benötigt wird und einen treuen Kund:innenstamm. Würde die Bahn den Tarifvertrag annehmen, dann würde auch der undankbare Beruf Lokomotivführer:in attraktiver werden. Die verringerte Arbeitszeit pro Person könnte einfacher durch neues Personal aufgefangen werden.

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Insgesamt wäre der GDL-Tarifvertrag in eigentlich allen Bereichen ein Gewinn für die Deutsche Bahn. Dass der Konzern nach weiteren Streiks einknickt, wirkt aber unwahrscheinlich. So könnte sich der Fachkräftemangel durch die Kündigungen frustrierter Angestellter noch weiter verschärfen. Die Kosten, die dadurch entstehen würden, könnten sogar höher werden als beim Vorschlag der GDL.

Fluktuation kostet

Arbeitskräfte zu verlieren, kostet das Unternehmen eine Menge Geld und Zeit. Denn es braucht Exit-Gespräche, Stellenanzeigen, Bewerbungsgespräche, Probearbeit, gutes Onboarding und noch viel mehr, um die Stellen neu zu besetzen. Laut einer Deloitte-Analyse fallen durchschnittlich 14.900 Euro an, bis die Nachbesetzung fertig eingearbeitet ist. Bei Unternehmen mit über 1.000 Angestellten, wie bei der Deutschen Bahn, die alleine in Deutschland über 200.000 Menschen beschäftigt, kommen die Kosten auf über 17.000 Euro. Da die Analyse aus dem Jahr 2018 ist, sollten die Zahlen heute sogar noch höher sein. Im Vergleich zu den Kosten einer Neubesetzung sind die Forderungen der GDL sogar harmlos. Eine Massenkündigung hingegen wäre jedoch katastrophal.

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Kommentare (1)

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Ob allein die Verringerung der Arbeitszeit zu mehr Personal führen würde stelle ich stark in Frage. In der Nacht arbeiten und auch am Wochenende und zu Feiertagen muss man ja trotzdem.

Dazu muss jede Stunde deutlich teurer bezahlt werden damit am Ende die Fahrer genauso viel wie vorher in der Tasche haben. Heißt Preise müssen wieder hoch.

Mal schauen wo die sich diesmal treffen.

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