SpaceX fliegt Blue Walker 3, den bislang größten Kommunikationssatelliten, ins All
In der Nacht zu Sonntag hat das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX einen Falcon-9-Booster zum 14. Mal sicher wieder gelandet, sodass er zur weiteren Verwendung zur Verfügung steht. Das ist ein neuer Rekord und zeigt, wie erfolgreich das Unternehmen bei der Entwicklung seiner Booster ist.
SpaceX mit etlichen Rekorden bei Samstagnachtflug
Fast noch interessanter als dieser Erfolg, scheint die Fracht zu sein, die die Falcon 9 ins All transportierte. Neben 34 weiteren Starlink-Cubesats hatte die Rakete einen neuartigen und riesigen kommerziellen Kommunikationssatelliten an Bord.
Der heißt Blue Walker 3 und befindet sich im Prototypenstatus. Gebaut wird das als größtes kommerzielles Kommunikationsarray der Welt bezeichnete Flugobjekt von AST Spacemobile.
Daraus ergaben sich zwei weitere Rekorde. Der Start war der erste, bei dem fünf Triebwerke an der Rakete eingesetzt wurden. Zudem handelt es sich bei Blue Walker 3 mit seinem Gewicht von 1,5 Tonnen um die schwerste Rideshare-Nutzlast, die SpaceX bislang in den Orbit gebracht hat.
So verwundert es nicht, dass sich sogar SpaceX-Chef Elon Musk zu der Mission äußern wollte. „Eine unserer komplexesten Missionen“, schrieb er bei seinem Lieblingsmedium Twitter.
Etwas erstaunlich mögen Beobachtende den Transport des Kommunikationssatelliten mit einiger Berechtigung finden. Denn Blue Walker 3 könnte sich zum veritablen Wettbewerber von Starlink entwickeln.
Starlink-Konkurrenz: Blue Walker 3 bietet Mobilfunk aus dem All
Der Satellit, der im ausgeklappten Zustand 64 Quadratmeter misst, besteht aus einer Vielzahl einzelner Antennen und ist die größte kommerzielle Antennengruppe, die bislang ins All geschossen wurde. Blue Walker 3 soll eine neue Technologie testen, die Nutzenden weltweit Mobilfunkdienste direkt aus dem Weltraum bieten kann.
Das Ziel besteht darin, Versorgungslücken zu schließen und nahtlose Telefon- und Datenbreitbanddienste in unterversorgten Gebieten bereitzustellen.
Damit ähnelt der Einsatzzweck dem des Starlink-Netzes nicht nur. Nach Musks Ankündigung, mit T‑Mobile zusammenarbeiten zu wollen, ist er sogar nahezu identisch. Ein weiteres Wettrennen deutet sich an.
Scott Wisniewski, Chefstratege von AST Spacemobile, erläutert in einem Interview mit Space.com:
„Der Grund, warum unser Satellit so groß ist, liegt darin, dass man für die Kommunikation mit einem Telefon mit geringem Stromverbrauch und geringer interner Stärke eine große Antenne auf einer Seite mit viel Strom benötigt, und das ist ein entscheidender Teil unserer Infrastruktur. Wir glauben, dass dies sehr wichtig ist, um direkt mit den regulären Mobilgeräten zu kommunizieren, ohne dass das Gerät verändert werden muss und ohne dass der Nutzer sich zusätzlich um etwas kümmern muss.“
100 Satelliten für globale Abdeckung nötig
Wie der Chefstratege ergänzt, wird es noch einige Wochen dauern, bis Blue Walker 3 seine federgelagerten Antennen ausfährt. Zuerst müsse eine Reihe technischer Checks durchgeführt werden, heißt es.
Für eine globale Abdeckung reicht der nun in die Umlaufbahn gebrachte Satellit nicht aus. Dazu seien mindestens 100 dieser Großsatelliten erforderlich.
Schon im nächsten Jahr soll Blue Walker 3 allerdings den Betrieb aufnehmen – dann zunächst in einer Gruppe aus sechs Satelliten. Der aktuelle Test wird benötigt, um festzustellen, ob die Satelliten so produziert werden können oder ob es noch Anpassungsbedarf gibt.
25 Mobilfunkanbieter bei AST Spacemobile im Boot
AST Spacemobile hat sich Partner gesichert, die beabsichtigen, die angebotenen Leistungen tatsächlich abzunehmen. 25 Mobilfunkanbieter haben sich bereits verbindlich verpflichtet.
Davon beteiligen sich zehn Unternehmen auch an dem geplanten sechsmonatigen Testbetrieb von Blue Walker 3, der über sechs Kontinenten stattfinden soll.
Zu den Partnern gehören unter anderem Vodaphone, Rakuten Mobile und Orange. Laut Wisniewski können dadurch im ersten Schritt rund 1,8 Millionen Telefonnutzende profitieren.
Astronomen sauer: Blue Walker 3 könnte heller leuchten als die meisten Sterne
Astronomen befürchten massive Nachteile für die Himmelsbeobachtung. Schon der nun gestartete Satellit könne nicht nur leicht vom Boden aus störend sichtbar sein, so ein Bericht im New Scientist.
Es sei sogar wahrscheinlich, dass er heller strahlen wird als alle anderen sichtbaren Himmelskörper, mit Ausnahme des Mondes. Die Kritik ist inhaltlich im Grunde identisch zu der, die wir bereits seit den massenhaften Starlink-Starts kennen – nur deutlicher.
SpaceX hatte zuletzt mit einer mattierten Lackierung der Sonnensegel reagiert. Das soll für weniger Sonnenreflexion und damit weniger störende Lichtblitze sorgen.
Noch diese Woche starten weitere 54 Starlink-Satelliten
Apropos SpaceX und Starlink – schon am späten Dienstagabend dieser Woche soll der in diesem Jahr bereits 42. Start einer SpaceX-Rakete erfolgen, der 180. Start insgesamt.
An Bord soll die neue Mission 54 Starlink-Satelliten haben. Dieser Flug wird vom Space-Launch-Complex 40 auf Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida starten.