Workations zählen zu den aufregendsten Arbeitstrends der vergangenen Jahre. Nicht zuletzt durch die Pandemie haben Führungskräfte gelernt, dass Teams auch ortsunabhängig gut zusammenarbeiten können. Ebenso hat die entbehrungsreiche Zeit einen großen Nachholbedarf an Fernreisen bei Berufstätigen ausgelöst. Workations verbinden diese zwei Umstände. Arbeiten, wo andere Urlaub machen – für viele Menschen ist das möglich.
Co-Working-Pioniere eröffnen Workation-Hotel
Dass Workations jedoch nicht ausschließlich im Ausland stattfinden müssen, sondern auch im eigenen Land ihren ganz eigenen Charme haben können, darauf setzt jetzt Ansgar Oberholz. Der Berliner gilt als Co-Working-Pionier in Deutschland und hat den Siegeszug der ortsungebundenen Arbeit nicht nur am Rande beobachtet, sondern über die letzten 17 Jahre mit dem Co-Working-Cafe St. Oberholz in der Hauptstadt aktiv vorangetrieben.
Am Rosenthaler Platz haben er und seine Lebensgefährtin Koulla Louca das erste Café mit offenem Internetanschluss eröffnet, das der digitalen Boeheme einen Zufluchtsort zum Arbeiten gab. Damals war das eine Sensation, denn in Zeiten der Störerhaftung, einem Gesetz, das Café-Betreiber haftbar machte für illegale Downloads über deren Internetanschluss, traute sich das kaum jemand. Nun eröffnen die Unternehmenden ein Workation-Hotel im Grünen.
„Wenn das Büro nicht mehr das Büro und das Zuhause ein wenig zum Büro geworden ist, dann braucht es neue Orte“, sagt Ansgar Oberholz. Mit dem Woldzegarten Retreat eröffnen er und seine Partnerin im Januar 2023 den ersten Workation-Campus an der Mecklenburgischen Seenplatte. „Wir möchten einen Campus schaffen, an dem Arbeit und Erholung gleichsam möglich ist. Einen Ort, der Aktivierung und Ausgleich bietet“, heißt es weiter.
Workation-Hotel: Mobile Arbeitsinseln im Grünen
Dafür haben Ansgar Oberholz und Koulla Louca gemeinsam mit dem Berliner Standortentwickler Copro und dem Berliner Architektenbüro Sigurd Larsen ein Gutshaus renoviert. 18 Einzel- und Doppelzimmer, 8 Apartments sowie ein Pool-, Yoga-, Wellness- und Kinderbereich stehen zur Verfügung. Des Weiteren gibt es Indoor-Meeting-Räume sowie mobile Arbeitsinseln im Grünen. Ein Restaurant wird zudem von Estelle Dining betrieben.
Über das Projekt hat t3n bereits im Sommer erstmals umfänglich berichtet. „Das, was wir machen, hat sich über die Jahre kaum verändert“, sagte Ansgar Oberholz vor wenigen Monaten im Rahmen der Ausgabe 68 des t3n-Magazins. „Was wir tun, ist Menschen die Möglichkeit zu geben, so zu arbeiten, wie sie es sich wünschen.“ Ein weiteres Workation-Hotel planen die Unternehmenden zudem im Naturpark Barnim. Ein Eröffnungsdatum steht noch aus.
„Für derartige Orte gibt es einen Business Case“, so Ansgar Oberholz, der „den Bedürfnissen der Städter nach produktiven Arbeits- und nahegelegenen Erholungsorten in einem nachkommt sowie den ländlichen Gemeinden zusätzliche Einnahmen und Arbeitsplätze sichert.“ Darüber hinaus setzen Workation-Hotels im Inland aber auch einigen drängenden Bedenken von Kritikerinnen und Kritikern etwas Substanzielles entgegen.
Über die Abführung von Steuern und Sozialversicherungen brauchen Arbeitgebende sich im Inland keine Sorgen machen. Das aneinander vorbei Arbeiten über Zeitzonen hinweg stellt auch kein Problem dar. Zudem sind Inlandsreisen mit Bus und Bahn weniger klimaschädlich als Fernreisen mit dem Flugzeug. Interessierte können auf das Angebot ab sofort zugreifen und Zimmer buchen. Ein Einzelzimmer in dem Gutshaus kostet 114 Euro die Nacht.