
Mal ehrlich: Sich auf Jobs zu bewerben, dürfte kaum jemandem Spaß bereiten. Zeugnisse zusammensuchen, Lebenslauf aktualisieren, Anschreiben formulieren – geht das nicht auch alles einfacher?
Gerade bei Bewerbungsschreiben ziehen immer mehr Menschen KI-Tools zurate. Wie mit ChatGPT ein Anschreiben entsteht und was Personalverantwortliche vom Ergebnis halten, hat t3n-Redakteur Andreas Weck schon vor einiger Zeit getestet. Aber was ist eigentlich mit dem Lebenslauf?
„Hey ChatGPT, kannst du mir einen Lebenslauf schreiben?“
An sich muss so ein Lebenslauf ja „nur“ aktuell gehalten werden. Wer sich aber nach längerer Zeit im gleichen Job nach etwas Neuem umsieht, will vielleicht auch im Lebenslauf neue Akzente setzen – und schon wird aus dem vermeintlich pflegeleichten Aktualisieren eine größere Umbaumaßnahme. Warum also nicht ein KI-Tool zurate ziehen?
Um einen Lebenslauf mit ChatGPT zu erstellen, reicht die Basisversion von OpenAIs Chatbot. Eine Gebühr wird dabei nicht fällig, dafür aber eine Anmeldung mit Namen, E‑Mail-Adresse und Telefonnummer.
Worauf du bei der Gratisversion außerdem achten solltest: Es gibt ein Promptlimit. Ist das erreicht, gibt das Programm zwar noch Antworten, arbeitet eine Zeit lang aber nicht mehr garantiert mit der aktuellsten GPT-Version. Die Option, den Lebenslauf als PDF zu exportieren, fällt dann zum Beispiel weg – es lohnt sich also, die Datei vielleicht schon zwischendurch einmal zu exportieren.
Los geht es mit einer einfachen Frage: „Hey ChatGPT, kannst du mir einen Lebenslauf schreiben?“
Lebenslauf mit ChatGPT: Es geht auch ohne Kontaktdaten
ChatGPT hilft „gern dabei“, will dafür allerdings einige Informationen per Chatnachricht. Die Liste ist lang: Damit das KI-Tool einen Lebenslauf erstellen kann, braucht es Angaben zu Berufserfahrung, Bildungsabschlüssen, Fähigkeiten und optional auch zu den persönlichen Interessen und Hobbys. Dazu kommen Zertifikate und Angaben zu Weiterbildungen. Wer will, kann außerdem Referenzen einpflegen.
Und noch etwas will ChatGPT für den Lebenslauf: die persönlichen Daten, also Name, Adresse, Telefonnummer und E‑Mail-Adresse. Im Test beschließe ich, gerade meine Adresse, die ich im Anmeldeprozess noch nicht preisgeben musste, nicht anzugeben. ChatGPT arbeitet im weiteren Verlauf stattdessen mit einem Platzhalter, den man im Nachhinein außerhalb des Chats bearbeiten kann.

Wer die Eingabemaske nicht komplett ausfüllt, bekommt von ChatGPT Platzhalter an den entsprechenden Stellen. (Screenshot: t3n/ChatGPT)
Weil ChatGPT noch nicht in der Lage ist, beispielsweise ein Linkedin-Profil selbstständig auszulesen, lohnt es sich, die Anforderungsliste von ChatGPT zu kopieren und im eigenen Antwortfeld schlicht auszufüllen.
Tabellarischer Lebenslauf: ChatGPT ergänzt Details
Heraus kommt ein tabellarischer Lebenslauf, der im Test noch relativ knapp ist. Kein Wunder, schließlich habe ich zu meiner Arbeit bei t3n beispielsweise nur „Produktion von journalistischen Inhalten für Print, Audio und Online“ angegeben.
Ich bitte ChatGPT, meine „Aufgaben und Verantwortlichkeiten“ detaillierter zu beschreiben. Dafür muss der Chatbot eigenständige Antworten generieren, ich gebe ihm keinen weiteren inhaltlichen Input. Und tatsächlich liefert das Programm eine relativ generische, aber passende Ausführung, was ich denn bei meiner Arbeit für t3n so mache. Die einzige Falschinformation, die sich so aber in vielen Lebensläufen wiederfinden dürfte: Laut ChatGPT beherrsche ich den Umgang mit Microsoft Excel.
Neben den beruflichen Ergänzungen bitte ich ChatGPT um zusätzliche Informationen zu meinem Studium. Auch hier bleibt es relativ generisch, woher soll das Programm auch wissen, welche Nebenfächer ich gewählt habe oder wie der genaue Titel meiner Abschlussarbeit lautet. Dass in einem journalistischen Studiengang aber beispielsweise Medienrecht und Medienethik unterrichtet werden, hat sich der Chatbot ganz gut zusammengereimt.

Wer den eigenen Lebenslauf etwas umfangreicher gestalten will, kann ChatGPT um Ergänzungen bitten. (Screenshot: t3n/ChatGPT)
Kurz und knackig: Das muss man ChatGPT noch sagen
ChatGPT spuckt den Lebenslauf nach jeder Anfrage komplett neu aus. Das ist zwar praktisch, um die tabellarischen Stichpunkte später zum Beispiel in Form einer PDF-Datei zu übernehmen, erzeugt im Chat aber ziemlich lange Antwortblöcke.
Weil auch der Lebenslauf selbst bisher relativ lang ist, lohnt es sich, ChatGPT vor dem Export noch zu bitten, ihn auf eine A4-Seite zu kürzen. Dafür kickt der Chatbot einige der zuvor generierten Details aus dem Lebenslauf, die wesentlichen Informationen bleiben aber erhalten. Wer will, kann hier zum Beispiel auch noch einmal eine andere Anordnung der einzelnen Stationen fordern.

Weil der Lebenslauf mitunter recht lang ausfällt, lohnt es sich, ChatGPT um eine Kürzung auf A4 zu bitten. (Screenshot: t3n/Shutterstock)
Inhalt ja, Optik nein: Wo ChatGPT an seine Grenze kommt
Das inhaltliche Gerüst steht also. Besonders hübsch ist das, was ChatGPT auf Anfrage und nach einer relativ langen Analysezeit auch als bearbeitbares PDF liefert, aber nicht.

Ein optisches Highlight ist der Lebenslauf mit ChatGPT noch nicht – ein bearbeitbares PDF bietet Raum für Feinschliff. (Screenshot: t3n/ChatGPT)
Auf die Frage, ob das Programm den Lebenslauf auch optisch aufbereiten könne, rät der Chatbot unter anderem, die bereitgestellten Informationen „in ein Textverarbeitungsprogramm wie Microsoft Word oder Google Docs zu kopieren und das Dokument dort zu formatieren“. Außerdem liefert ChatGPT Links zu Lebenslaufvorlagen in Tools wie Canva und Adobe Spark als Antwort.
Zeit für ein Fazit – das gemischt ausfällt. ChatGPT liefert gute Inspirationen, wie sich einzelne Stationen im Lebenslauf darstellen lassen und welche Kompetenzen man dabei vielleicht erworben haben könnte. Das funktioniert auch, wenn man nicht alle Informationen zur eigenen Person preisgeben will. Einen inhaltlichen Gegencheck, den Feinschliff und vor allem die optische Aufbereitung muss man am Ende aber doch noch selbst übernehmen.