Etwas mehr als eine Minute befand sich die New Shepard in der Luft. Es war die Phase der maximalen mechanischen Belastung kurz vor Erreichen der Schallmauer – als es passierte.
Fluchtsystem sprengt Kapsel ab
Das sogenannte Fluchtsystem sorgte für ein Absprengen der Kapsel, in der sich dieses Mal keine Menschen, sondern lediglich 36 Forschungsnutzlasten und Zehntausende Postkarten der Bezos-Stiftung „Club for the Future“ befanden.
Das Landesystem der Kapsel hat dann ordnungsgemäß für eine kontrollierte Landung an den dafür vorgesehenen Fallschirmen gesorgt. Die Nutzlasten dürften sämtlich unbeschädigt sein.
Den Booster hat das Kamerasystem, mit der Blue Origin den Start der Rakete live übertragen hatte, nicht weiterverfolgt. Er dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit abgestürzt sein. Im oben eingeblendeten Video wird es ab etwa 1:20 h interessant.
Im Grunde sollte der Booster ebenso kontrolliert landen, aber in Anbetracht der Fehlfunktionen, die mittlerweile als Triebwerksausfall klassifiziert wurden, gilt das als unwahrscheinlich. Dabei handelt es sich um eine bekannte Schwachstelle an der New Shepard.
Kritikpunkt: Haupttriebwerk ohne Redundanz
Anders als andere Raketen neuerer Bauart verfügt die New Shepard nur über ein Haupttriebwerk. Die Falcon 9 von SpaceX verfügt über insgesamt neun, fliegt aber normalerweise nur mit vier. Da ist eine Menge Redundanz im Spiel.
Für Blue Origin ist es erst der zweite Zwischenfall nach dem allerersten Flug, der ebenfalls misslungen war. Die gute Nachricht: Wären Menschen an Bord der Kapsel gewesen, wären die mit allergrößter Wahrscheinlichkeit weitgehend unbeschadet zur Erde zurück gelangt.