Jeder 3. Berufstätige scheut sich vor Bewerbungen – das sind die Gründe

Vor allem, weil sie Bewerbungsgespräche unangenehm finden, versenden viele Arbeitnehmer:innen keine Bewerbungen. (Foto: 1st footage / Shutterstock)
Im Bewerbungsprozess geht es darum, sich unter Beweis zu stellen und sich gegen Mitbewerberinnen und -bewerber durchzusetzen – eine Situation, die vielen Menschen unangenehm ist, wie eine repräsentative Umfrage von Indeed unter 1.000 Berufstätigen zeigt. Gut ein Drittel der Befragten gab an, sich ungern zu bewerben. Der häufigste Grund dafür ist Stress und Druck im Bewerbungsprozess: 52 Prozent der Personen, die sich vor Bewerbungen scheuen, stimmten dieser Aussage zu. Weitere Gründe für die Unlust sind unter anderem die Angst vor Ablehnung, Enttäuschung und negativem Feedback (46 Prozent), Unsicherheit über Erfolgschancen (38,3 Prozent), Zeitaufwand und Komplexität für das Erstellen von Bewerbungsunterlagen (35,1 Prozent) sowie mangelnde Rückmeldung, Kommunikation und Transparenz seitens der Unternehmen (33,7 Prozent). Auch negative Erfahrungen mit vorherigen Bewerbungen und Zweifel an der Fairness der Prozesse spielen eine Rolle.
Vorstellungsgespräche sind unangenehm
Der unbeliebteste Teil im Bewerbungsprozess ist mit Abstand das Vorstellungsgespräch: 56,1 Prozent der Befragten gaben an, dieses als unangenehm zu erleben. Für 38,6 Prozent ist das Warten auf eine Rückmeldung am schlimmsten, während 33,7 Prozent vor allem die Absage fürchten und 33,1 Prozent ungern über die Qualifikationen verhandeln. Ebenfalls rund ein Drittel (31,5 Prozent) empfindet am meisten Abneigung gegen das Erstellen der Bewerbungsunterlagen und nur 4,8 Prozent empfindet keine der Phase als unangenehm. Was bemerkenswert ist: In diesem Teil der Befragung wurden wieder alle 1.000 Teilnehmende inkludiert, also auch diejenigen, die sich gerne bewerben oder dem neutral gegenüberstehen.
Dabei tragen Unternehmen eine Mitschuld daran, dass sich viele Menschen nicht gerne bewerben. 23 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die Geschwindigkeit der Bewerbungsprozesse in Deutschland als langsam empfinden, knapp sieben Prozent sogar als sehr langsam. Neun von zehn wurden außerdem schon mal von einem Unternehmen geghostet – haben also auf ihre Bewerbung nie eine Rückmeldung bekommen. Rund einem Drittel passiert das sogar oft bis sehr oft.
Direkte Ansprache und geringerer Aufwand
Neben besserer und schnellerer Kommunikation gibt es noch weitere Stellschrauben, wie Unternehmen Jobinteressierte zur Bewerbung motivieren können. Rund 40 Prozent würden sich wahrscheinlich häufiger in Bewerbungsprozesse begeben, wenn sie direkt angesprochen würden – etwa von Headhuntern oder Recruiting-Verantwortlichen – und zudem keine großen Aufwände für die Bewerbung entstünden. 26,8 Prozent sind sich sogar sicher, dass sie es dann häufiger versuchen würden.
„Wenn der Bewerbungsprozess so unattraktiv ist, dass er Talente abschreckt, haben wir ein Problem“, sagt Indeed-Geschäftsführer Frank Hensgens. Laut Agentur für Arbeit sind derzeit rund 700.000 Stellen in Deutschland unbesetzt. Darüber scheinen sich die Teilnehmenden der Indeed- Befragung bewusst zu sein: Mehr als die Hälfte von ihnen glauben, dass aktuell ein guter Zeitpunkt ist, sich zu bewerben und bessere Konditionen auszuhandeln. Damit sie das auch tun, müssen Arbeitgeber laut Hensgens aktiv werden: „Unternehmen sind jetzt umso mehr gefordert, sich auf Jobsuchende einzulassen und sie wieder stärker zu motivieren, sich zu bewerben.“
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