Thinktank sieht Bundesregierung in Sachen Elektrowende deutlich in Rückstand

Kurz vor Weihnachten hat die Bundesregierung noch einmal bekräftigt, wie ihr mittelfristiges Elektroauto-Ziel lautet: Bis zum Jahr 2030 will sie „mindestens 15 Millionen vollelektrische Pkw auf Deutschlands Straßen bringen“, teilte sie in einer Pressemitteilung mit.
Gefördert wird das mit einem Umweltbonus, für den seit dem 1. Januar 2023 eine „reformierte Förderrichtlinie“ gilt, die stärker auf Klimaschutz ausgerichtet sei. Deshalb werden nur noch reine Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge gefördert, Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge dagegen nicht mehr.
Die Bundesregierung sieht ihre Bemühungen als Erfolg an, im Juli 2021 sei das Ziel von einer Million zugelassener Elektrofahrzeuge erreicht worden.
Doch ist diesbezüglich wirklich alles eitel Sonnenschein? Laut der Politikberatung Agora Verkehrswende nicht. „Die Bundesregierung hat viel aufzuholen, wenn das 15-Millionen-Ziel noch erreicht werden soll“, wird ihr Direktor Christian Hochfeld im Spiegel zitiert. Bisher liege der Absatz „weit unter dem erforderlichen Soll“.
Agora rechnet vor, wie hoch die Gangart sein müsste, um die 15 Millionen Fahrzeuge im Jahr 2030 zu erreichen: Bereits in diesem Jahr müssten im Schnitt pro Tag etwa 5.000 batterie-elektrisch angetriebene Pkw neu zugelassen werden. Im vergangenen Jahr waren es laut der unabhängigen Denkfabrik allerdings nur 1290 pro Tag. Der zurückliegende Februar verlief laut dem Kraftfahrt-Bundesamt ähnlich, 1160 neue Elektrofahrzeuge wurden da pro Tag verzeichnet.
Hochfeld nahm deshalb die Bundesregierung mit Blick auf die Frage der Flottengrenzwerte in die Pflicht. Die Zustimmung Deutschlands im EU-Rat sei „entscheidend , um die Weiterentwicklung der CO2-Flottengrenzwerte abzuschließen und so die nötige Planungssicherheit für die Transformation der Automobilindustrie und den Ladeinfrastrukturausbau zu schaffen“, unterstrich er auf Twitter.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte diese Woche Widerstand gegen die Pläne der EU-Staaten, dass ab 2035 nur noch Neuwagen verkauft werden dürfen, die im Betrieb keine Treibhausgase ausstoßen, angekündigt.
Klar scheint: In Sachen E-Autos muss sich noch einiges tun. Eine Modellierung des Fraunhofer Instituts Isi vom Mai 2022 zeigt, dass eine „sehr schnelle Durchdringung der Neuzulassungen mit BEV und PHEV“ zu erwarten sei. BEV steht für Batterie-Elektrofahrzeuge, PHEV für Plugin-Hybrid-Elektrofahrzeuge. Die Studie betont aber auch, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen beim Versuch, das 15-Millionen-Ziel der Bundesregierung zu erreichen, nur dann ausreichend seien, „wenn auch von Herstellerseite ein klares Bekenntnis zu Elektrofahrzeugen erkennbar ist“.
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