Der kalifornische Technologiehersteller will seine Ambitionen im Automobilbereich offenbar weiter ausbauen. Obwohl die Pläne eines eigenen Autos als mehr oder weniger sicher gelten und es eher eine Frage des Wann und nicht des Ob ist, will Apple sich auch in den Fahrzeugen anderer Hersteller weiter ausbreiten. Den Informationen des Bloomberg-Reporters Mark Gurman zufolge, der für seinen guten Draht zu Apple bekannt ist, arbeitet das Unternehmen an einer Carplay-Technologie, die auf Funktionen wie Klimaanlagen, Tachometer, Radio und Sitze zugreifen kann. Die Entwicklung befinde sich noch im Anfangsstadium und erfordere eine Zusammenarbeit mit Automobilherstellern, heißt es. Angesichts ihres frühen Entwicklungsstands könnte Apple die Funktionen verzögern oder sogar streichen, falls sie sich nicht als vielversprechend erweisen.
Carplay: Mit Ironheart will Apple erweiterten Datenzugriff
Mit dem 2014 eingeführten Carplay ist es möglich, während der Autofahrt bestimmte iPhone-Funktionen wie die Echtzeitnavigation zu nutzen, Anrufe zu tätigen, Nachrichten zu senden und zu empfangen, Musik zu hören und mehr. Diese Funktionen erfordern zwar die Unterstützung der Autobauer, seit der Einführung unterstützen aber mittlerweile mehr als 600 Automodelle Carplay, nur Tesla und wenige Weitere sperren sich gegen den Support, da sie voll auf ihr eigenes Infotainment-System setzen.
Mit dem erweiterten Carplay-System mit dem iPhone als Schaltzentrale wolle Apple auf eine Reihe weiterer Kontrollen, Sensoren und Einstellungen zugreifen, heißt es. Dazu gehören etwa die Innen- und Außentemperatur- und Luftfeuchtigkeitsmesswerte. Ferner soll die nächste Carplay-Generation Temperaturzonen, Lüftung und Heizung steuern können. Ebenso ist im Bericht von Bloomberg von den Einstellungen für Surround-Sound-Lautsprecher, Equalizer, Hochtöner, Subwoofer sowie die Ausblende-Effekte und Balance die Rede. Auch die Steuerung von Sitzen und Armlehnen sowie ein Zugriff auf Tachometer-, Drehzahlmesser- und Kraftstoffanzeigen seien angedacht.
Mit einem solchen tiefen Zugriff auf das Fahrzeug und die Bedienelemente könnte Apple sein Carplay in eine Steuerzentrale verwandeln, die nahezu das gesamte Auto umfasst. Gurman spekuliert, dass diese Daten von Apple oder gar Drittanbietern genutzt werden könnten, um neue Arten von Apps zu entwickeln oder existierende Funktionen zu erweitern. Zudem könnte es für Apple-Nuzter:innen bedeuten, dass sie eine einheitlichere Nutzungserfahrung erhalten und nicht wie bisher zwischen Carplay und dem Infotainment-System des Autos hin- und herspringen müssen.
Ironheart wäre Apples größter Schritt im Automobilbereich seit Carplay
Ironheart wäre Apples größter Schritt im Automobilbereich seit der Einführung des Systems. Durch den tiefen Eingriff in das Fahrzeugsystem könnte das Projekt bei den Autoherstellern jedoch nicht gut ankommen. Sie könnten befürchten, auf diesem Weg zu viel Kontrolle über wichtige Funktionen an Apple abgeben zu müssen. Bei deutschen Autobauern ist diese Skepsis bekannt: Bevor sie Systeme von anderen Konzernen wie etwa Googles Android Automotive in ihre Fahrzeuge integrieren, entwickeln sie lieber ihr eigenes Betriebssystem. Andere Autohersteller wie Polestar oder Ford sind da weniger verschlossen. Polestar setzt das System bei seinen Fahrzeugen bereits ein, Ford will ab 2023 erste Fahrzeuge mit der Plattform ausrüsten.
Apples Ironheart ist indes nicht der erste Vorstoß des Konzerns in den Automobilbereich: Vor einigen Jahren hatte Apple Schnittstellen angeboten, die es Autoherstellern ermöglichten, ihre eigenen Apps zur Steuerung des Autos in Carplay zu veröffentlichen. Diese Optionen sind damals weitgehend ungenutzt geblieben. Zuletzt hatte Apple die Siri-Intentionen für die Fahrzeugkonfiguration mit iOS 15 entfernt.