Big Brother Awards 2021: „Oscar für Datenkraken“ geht an Doctolib und die EU-Kommission

In mittlerweile 19 Ländern weltweit werden die sogenannten „Big Brother Awards“ vergeben. Sie prämieren Datensünder in Wirtschaft und Politik und wurden deshalb von der französischen Tageszeitung Le Monde „Oscars für Datenkraken“ genannt. In Deutschland zeichnet der Digitalcourage e.V. in Kooperation mit dem Chaos Computer Club und weiteren Mitveranstaltern für die Vergabe der Preise verantwortlich.
Am Freitagabend durften sich wieder einige bekannte und weniger bekannte Nominierte des Preises erfreuen. In der Kategorie Gesundheit etwa geht der Big-Brother-Award 2021 an das Berliner Unternehmen Doctolib. Laut Jury missachtet der Vermittler von Arztterminen auf seiner Internetplattform die Vertraulichkeitspflicht. Zudem soll er die Daten der Nutzer und jene aus Arztpraxen für kommerzielle Marketingzwecke verarbeiten.
In der Kategorie Verkehr zeichnete der Verein die EU-Kommission aus. Die Datenschützer kritisieren die seit 2021 für Neuwagen verpflichtende Einführung des Verfahrens „On-Board Fuel Consumption Meter“ (OBFCM). Dabei würden große Mengen an technischen Informationen eines Autos aufgezeichnet und zusammen mit der Fahrzeugidentifikationsnummer an den Hersteller übermittelt.
Die EU-Kommission hatte schon vor der Preisvergabe gegenüber der Deutschen Presse-Agentur diesen Vorwurf zurückgewiesen und das Verfahren OBFCM für unverzichtbar erklärt. Immerhin stelle die Überwachung des Kraftstoffverbrauchs sicher, dass die EU-Rechtsvorschriften zur Emissionsreduzierung korrekt umgesetzt würden. Damit sei das Verfahren „eine Notwendigkeit, um die Klimaerwärmung und die Schadstoffemissionen des Straßenverkehrs zu reduzieren“, ließ ein Sprecher der EU-Kommission wissen.
Dabei sei klar, dass die Speicherung der Daten den Regeln der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen müsse. Das sei gerechtfertigt. Immerhin habe jeder Fahrzeughalter das Recht, das Auslesen und Melden der Daten zu verweigern. Die Überwachung der Fahrzeugbesitzer sei nicht erlaubt.
Weitere Awards gingen an…
Weitere Preisträger sind Google in der Kategorie „Was mich richtig wütend macht“, der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Julian Nida-Rümelin, in der Kategorie „Public Intellectual“ und die Firma Proctorio in der Kategorie „Bildung“. – mit Material der dpa
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