
Genau hinsehen darf man beim jüngsten Positionspapier der Bank of America nicht. Schon am Freitag hatten wir die Berechnung der Analysten aufgegriffen, eine Bitcoin-Transaktion setze soviel Kohlendioxid frei wie 60 Auto. In dem Zuge hatte die Bank of America sich sogar zur Aussage verstiegen, es gebe „keinen guten Grund, BTC zu besitzen, es sei denn, man sieht, dass die Preise steigen“.
Dabei belassen es die Analysten indes bei Weitem nicht. Besonders eine andere Aussage ist mindestens gewagt.
Bank of America: Wale dominieren Bitcoin
Ein wesentliches Argument gegen Bitcoin zieht die Bank of America aus der Behauptung, nur 2,4 Prozent aller Adressen hielten 95 Prozent aller Bitcoin. Die allermeisten Adressen hielten sogar überhaupt keine Bitcoin.
Durch diese beiden Aussagen suggerieren die Analysten, dass der Bitcoin durch ganz wenige, aber sehr große Anleger dominiert würde. Das würde die Kryptowährung für Anleger uninteressant machen, weil das Anlagegut zu illiquide wäre, um nennenswerte Handelsvolumina zu generieren.
Noch uninteressanter würde der Bitcoin dadurch als Zahlungsmittel. Die Tauglichkeit als Zahlungsmittel sehen unisono alle Banker der Welt als wesentliche Voraussetzung für den langfristigen Erfolg des Bitcoins. Bei einer so starken Konzentration hätten viel zu wenige Marktteilnehmer überhaupt Bitcoin, um das System in Gang zu halten.
Zwar ist es nicht so, dass Fiat-Vermögen nicht auch einer gewissen Konzentration unterläge. Die aber bewertet die Bank of America als weit weniger deutlich. So hielten ein Prozent der US-Amerikaner 30 Prozent des Haushaltsvermögens.
Falsch: Wale dominieren den Bitcoin nicht
Das klingt, als hätten die Analysten hier einen Punkt. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass die Grundannahme der Bank of America falsch ist.
Das lässt sich sehr schön anhand einer Auswertung der On-Chain-Analysten von Glassnode erkennen. Die räumt zunächst mit der Fehlwahrnehmung auf, dass sich 95 Prozent der Bitcoins auf 2,4 Prozent aller Adressen konzentrieren.

Verteilung der Bitcoins. (Quelle: Glassnode)
Hier macht die Bank of America mindestens den Fehler, zu übersehen, dass es Krypto-Exchanges gibt, die die Bitcoins ihrer Nutzer verwalten. Schon daraus ergibt sich eine optische Konzentration, die aber keine tatsächliche Entsprechung hat.
Laut Glassnode halten Exchanges 12,7 Prozent aller Bitcoins, Miner weitere 9,7 Prozent. Großanleger mit 1.000 und mehr Bitcoins halten rund 32 Prozent aller BTC. Das bedeutet, dass über 40 Prozent aller Bitcoins von Anlegern gehalten werden, die unter 1.000 Coins halten. Knapp fünf Prozent aller BTC-Enthusiasten halten Bitcoin im Satoshi-Bereich.
Und was ist mit Bitcoin-ETNs? Ich habe einen Teil meiner Bitcoins in ETNs, die zu 100% mit physischen Bitcoins besichert sind. Das heißt, die Firma kauft sie für mich und verwahrt sie bei sich. Diese Bitcoins gehören aber mir, da ich die entsprechenden ETCs habe. Wurde das in der Grafik berücksichtigt? Sieht nicht danach aus. Ich denke, wenn man das berücksichtigt, dann wäre die Verteilung noch differenzierter