Bonify-Übernahme: So will die Schufa ihr Blackbox-Image loswerden

Die Schufa übernimmt die Bonitätsplattform Bonify. Dabei handelt es sich um ein Portal des Berliner Startups Forteil, das es dem Unternehmen vereinfachen soll, die Digitalisierung der Endkundenangebote voranzutreiben. Schon seit einigen Monaten arbeitet die Schufa mit dem 2015 gegründeten Unternehmen zusammen. Bonify ermöglicht Endkund:innen den Zugriff auf die Daten des Schufa-Konkurrenten Creditreform.
Nach Angaben der beteiligten Unternehmen sollen sowohl der Gründer Andreas Bermig als auch das 40-köpfige Team an Bord bleiben. Die Bonify-Technologie soll es der Schufa schneller und früher als geplant ermöglichen, den Kund:innen Einblick in die eigenen Daten zu gewähren.
Die Verbraucher:innen sollen so eine Art Datencockpit für den Einblick in die eigenen, bei der Schufa gespeicherten Daten erhalten, so den eigenen Schufa-Score einsehen und die Daten um weitere Angaben freiwillig anreichern können. All das ist Teil einer Strategie der Schufa, mit der man gegenüber den Kund:innen transparenter machen will, wie der gefürchtete Score zustande kommt.
Schon vor etwa zwei Monaten hatte das Unternehmen einen Simulator vorgestellt, mit dem Nutzer:innen erstaunlich treffsicher die Mechanismen des Scores nachbilden können. Außerdem erfahren sie so, wie sich bestimmte Veränderungen im eigenen Verhalten auswirken können.
Laut Börsenzeitung soll die Übernahme rund 20 Millionen Euro schwer sein – eine Bewertung, die erstaunlich niedrig ausfällt und wohl der aktuellen wirtschaftlichen Lage geschuldet ist. Offenbar ist der Preis aber auch an bestimmte Zielvereinbarungen und Projekterfolge geknüpft. Andererseits hat Bonify mit 1,6 Millionen registrierten Kund:innen eine mäßige Reichweite – und auch der Vergleich mit 600.000 registrierten Abonnenten des Schufa-Tools hinkt, da viele Kund:innen sich (kostenlos) im Rahmen der DSGVO-Auskunft über ihre dort hinterlegten Daten und Werte informieren.
Anderes Konzept als bei der Schufa: Freiwillige Angabe von Daten
Anders als bei der Schufa, deren Daten im Handel und bei Unternehmen als umfangreich, wenn auch nicht lückenlos gelten, setzt Bonify auf freiwillige Preisgabe von Daten – eine Strategie, die offenbar auch die Schufa für sich plant, wie die Geschäftsführung kürzlich anlässlich eines Presse-Events erklärte. Schon damals hatten Branchenexperten eine Übernahme oder Kooperation mit Bonify für möglich gehalten.
Bonify lässt sich als persönlicher Finanzmanager zur Konten- und Depotüberwachung verwenden. Das Geschäftsmodell von Forteil resultiert aus Kreditempfehlungen und der Vermittlung von Konten und Kreditkarten sowie anderer Verträge.
Doch was bei Bonify funktioniert, muss nicht bei der Schufa klappen. Denn ob Kund:innen bereit sind, ihre Daten freiwillig gegenüber der Schufa preiszugeben und einzubuchen, wird vom Vertrauen abhängen, das die Verbraucher:innen der neuen Strategie entgegenbringen. Bislang ist schließlich nicht klar, was die Schufa mit den Daten, die ihr die Kund:innen freiwillig geben, macht.
Bonify soll eigene Marke bleiben
Aktuell prüft die EU, ob das Verhalten der als Blackbox kritisierten Schufa unter illegales Profiling fallen könnte. Kritisiert wurde die Schufa etwa wegen der Datenweitergabe durch Mobilfunkanbieter oder beim Skandal um Dark Patterns in der Funktion „CheckNow“ im Rahmen einer Kooperation mit O2/Telefónica vor zwei Jahren. Auch haben einzelne Banken in nicht-DSGVO-konformer Weise mit der Schufa zusammengearbeitet – und Kundendaten mit einem aktiven Angebot in einer Form angereichert, von der allen Beteiligten klar sein musste, dass dies datenschutzrechtlich bedenklich ist.
Auch in Zukunft soll Bonify allerdings unabhängig bleiben, sodass eine gegenseitige Nutzung der Daten schon aus juristischer Sicht nicht möglich sein wird, ohne dass die Kund:innen hier zustimmen. Ein kluger Schachzug, denn es könnte sein, dass eine intensivere Kooperation unter Verwendung der Daten an den Kartellbehörden scheitern würde. Hinzu kommt, dass die Nutzer:innen möglicherweise ja Bonify freiwillig Daten anbieten würden, nicht aber der Schufa.