Black Friday nur eine Illusion? Verbraucherzentrale klärt über algorithmische Verkäufertricks auf
Wohl jeder und jede hat es bereits bemerkt: Preise beim Onlineshopping sind längst nicht mehr für alle Kaufinteressierten gleich. Zudem können sie sich in kürzester Zeit stark verändern – manchmal mehrfach innerhalb desselben Tages.
Fiktiver Onlineshop legt Tricks offen
Der Deutsche Bundestag hatte das bundesweite Projekt „Wirtschaftlicher Verbraucherschutz“ ins Leben gerufen. Den hat das Verbraucherschutzministerium in Kooperation mit der Verbraucherzentrale nun umgesetzt.
Verbraucherinnen und Verbrauchern sollten die Einflussfaktoren, die bei der Preisdynamik im Onlinehandel eine Rolle spielen, transparent gemacht werden. Genau das soll der fiktive Onlineshop WasistdeinPreis.de leisten. Der lässt sich unter verschiedenen typischen Kundenprofilen besuchen und zeigt dann, wie Preisalgorithmen eingesetzt werden, um unterschiedlichen Besuchenden unterschiedliche Angebote zu machen.
Besuchszeitpunkt nur ein Einflussfaktor von vielen
Anders als im stationären Einzelhandel ändern sich Preise in Onlineshops sehr häufig und sehr stark. Manche Onlinehändler verändern regelmäßig Teile ihres Sortiments im Preis. Das kennen wir bereits von den Benzinpreisen, die sich auch je nach Tageszeit und Wochentag verändern. Während die Schwankungen bei den Spritpreisen noch relativ leicht vorhersagbar sind, sieht das im Onlinehandel ganz anders aus.
Denn hier kann es von vielen Faktoren abhängen, welche Waren und Dienstleistungen Verbraucherinnen und Verbrauchern zu welchen Preisen angezeigt werden. Natürlich spielt auch hier der Zeitpunkt ebenso eine Rolle wie die Preise der Konkurrenz. Zunehmend wichtiger werden aber auch die Nutzerin oder der Nutzer selbst.
So schützt du persönliche Daten vor dem Onlineshop
Denn Onlinehändler kennen heute das Surfverhalten ihrer Kundschaft, ihre Interessen, vorab durchgeführte Kaufrecherchen, aber auch ihre Standorte sehr genau. Im einfachsten Fall führt das zunächst nur dazu, dass bestimmte Artikel auf der Startseite des Shops prominent platziert werden.
Die wichtigste Währung, mit der Kundinnen und Kunden heutzutage bereits zahlen, bevor sie ein Produkt in den Warenkorb gelegt haben, sind die persönlichen Daten. Deshalb rät die Verbraucherzentrale zu verschiedenen einfachen Maßnahmen.
Das regelmäßige Löschen der Browser-Cookies etwa erschwert es Shop-Betreibern, Profile von Käuferinnen und Käufern zu erstellen. Wer den Aufwand scheut, kann seinen Browser auch so einstellen, dass Cookies automatisch gelöscht werden, wenn das Browser-Fenster geschlossen wird.
Aber auch ohne Cookies lassen sich mit etwas Aufwand noch sehr genaue Profile entwickeln. Denn etwa über die individuellen Browsereinstellungen und die installierten Plugins lassen sich dennoch sogenannte Fingerabdrücke oder „Supercookies“ erstellen. Je individueller die Einstellungen und je vielfältiger das eigene Plugin-Portfolio, desto genauer wird der Fingerabdruck. So lassen sich Nutzerprofile eindeutig zuordnen.
Wer das verhindern möchte, sollte im Inkognito-Modus surfen und die IP-Adresse verbergen. Spezialisierte Browser-Plugins helfen, die Datenübermittlung an Website-Betreiber zu unterbinden. Wer Facebook nutzt, darf davon ausgehen, dass Likes und Dislikes ebenfalls einen Einfluss auf den konkreten Preis nehmen – jedenfalls bei großen Shops.
Diese allgemeinen Strategien schützen dich vor Preisüberraschungen
Neben dem Vermeiden der Preisgabe persönlicher Daten können Kaufinteressierte ähnlich vorgehen wie beim Tanken – nämlich dann zu kaufen, wenn andere nicht kaufen. Es ist pure Betriebswirtschaft: Sinkt die Nachfrage, fällt der Preis. Wer also beispielsweise Weihnachtsgeschenke kurz vor Weihnachten kaufen will, zahlt mit Sicherheit die höchsten Preise.
Zudem rät die Verbraucherzentrale dazu, vermeintlich besonders exklusive Angebote, häufig als „Secret Deals“ oder Superschnäppchen bezeichnet, links liegen zu lassen. Häufig seien diese vermeintlichen Schnäppchen teurer als reguläre Angebote. Generell gelte, dass stets die Überlegung angestellt werden sollte, was der persönlich akzeptable Preis für ein Produkt oder eine Dienstleistung sei. Die Frage „Brauche ich das wirklich?“ sollte dem noch vorangestellt werden.