Blockchain, KI oder aus der Petrischale: So technologisiert kann Kaffee sein
Ungefähr seit dem Ende des 16. Jahrhunderts kennt man in Europa den Kaffee – und seitdem hat sich nur wenig am Grundprinzip des Heißgetränks geändert: Geröstete und gemahlene Kaffeebohnen werden mit heißem Wasser aufgegossen, je nach Geschmack oder Variante kommen dann Milch, Zucker oder Alkoholika dazu. So weit, so einfach.
Selbstverständlich gibt es in unserer durchtechnologisierten Welt inzwischen zahlreiche Geräte, die euch den Kaffee so optimiert wie möglich in die Tasse bringen. Aber wie sieht es eigentlich sonst aus – wie zukunftsgerichtet ist die Kaffee-Industrie sonst?
Kaffee aus der Petrischale
Wegen der Klimakatastrophe gibt es immer weniger Flächen, die sich zum Kaffeeanbau eignen. Zudem beträgt der CO2-Fußabdruck einer Tasse Kaffee im Durchschnitt 74,9 Gramm – davon entfällt fast die Hälfte (32,99 Gramm) auf den Anbau. Was läge also näher, als genau dort anzusetzen?
Finnischen Wissenschaftler:innen ist es gelungen, Laborkaffee herzustellen. Das Prinzip ist dasselbe wie bei künstlich erzeugtem Fleisch. Im Labor werden Zellkulturen angezüchtet und wachsen dann in Bioreaktoren auf einer Nährlösung. Das Ergebnis ist eine weißliche Biomasse, die nach dem Rösten tatsächlich die tiefbraune Farbe und Konsistenz von gemahlenem Kaffee aufweist. Laut den Wissenschaftler:innen schmeckt der Aufguss auch wie normaler Kaffee. Zudem soll es möglich sein, durch Veränderungen im Röstprozess oder unterschiedliche Zellkulturen verschiedene Variationen und Geschmacksrichtungen zu produzieren.
To-go-Becher mit Blockchain
Apropos Klimakatastrophe: Die Pappbecher, in denen viele von uns den Coffee-to-go trinken, sind auch nicht gerade umweltfreundlich, das ist bekannt. Natürlich gibt es wiederverwendbare Gefäße aus den verschiedensten Materialien, teilweise mit Pfandsystem – aber so richtig etabliert ist das alles nicht. Deshalb will die britische Kaffeehauskette Costa Coffee jetzt mithilfe der Blockchain-Technologie untersuchen, wie sich das Prinzip optimieren lässt.
Nutzer:innen müssen einmalig fünf britische Pfund bezahlen, um an Burt – ein Akronym für „Borrow, Use, Reuse, Take back“, also „Ausleihen, Verwenden, Wiederverwenden, Zurückbringen“ – teilzunehmen. Teilnehmer:innen scannen einen QR-Code auf dem Becherboden, der dann über eine Blockchain ihrem Kund:innenkonto zugeordnet wird. Geben sie das Behältnis in einer Costa-Filiale zurück, scannen die Mitarbeiter:innen den Becher erneut und entkoppeln ihn vom Account. So lassen sich die Wege einzelner Becher und das Nutzungsverhalten der Kaffeetrinker:innen nachverfolgen und analysieren.
KI testet Kaffee
Und natürlich ist Kaffee auch was für künstliche Intelligenzen. Das israelisch-kolumbianische Startup Demetria hat eine KI entwickelt, die frühzeitig im Verarbeitungsprozess erkennen kann, wie der Kaffee schmecken wird. Bisher wurde diese Frage erst kurz vor der Röstung beantwortet, wenn eine Testportion verarbeitet, aufgegossen und von speziell ausgebildeten Menschen beurteilt wurde.
Die Demetria-KI erkennt mithilfe eines Nah-Infrarot-Sensors und einer Datenbank biochemischer Marker bereits an der noch grünen Kaffeebohne, was am Ende rauskommt, so geschmackstechnisch. Kaffeebauer:innen analysieren die Bohnen lediglich mit dem Sensor und der App und wissen, ob sie sich auf einem guten Weg befinden.
Zwar befindet sich die Technologie noch im Anfangsstadium, aber die Branche hat das Potenzial bereits erkannt: Im August dieses Jahres haben Demetria und Nespresso eine Kooperation beschlossen.