Beste Work-Life-Balance: Glassdoor stellt Top 20 der deutschen Unternehmen auf
Beim DLR, dem Forschungszentrum für die Luft- und Raumfahrt, lässt sich das Privatleben am besten mit dem Job vereinbaren. Auf dem Fuße folgen der Versandhändler Otto und der Sportartikelhersteller Puma – zumindest, wenn man der Auswertung des Datenbestandes von Glassdoor Glauben schenkt. Auf Platz 4 verorten die Stellenbörsianer das Startup Babbel, das neben Zenjobs auf Platz 8 eines der beiden in der Top 20 vertretenen Startups ist.
Konzernstrukturen werden am besten bewertet
Die übrigen Plätze verteilen prominente und weniger prominente, aber durchweg bekannte Großunternehmen unter sich. Hier finden sich die üblichen Verdächtigen, darunter BMW, Porsche, Daimler, Siemens und Bosch, aber auch das Beratungsunternehmen Capgemini oder die Europäische Zentralbank und die Deutsche Börse.
Tech-Giganten wie Google oder Microsoft lassen sich in den Top 20 nicht finden. SAP hingegen kann Platz 7 für sich beanspruchen und liegt damit zwei Plätze hinter dem Halbleiterhersteller Infineon.
Platzierungen ergeben sich aus Bewertungen auf der Glassdoor-Plattform
Die Platzierungen ergeben sich aus für das jeweilige Unternehmen abgegebenen Bewertungen. Glassdoor hat das Jahr vom Juli 2018 bis zum Juli 2019 dafür ausgewertet. Im Rahmen der Unternehmensbewertung kann die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben separat benotet werden. In die Statistik fanden nur Unternehmen Eingang, für die im Betrachtungszeitraum mindestens dreißig einschlägige Bewertungen abgegeben wurden.
Auf Glassdoor finden sich nicht nur Stellenausschreibungen. Vielmehr hat sich das Unternehmen dem Thema Job ganzheitlicher verschrieben. Deshalb finden sich hier auch Arbeitgeberbewertungen, Bewertungen von Führungskräften, Einschätzungen zu Vorstellungsgesprächen, Gehälterübersichten und ein ganzer Haufen weiterer Tipps für Arbeitssuchende oder Wechselwillige, oder eben Arbeitgeber, die Mitarbeiter suchen.
Work-Life-Balance wird wichtiger, ist aber nicht entscheidend
Eine Studie der Wirtschaftsforschungsabteilung von Glassdoor zeigt die für Deutschland wichtigsten Zufriedenheitsfaktoren. Hier findet sich die Work-Life-Balance auf dem letzten Platz. Wichtiger sind deutschen Arbeitnehmern eine kompetente Unternehmensleitung, eine Unternehmenskultur und Werte, die mitgetragen werden können, sowie Karriereaussichten.
Glassdoor hat die Zufriedenheitswerte nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Kanada und Frankreich eingeordnet. Das Ergebnis ist in allen Ländern ähnlich. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist nicht unwichtig, steht aber überall hinter den sonstigen genannten Faktoren.
Massagen am Arbeitsplatz, Latte Macchiato vom Barista, Fitness-Center im Unternehmen, weitere Sportangebote, ein eigenes Kino. Unternehmen lassen sich heute viel einfallen, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. Ich frage mich nur immer, wieso diese Dinge als Faktoren zur Verbesserung der Work-Life-Balance betrachtet werden. Ich habe doch kein besseres Privatleben, wenn ich Sport bei meinem Arbeitgeber treibe, seinen Kaffee konsumiere oder mich kostenlos massieren lasse. Ich habe ein besseres Privatleben, wenn ich rechtzeitig das Unternehmen verlassen, nicht, wenn ich länger bleiben kann.
Dieter Petereit
Interessante Beiträge zum Thema:
- Der „Work-Life-Balance“-Begriff birgt Probleme – glaubt diese Soziologin
- Work-Life-Balance: Wunsch nach der 4-Tage-Woche steigt weiter an
Dein Argument ist goldrichtig. Hier versuchen Unternehmen zum „Zweiten (idealerweise sogar ersten!) Zuhause“ zu werden und keine Work-Life-Balance zu fördern.
Meiner Erfahrung nach deuten diese ganzen Hipster-Benefits auch darauf hin, dass das Gehalt einfach schlecht ist.
Wenn ein Unternehmen mir schlicht ein ordentliches Gehalt zahlt, kann ich mir auch selber Fitness-Center, Masseur, Bio-Kaffee und frisches Obst leisten. Vor allem auch selber entscheiden, was ich überhaupt brauche. Vielleicht esse ich ja kein Obst! ;-)
Als Angestellter, Papa und Nebenunternehmer kann ich wohl gut behaupten, das keines der genannten Dinge wirklich die Work-Life-Balance betreffen, sondern eher die lange Weile für stupide Jobs verdrängt.
Aber auch die Personalabteilung unseres Unternehmens hat dies völlig falsch verstanden und baut eher Mechanismen auf, die eine Balance erschweren.
Es freut mich zu sehen, dass das Thema Arbeitsplatz, work-life-balance und Fokus auf die Bedürfnisse des Mitarbeiters auch in Deutschland eine zunehmend bedeutungsvollere Rolle spielen.
Genau wie die Studie sagt: „wichtiger sind deutschen Arbeitnehmern [u.a.] eine Unternehmenskultur und Werte, die mitgetragen werden können…“ spielt work-life-balance eine Rolle, jedoch eben auch die gelebte Unternehmenskultur.
Diesen beiden Aspekten ist eine durch das Unternehmen geförderte Campus-Experience zuträglich.