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Kolumne

Bitcoin: Das kommt nach dem Crash

Erstmals seit Anfang Dezember hat der Bitcoin-Wert die 10.000-Dollar-Marke unterschritten. War das jetzt schon der große Crash oder geht es noch tiefer bergab? Und wie geht es weiter?

Von Enno Park
4 Min.
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(Grafik: Champ008 / Shutterstock)

Lange Zeit schien es nur nach oben zu gehen. Experten versprachen ewiges Wachstum. Leute, die sonst wenig bis nichts mit Finanzgeschäften zu tun haben, stiegen ein, weil die Zeitungen drüber berichteten. Manche nahmen gar Kredite auf, in der Hoffnung, dass die Kursgewinne höher als die Zinsen ausfallen würden. Eine Marktaufsicht existierte genauso wenig wie gesetzliche Regulierungen. Dann stagnierten vorübergehend die Kurse, der Markt wurde nervös und schließlich kam es zum Crash, der nicht nur viele Anleger ruinierte, sondern auch der Weltwirtschaft eine jahrelange Depression bescherte.

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Die Rede ist nicht vom Bitcoin, sondern vom schwarzen Freitag 1929. Es ist erstaunlich, wie sehr die Entwicklung des Bitcoin diesem Ereignis ähnelt. Oder auch dem Dotcom-Crash im Jahr 2000, der Finanzkrise von 2007 oder der niederländischen Tulpenmanie von 1637, als Tulpenzwiebeln zum Spekulationsobjekt wurden und ein einziges Exemplar vorübergehend das dreifache eines mondänen Hauses wert sein konnte. Ob man es wirklich mit einer Spekulationsblase zu tun hat, kann grundsätzlich erst beurteilt werden, wenn sie geplatzt ist.

Allerdings gibt es etliche gängige Merkmale, die auf Blasen hindeuten: das Aufkommen neuer Technologien (was im weiteren Sinne sogar für Tulpen galt, die erst im 16. Jahrhundert nach Europa kamen), Innovationen auf den Finanzmärkten, ständige Berichterstattung in den Medien, gesteigertes Interesse in den Teilen der Bevölkerung, die sich sonst nicht mit Geldanlagen beschäftigen, und vor allem eine drastische Überbewertung mit Preisen, die den eigentlichen Wert eines Spekulationsobjektes astronomisch übersteigen.

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All diese Punkte treffen so auch auf den Bitcoin zu, wenn auch unklar ist, worin beim Bitcoin der Wert bestehen soll. So häuften sich in letzter Zeit die Warnungen von Ökonomen, die Entwicklung des Bitcoins trage alle Anzeichen einer Spekulationsblase, während die Befürworter der Ansicht waren, der Wert stecke im disruptiven Potenzial Blockchain, das bei weitem noch nicht hoch genug bewertet sei. Manche erwarten einen Kursanstieg des Bitcoin bis auf mehr als 100.000 Dollar in den kommenden Monaten oder Jahren. Wer den Bitcoin nüchtern betrachtet, muss einen weiteren Kursverfall zumindest in Erwägung ziehen, schließlich verliefen auch die Abwärtsbewegungen früherer Blasen über mehrere Plateaus und zogen sich mit kurzen Erholungsphasen über Monate hin. Die spannende Frage ist: Wenn anhand der Vergangenheit die gängigen Muster einer Spekulationsphase bestimmt werden können, dann geht das vielleicht auch für die Zeit danach?

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Die Zeit nach dem Crash

Die gute Nachricht vorweg: Drastische Auswirkungen auf die Weltwirtschaft mit Domino-Effekten und Arbeitslosigkeit sind von einem Bitcoin-Crash nicht zu erwarten. Geld verlieren werden vor allem Spekulanten und auch da dürften diejenigen, die Hab und Gut verkauft und Kredite aufgenommen haben, um alles in Bitcoin zu stecken, eine schmerzliche wie kuriose Randerscheinung bleiben. Noch spielt der Bitcoin eine viel zu geringe Rolle für die Weltwirtschaft. Bei einem Crash erst in einigen Jahren könnte das anders aussehen, besonders wenn wie bei der Finanzkrise von 2007 Derivate und toxische Papiere gehandelt werden, die eine starke Hebelwirkung entfalten können. Sollte das Frühjahr 2018 also das Platzen der Bitcoin-Blase markieren, wäre es ein Glück, dass es so früh passiert.

Tatsächlich gibt es für die Phase nach dem Crash einige Beobachtungen aus der Vergangenheit, die sich vielleicht auch auf den Bitcoin und die Blockchain-Geschäftsmodelle übertragen lassen. Kurse und Indizies verfielen drastisch, aber langfristig lagen sie in vielen Fällen trotzdem höher als vor der Blase. Das scheint vor allem dann der Fall zu sein, wenn hinter dem Spekulationsobjekt ein echter Markt oder Wert mit weiterhin realistischen Geschäftsmodellen steckt.

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Markantestes Beispiel ist die Dotcom-Blase und ihr Platzen im Jahr 2000. Das Internet ging ja nicht weg und damit auch nicht die Möglichkeiten, online Geld zu verdienen. AOL erlebte zwar in den Folgejahren seinen Niedergang, kaum jemand erinnert sich heute noch an Pets.com, Altavista oder Consors und die deutsche IT-Branche war erstmals mit Arbeitslosigkeit konfrontiert. Doch die Blase schlug ins Gegenteil um und viele Firmen waren plötzlich unterbewertet. Google überstand den Crash genauso wie Amazon oder Ebay. Apple überwand völlig unerwartet die hausgemachte Krise mit ganz neuen Produkten und Geschäftsmodellen und etliche zunächst völlig unbekannte Startups wie Facebook traten auf den Plan.

Es gibt also durchaus Chancen, dass etwas Ähnliches auch mit Kryptowährungen und Blockchain-Anwendungen passiert. Leider kann im Moment niemand sagen, ob Bitcoin das AOL oder das Apple der Blockchain-Welt ist. Das ist natürlich ein etwas schräger Vergleich, denn hinter Bitcoin steht eben kein einzelnes Großunternehmen, sondern eine Bewegung von weltweit über das Internet verbundenen Idealisten, die auch nach bisherigen Crashs unverdrossen weitergemacht haben. Wer Bitcoin teuer eingekauft hat, sollte nach einem Crash den Verlust abschreiben, ohne sie gleich wieder zu einem niedrigen Trash-Preis zu verkaufen. Denn wer dann verkauft, hat auf jeden Fall Geld verloren. Wer aber hält, hat die zumindest geringe Chance, dass die Kurse langfristig doch wieder steigen.

Blockchain ist die Blase in der Blase

Bisherige Crashs führten oft zu einer strengeren Regulierung. Diese Anzeichen sind auch schon beim Bitcoin bemerkbar, etwa wenn G20-Gipfels setzen. Eine solche Regulierung dürfte dazu führen, dass windige Anbieter untergehen, während nachhaltige Ideen und Geschäftsmodelle eher stabilisiert werden. Gerade die vielen Altcoins könnten in Konkurrenz untereinander um eine Funktion als Online-Währung treten. Dazu sind wegen der hohen Volatilität die meisten Kryptowährungen nicht geeignet. Gelingt es einer Coin, ihren Wert so stabil zu halten, dass die Leute anfangen, sie als Währung für Alltagstransaktionen zu benutzen, könnte hierin ein nachhaltiger Wert entstehen. Ein Crash, der Spekulanten vertreibt, dürfte also vielen Blockchain-Idealisten durchaus gelegen kommen.

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Ein weiteres Problem steckt aber nicht Kapriolen schlagende Bitcoin, Ripple oder Ether, sondern in der Blockchain selbst. Die soll ja für etliche anderen Anwendungen Verwendung finden, von Smart Contracts über Online-Wahlen und Grundbüchern bis hin zu Patenten und Lizenzen. Allerdings ist der Overhead, zahllose redundante Kopien von Blockchains an vielen Stellen im Netz zu pflegen, ausgesprochen hoch und nicht gerade sparsam, wenn es um den Energieverbrauch geht. Hier könnte gewinnen, wem es gelingt, das Blockchain-Konzept zu optimieren, ohne die Redundanz dabei aufzugeben, was nach der Quadratur des Kreises klingt. Eine weitere offene Frage ist, wer all die Blockchains pflegen soll, wenn es kein Incentive gibt wie beim Minen von Kryptowährungen. Hier können idealistische Strukturen ähnlich der Wikipedia genauso entstehen wie genossenschaftliche Projekte oder große Infrastrukturanbieter. Und für all diese Anwendungen müssen dann auch Schnittstellen zu bestehenden Systemen sowie Apps und Benutzeroberflächen geschaffen werden. Solange diese Probleme nicht abschließend gelöst sind, ist die Blockchain eine Blase in der Blase. Auch hier beobachten wir teilweise absurde Kursanstiege, sobald ein Unternehmen das Wort „Blockchain“ im Namen trägt oder ein entsprechendes Projekt ankündigt, während eine Untersuchung der Consulting-Firma Deloitte ergab, dass 92 Prozent aller Blockchain-Projekte auf Github tot sind. Es spricht also vieles dafür, dass unabhängig von Finanzspekulationen mit dem Bitcoin auch das Blockchain-Konzept an sich gerade auf dem Höhepunkt seines Hype-Cycles steht und erst durch ein tiefes Tal durch muss, bis wirklich brauchbare Anwendungen im Alltag der weniger Technik-Affinen Firmen und Verbraucher ankommen. Anders gesagt: Das erinnert alles sehr an das Internet der 1990er Jahre.

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Kommentare (2)

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Herr Eismann

„…zahllose redundante Kopien von Blockchains an vielen Stellen im Netz zu pflegen, ausgesprochen hoch und nicht gerade sparsam, wenn es um den Energieverbrauch geht. Hier könnte gewinnen, wem es gelingt, das Blockchain-Konzept zu optimieren, ohne die Redundanz dabei aufzugeben, was nach der Quadratur des Kreises klingt. ..“

Schon mal was von NXT, ARDOR, IGNIS und Co. gehört?
Erst infomieren, dann schreiben…

Viele Grüsse

ezhkov.vadim74

the market will soon recover. This correction has been observed for 4 years. by the end of the year we are waiting for an increase in the cost of bitcoin * 4

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