Die 40-Stunden-Woche ist für viele Menschen zu viel: Überstunden, die über dem gesetzlichen Maximum liegen, sind vielerorts die Regel und auch der Leistungsdruck steigt unaufhörlich. Dass dieses Bild kaum überzogen scheint, unterstreicht eine Befragung, die die Work-Life-Balance der Deutschen thematisiert. Die nicht repräsentative Umfrage mit dem Titel „Arbeitsmotivation 2019“ kam zu dem Ergebnis, dass 55 Prozent der 1.004 Teilnehmenden gerne in einer Vier-Tage-Woche für weniger Geld arbeiten würden. In Auftrag gegeben hat die Umfrage der Personaldienstleister Manpower Group. Durchgeführt hat sie das Marktforschungsinstitut Toluna.
4-Tage-Woche wird immer häufiger getestet
Vor einem Jahr äußerten sich in der gleichen Studie noch 49 Prozent der Befragten positiv zur Vier-Tage-Woche. Das alternative Arbeitszeitmodell werde mittlerweile „immer häufiger diskutiert und von einigen Firmen bereits umgesetzt“, sagte Frits Scholte vom Manpower Group. Mitarbeiter, die nach dem Modell arbeiten, seien „nicht nur zufriedener, sondern auch produktiver“. In einem Interview mit t3n haben verschiedene Unternehmer und Unternehmerinnen, die das Konzept eingeführt haben, den Effekt bestätigt. Zwar sei das in der Praxis nur schwer messbar, jedoch spüre man deutlich, dass die Teams motivierter seien.
„Sie schaffen in 25 bis 30 Stunden genauso viel wie früher in 40 Stunden.“
Anna Kaiser von der Jobsharing-Plattform Tandemploy erklärt beispielsweise, dass sie inzwischen mit Teilzeit-Kollegen zusammenarbeite, die sie schon aus früheren Vollzeit-Arbeitsverhältnissen kenne. „Sie schaffen in 25 bis 30 Stunden genauso viel wie früher in 40 Stunden“, lautet ihr Fazit. Auch Jan Eppers vom Kommunikationsdienstleister Frische Fische stimmt zu, dass sich die Produktivität einer Agentur nicht in Stückzahlen messen lasse. „Mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass die Motivation und somit die Qualität der Arbeit gestiegen sind“, so der Gründer. „Wir sind gefühlt einfach kreativer geworden.“
Dass das alternative Arbeitsmodell einer Vier-Tage-Woche jedoch nicht für alle Menschen funktioniert, zeigen immer wieder auch andere Beispiele. So hat der Gründer einer Programmierer-Weiterbildungsfirma, Ryan Carson, sein eigenes Experiment schnell wieder beendet. Sein Unternehmen Treehouse gab 2015 bekannt, dass die 87 Angestellten nur noch 32 Stunden, also vier Tage pro Woche, arbeiten müssen. Nach einem Jahr war jedoch Schluss. Carson stellte bei sich selbst fest, dass seine Produktivität sinke. „Ich legte zu wenig Arbeitsmoral an den Tag und das schadete dem Geschäft und unserer Mission“, so Carson. „Es war furchtbar.“
4-Tage-Woche: Mitarbeiter sollten einbezogen werden
Dass die Vier-Tage-Woche eine Chance sein kann, hat sich vielerorts bestätigt. Dass sie jedoch auch ein hohes Maß an Flexibilität benötige, weiß auch Tandemploy-Mitgründerin Anna Kaiser. Sie rät zu einer grundsätzlichen Offenheit, andere Arbeitsmodelle auszuprobieren und für sich das passende Mosaik daraus zu basteln. „Die Mitarbeiter kann und sollte man dabei unbedingt einbeziehen, denn flexible Unternehmen gestalten wir am Ende alle gemeinsam.“ Ob in Form einer Vier-Tage-Woche oder entlang verschiedener Teilzeit- oder Jobsharing-Modelle, sei zweitrangig. Das hänge auch stark von der Branche und den Tätigkeiten ab.
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Der erste Schritt wäre (wie in Frankreich) die gesetzliche Höchstarbeitszeit auf 35 Stunden zu senken und Überstunden (wie in Luxemburg) von einer vorherigen Genehmigung der Gewerbeaufsicht abhängig zu machen.
Wenn so viele Mitarbeiter es wollen, warum gehen sie nicht einfach auf ihren Arbeitgeber zu und fragen nach der 4-Tage-Woche. Ich kenne genügend Unternehmen, bei denen das möglich ist. Es tut nur kaum einer. Wie wurde eigentlich die Frage in der Studie gestellt?
Lidl und Aldi erfahren es auchgerade: Verbraucher sagen zwar, dass sie bereit sind mehr Geld für artgerecht Haltung von Tieren auszugeben, greifen aber weiter zum Billigfleisch.