Blockchain soll Wirtschaftsstandort stärken: Deutsche Startups gründen Bundesverband

Foto: Shutterstock / PriceM
Im Rahmen der von t3n und dem Hafven veranstalteten Blockchain-Konferenz The Block wies die Rechtsanwältin Dr. Nina-Luisa Siedler bereits darauf hin, dass diverse deutsche Startups an der Gründung eines Bundesverbands Blockchain arbeiten. Die Gründung steht kurz bevor und soll noch im Juni 2017 in den Räumlichkeiten des Bundestags vollzogen werden.
Unternehmen wollen Interessensvertretung für die Blockchain
Das Ziel des Bundesverbands Blockchain ist, einen überparteilichen Verband ins Leben zu rufen, mit dem der Szene eine einheitliche Stimme gegeben werden kann. Bisher mitwirkende Unternehmen sind unter anderem Gnosis, Slock.it, Blockchain Helix, BigchainDB, Brainbot, Chainstep, Freeelio, die IOTA Foundation, Jolocom, Procivis sowie die IPDB Foundation.

Einige der künftigen Gründungsmitglieder des Bundesverbands Blockchain bei einem Planungstreffen. (Foto: Marcus Ewald)
Alle beteiligten Startups hoffen, mit der Gründung auf die Regulierung durch die nach den Bundestagswahlen neu zusammengesetzte Regierung einwirken zu können. In der ersten offiziellen Pressemeldung des Planungsausschusses heißt es: „Blockchain wird die Basistechnologie für die nächste Innovationsstufe des Internets werden, und Deutschland hat eine Chance, sich durch mutige Regulierung weltweit an die Spitze zu setzen. Der Bundesverband soll dabei helfen, diese Chance zu nutzen.“
Gründung am 29. Juni im Bundestag
Die eigentliche Gründung des Verbands sowie die Verabschiedung der ersten Positionen ist für den 29. Juni 2017 in den Räumlichkeiten des Bundestags geplant. Die Ortswahl ist dabei nicht willkürlich, denn zu dem Termin sind neben gesellschaftlichen Vertretern auch Abgeordnete des Bundestages eingeladen. Die Initiatoren planen auch einen politischen Beirat für den Bundesverband, dem Digitalpolitiker aller Parteien angehören sollen.

Marcus Ewald ist Initiator des Bundesverband Blockchain. (Foto: © Laurin Schmid / laurin-schmid.com)
Die Initiative für die Gründung eines Bundesverbands Blockchain kam von Marcus Ewald, seines Zeichens Bundesvorsitzender des Jungen Wirtschaftsrats. Im Gespräch mit t3n betonte er, dass die Blockchain als Technologie seiner Meinung nach eine neue Runde für das Internet einläutet. „Wenn Internet Neuland ist, dann ist die Blockchain Brandneuland. Ohne Expertenhilfe wird jeder Regulierungsversuch echte Innovation in Deutschland ersticken“, gab Ewald zu bedenken. Gemeinsam mit Florian Glatz von blockchain.lawyer, der für den Vorsitz des Bundesverbands kandidieren wird, sprach Marcus Ewald über die Hintergründe.
Florian Glatz und Initiator Marcus Ewald im Gespräch
t3n.de: Marcus, warum brauchen wir einen Bundesverband Blockchain?
Marcus Ewald: Blockchain ist eine neue Basistechnologie, die das Internet verändern wird. Weil sie so neu ist, bewegen sich viele Unternehmer in ungeregelten oder falsch geregelten Gefilden. Um der Politik behilflich zu sein, passend und effektiv die besten Gesetze zu formulieren, wird der Bundesverband ein kompetenter Ansprechpartner sein.
t3n.de: Wie genau kam es denn zu der Idee und wer sind die beteiligten Schlüsselpersonen?
Marcus Ewald: Im Frühjahr formulierte der Junge Wirtschaftsrat ein beachtetes Forderungspapier zum Thema Blockchain. Im Anschluss dazu führten viele Mitglieder der Blockchain-Community Gespräche mit den Bundesvorsitzenden des Jungen Wirtschaftsrats Marcus Ewald – so auch Florian Glatz, Tom Brägelmann, Nina Siedler, Heiko Hees, Daniel Gasteiger und viele mehr. In den Gesprächen wurde schnell klar: Um der neuen Technologie in Deutschland Wachstumschancen zu geben, muss mit dem Gesetzgeber zielführend kommuniziert werden.
t3n.de: Florian, wenn Marucs vom Gesetzgeber spricht, drängt sich natürlich auch die Frage nach Regularien auf. Welche Form der Regulierung wünscht ihr euch von der Bundesregierung? Immerhin besteht bei einer falschen Regulierung die Gefahr, dass die neue Technologie ausgebremst wird.
Florian Glatz: Es gibt zwei Gefahren – die eine ist, dass mit falschen Analogien reguliert wird – also in der Vergangenheit Youtube beispielsweise mit TV gleichgesetzt wurde. Die zweite Gefahr ist Prägulierung, pre-regulation, wo eine neue Technologie ein regulatorisches Korsett bekommt, ohne zu wissen, wohin sie sich entwickeln wird.
t3n.de: Welche Chancen seht ihr in der Blockchain und was erhofft ihr euch von einer Förderung der Technologie für den Wirtschaftsstandort Deutschland?
Florian Glatz: Die Technologie läutet eine neue Runde für das Internet ein. Unser Ziel ist, dass Deutschland dieses Mal vorne mitspielen kann und wieder einen Weltmarktführer hervorbringt.
Interessierte Unternehmen und Einzelpersonen sind eingeladen, ebenfalls mitzuwirken.