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Wer noch Lektüre für den Techie in der Familie sucht, kann bei einigen der folgenden Empfehlungen des Microsoft-Gründers und Milliardärs Bill Gates sicherlich fündig werden. Aber auch an die melancholischen Feingeister, die sich mit englischen Dramen befassen, ist gedacht.
Sogar zwei Fachbücher sind dabei. Die sind indes beide so locker geschrieben, dass sie fast als Romane durchgehen könnten. Jedenfalls zwingen sie ihre Leserinnen und Leser nicht zu kognitiven Höchstleistungen. Für Bill Gates, der uns die folgenden fünf Bücher nahelegt, handelt es sich – wie er sagt – um eine Rückkehr zu Büchern, die ihm als Kind bereits gefallen hätten.
A Thousand Brains / Jeff Hawkins

A Thousand Brains. (Bild: Gates Notes)
Ein Bestsellerautor, Neurowissenschaftler und Computertechniker stellt eine Theorie der Intelligenz vor, die unser Verständnis des Gehirns und die Zukunft der KI revolutionieren wird. Trotz aller Fortschritte in der Neurowissenschaft sind wir bei ihrer wichtigsten Frage kaum vorangekommen: Wie können einfache Zellen im Gehirn Intelligenz erzeugen? Jeff Hawkins und sein Team entdeckten, dass das Gehirn kartenähnliche Strukturen verwendet, um ein Modell der Welt zu erstellen – nicht nur ein Modell, sondern Hunderttausende von Modellen von allem, was wir kennen. Diese Entdeckung ermöglicht es Hawkins, wichtige Fragen darüber zu beantworten, wie wir die Welt wahrnehmen, warum wir ein Gefühl für uns selbst haben und woher das Denken auf hohem Niveau kommt.
Der Verlag behauptet selbstbewusst, dass „A Thousand Brains“* eine Revolution im Verständnis von Intelligenz einläuten werde. Einen Termin für die Veröffentlichung einer deutschen Übersetzung gibt es bislang nicht.
Gates faszinieren an diesem Buch vor allem die theoretischen Aspekte rund um die Gestaltung einer perfekten KI. Wer sich in den Bereich zwischen Neurowissenschaften und maschinellem Lernen begeben wolle, finde keine bessere Einführung als dieses Buch, so der Microsoft-Gründer.
Der Codebreaker / Walter Isaacson

Code Breaker. (Bild: Gates Notes)
Ein Griff zur CRISPR-Schere, und alle Arten von Krankheiten bei Menschen und Tieren ließen sich beseitigen, die Verbreitung von Viren stoppen und vieles mehr. Doch das ist (noch) Zukunftsmusik. Die Grundlage dafür, die Entdeckung dieser Technologie durch Jennifer Doudna und Emmanuelle Charpentier, wurde 2020 mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt. Walter Isaacson, Autor der Bestseller-Biografie über Steve Jobs, zeigt diese Sternstunde der Menschheit in all ihren Facetten. Der Verlag verspricht ein weltbewegendes Buch über ein weltveränderndes Ereignis.
Leider wird es die deutsche Version mit dem sperrigen Titel „Der Codebreaker: Wie die Erfindung der Genschere die Zukunft der Menschheit für immer verändert“* erst im März 2022 zu kaufen geben. Wer des Englischen mächtig ist, kann das Buch im Original* erwerben.
Gates hält die Erfindung der Genschere für eine „der coolsten und vielleicht folgenreichsten wissenschaftlichen Errungenschaften des letzten Jahrzehnts“ und hebt besonders Isaacsons Einordnung der Technologie in den Ethik-Kontext hervor.
Klara und die Sonne / Kazuo Ishiguro

Klara und die Sonne. (Bild: Gates Notes)
Klara ist eine künstliche Intelligenz, entwickelt, um Jugendlichen eine Gefährtin zu sein auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Vom Schaufenster eines Spielzeuggeschäfts aus beobachtet sie genau, was draußen vor sich geht, studiert das Verhalten der Kundinnen und Kunden und hofft, bald von einem jungen Menschen als neue Freundin ausgewählt zu werden. Als sich ihr Wunsch endlich erfüllt und ein Mädchen sie mit nach Hause nimmt, muss sie jedoch bald feststellen, dass sie auf die Versprechen von Menschen nicht allzu viel geben sollte.
In „Klara und die Sonne“* wird die KI zur Erzählerin. Das erlaubt völlig neue Perspektiven auf die Frage aller Fragen: Was ist Liebe?
Das ist aber nicht der Grund, warum Gates das Buch als Winterlektüre empfiehlt. Ihm gefällt vielmehr die Vorstellung, dass der Roboter in dieser Geschichte „keine Kraft des Bösen“ ist, sondern ein Begleiter, der den Menschen Gesellschaft leistet. Gates fragt sich nun, „wie das Leben mit superintelligenten Robotern aussehen könnte – und ob wir diese Art von Maschinen als technisches Gerät oder als etwas anderes betrachten werden“.
Judith und Hamnet / Maggie O’Farrell

Judith und Hamnet. (Bild: Gates Notes)
Agnes sieht ihn und weiß: Das wird er sein. Dabei ist der schmächtige Lateinlehrer aus Stratford-upon-Avon noch nicht einmal achtzehn. Egal, besser, sie küsst ihn schnell. Besser, sie erwartet ein Kind, bevor ihr einer die Heirat verbieten kann. Vierzehn Jahre später sind es drei Kinder geworden. Doch wie sollen sie überleben, solange ihr Mann wer weiß was mit diesen Theaterstücken treibt? Er ist in London, als der elfjährige Hamnet die Beulen am Hals seiner Zwillingsschwester Judith ertastet, als Agnes im Blick ihres Sohnes den Schwarzen Tod erkennt.
Der schmächtige Lateinlehrer, von dem hier die Rede ist, ist William Shakespeare und Judith und Hamnet sind seine todgeweihten Kinder. Nach dem einschneidenden Erlebnis, den Tod der eigenen Kinder verkraften zu müssen, schreibt Shakespeare Jahre später seine Tragödie „Hamlet“. Maggie O’Farrell entdeckt in ihrem Buch „Judith und Hamnet“*, das im englischen Original nur Hamnet heißt, aber nicht nur den bedeutenden Dramatiker neu, sondern erzählt zum ersten Mal die (fiktive) Geschichte seiner starken Frau Agnes.
Gates empfiehlt „diesen bewegenden Roman“ nicht nur Shakespeare-Fans – dessen Name übrigens im gesamten Buch nicht vorkommt. Ihm gefällt vor allem die Darstellung der „fast übernatürlich“ wirkenden Agnes, seiner Frau.
Project Hail Mary / Andy Weir

Project Hail Mary. (Bild: Gates Notes)
Ryland Grace ist der einzige Überlebende auf einer verzweifelten Mission, die seine letzte Chance ist – und wenn er versagt, werden Menschheit wie Erde untergehen. Leider kann sich Grace nicht einmal an seinen eigenen Namen erinnern, geschweige denn an die Art seines Auftrags oder wie er ihn erfüllen soll. Alles, was er weiß, ist, dass er schon sehr, sehr lange geschlafen hat. Nun ist er aufgewacht und findet sich Millionen von Meilen von zu Hause entfernt wieder, mit nichts als zwei Leichen als Gesellschaft. Seine Besatzungsmitglieder sind tot, seine Erinnerungen kehren unscharf zurück, und Ryland erkennt, dass er vor einer unmöglichen Aufgabe steht. Auf seinem winzigen Schiff, das durch den Weltraum rast, muss er ein unmögliches wissenschaftliches Rätsel lösen – und eine Bedrohung für unsere Spezies besiegen, die vom Aussterben bedroht ist. Und da die Uhr tickt und der nächste Mensch Lichtjahre entfernt ist, muss er es ganz allein schaffen. Oder doch nicht?
Andy Weir ist einem breiten Publikum bekannt als der Autor des Buchs „Der Marsianer“, das als Hollywood-Blockbuster mit Matt Damon verfilmt wurde. Seine Bücher zählen zum Genre des technisch als besonders akkurat geltenden Hard-Science-Fiction. Unter Weirs Fans finden sich entsprechend einige Astronauten.
Auch Gates konnte sich der rasanten Erzählweise der „wilden Geschichte“ rund um das „Project Hail Mary“* nicht entziehen und bekennt, das Buch „an einem Wochenende durchgelesen“ zu haben. Wer das Buch in deutscher Sprache lesen will, kauft das weitaus weniger poetisch benannte „Der Astronaut.“*
Anderer Vorschlag: „Ebenezer Scrooge – Eine Weihnachtsgeschichte“.