Dänemark ist eigentlich eher für das entspannte Hygge-Gefühl, Lego und den Nordseeurlaub bekannt. Dass ausgerechnet die dänische Hauptstadt die Börse mit den 2020 bisher am besten performenden Aktien beheimatet, dürfte selbst ausgemachten Börsenprofis neu sein. Der Leitindex OMX Copenhagen hat in der vergangenen Woche ein neues Allzeithoch erreicht, wie das Handelsblatt schreibt.
Dänischer Aktienindex gewinnt 17,5 Prozent
Im laufenden Jahr schlägt ein Plus von 17,5 Prozent zu Buche. Für Anleger aus dem Euro-Raum bedeutet die leichte Aufwertung der dänischen Krone sogar einen Zuwachs von 18 Prozent seit Januar. Zum Vergleich: Der US-Börsenindex S&P 500 – seines Zeichens der wichtigste Index weltweit – hat trotz der Dominanz der boomenden Tech-Aktien nur um zwei Prozent zulegen können. Der deutsche Aktienindex Dax verbucht ein Minus von sechs Prozent. Nicht einmal die ebenfalls erfolgreiche chinesische Börse mit einem elfprozentigen Wachstum kann mit dem OMX mithalten.
Hintergrund dürfte zum einen sein, dass Dänemark bisher recht gut durch die Coronakrise gekommen ist – nicht zuletzt wegen eines frühzeitigen und vergleichsweise strengen Lockdowns. Das Bruttoinlandprodukt war im zweiten Quartal nur um 6,9 Prozent zurückgegangen. Da mussten Deutschland (minus 9,7 Prozent) und die USA (minus 9,5 Prozent) deutlich stärkere Einbrüche verbuchen, wie es im Handelsblatt heißt.
Gesundheitssektor treibt dänische Börse
Für die positive Entwicklung des dänischen Aktienindexes machen Beobachter allerdings vor allem die Aktien aus dem Gesundheitsbereich verantwortlich – speziell Biotech- und Pharmafirmen. In diesem Sektor gab es Zuwächse von zum Teil über 50 Prozent seit Jahresbeginn; die Aktien aus der Branche machen die Hälfte der gesamten Marktkapitalisierung des OMX aus. Der besteht allerdings auch nur aus 20 Unternehmen, die zusammen gut 370 Milliarden Euro auf die Waage bringen.
Entsprechend gering ist normalerweise das Interesse der Anleger für dänische Aktien. Zumal einige der am stärksten performenden Papiere als ziemlich teuer gelten. Auch Börsenschwergewicht Novo Nordisk, ein Pharmakonzern, ist deutlich höher bewertet als Pharmatitel im europäischen Schnitt.
Bei Fondshäusern spielt der OMX kaum eine Rolle. Nur wenige Häuser haben dänische Aktien in ihre Fonds aufgenommen. Für den vom Handelsblatt zitierten Analysten Luca Paolini vom schweizerischen Vermögensverwalter Pictet Asset Management liegt das daran, dass man bei dänischen Titeln weniger auf eine Strategie setze als vielmehr auf eine „Handvoll Aktien“ wette.