Cupra Born im Test: Wie der VW ID 3, nur mit Emotionen
Viele kennen den Namen Cupra in erster Linie von Fahrzeugen wie dem Seat Leon Cupra oder dem Seat Ibiza Cupra. Der Zusatz Cupra stand bei dem spanischen Autohersteller schon immer für Performance und sportliches Design, was nicht verwunderlich ist, da der Name seinen Ursprung im Rennsport hat.
2018 entschied man sich dann dazu, aus Cupra eine eigenständige Marke zu machen – und landete mit dem Cupra Formentor direkt einen Volltreffer. 2021 war das dynamische SUV-Coupé das beliebteste Leasingfahrzeug Deutschlands und bescherte den Spaniern ein enormes Wachstum.
Passend zum Zeitgeist schickt Cupra nun auch sein erstes vollelektrisches Modell ins Rennen: den Born. Wir waren zwei Wochen lang mit dem kompakten Spanier unterwegs.
Cupra Born: Drei verschiedene Akkugrößen stehen zur Auswahl
Wer zu den ersten gehören will, die mit einem Cupra Born über Deutschlands Straßen fegen, findet im Konfigurator derzeit nur eine Modellvariante mit 58-Kilowattstunden-Batterie und 204 PS. Mit einem Grundpreis von 37.220 Euro (vor Abzug der staatlichen Förderung) ist der Born zwar nicht gerade günstig, aber dafür gehören Features wie elektrisch einklappbare und beheizte Außenspiegel, Climatronic, Sportschalensitze, Keyless Go, Spurhalteassistent, Voll-LED-Scheinwerfer, Einparkhilfe sowie ein umfangreiches, vernetztes Infotainmentsystem bereits zur Serienausstattung. Den Sprint von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde absolviert der Born in 7,3 Sekunden. Bei 160 Kilometern pro Stunde Schluss. Die Ladeleistung liegt bei maximal 120 Kilowatt, die Reichweite im WLTP-Fahrzyklus bei 424 Kilometern.
Wenn man so will, ist dieses Derivat der perfekte Allrounder was Leistung und Reichweite angeht. Für noch mehr Sportlichkeit soll perspektivisch das E-Boost-Paket sorgen. Mit diesem liegt die maximale Systemleistung dann kurzzeitig bei 231 PS und der Beschleunigungsvorgang von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde ist in 6,6 Sekunden erledigt.
Für diejenigen, die tatsächlich nur Kurzstrecken mit ihrem Born fahren wollen, plant Cupra ein Modell mit 45-Kilowattstunden-Batterie. Bei diesem sinkt dann aber nicht nur die WLTP-Reichweite auf 349 Kilometer, sondern auch die Leistung. Mit 150 PS braucht das Einstiegsmodell 8,9 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde. Für den CCS-Ladevorgang stehen von Haus aus nur noch 50 Kilowatt zur Verfügung. Dafür bezahlt man in der Grundausstattung aber auch rund 5.000 Euro weniger.
Auf der anderen Seite wird es natürlich auch eine Version für die Langstrecke geben. Bis zu 540 Kilometer (WLTP) schafft der Born mit 77-Kilowattstunden-Batterie. Die Ladeleistung erhöht sich dabei auf 125 Kilowatt, von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde geht es in sieben Sekunden. Preistechnisch soll der „große“ Born bei rund 43.000 Euro starten.
Cupra Born: Die Sportversion des VW ID 3
Der ein oder andere fragt sich jetzt sicherlich, warum er die nahezu identischen Spezifikationen und Preise schon einmal in unserem Test zum VW ID 3 gelesen hat. Die Antwort ist denkbar einfach: Beide Fahrzeuge basieren auf demselben Modularen Elektrobaukasten (MEB) von Volkswagen und laufen sogar im gleichen Werk in Zwickau vom Band.
Wenn man so will, ist der Cupra Born der sportliche Bruder des VW ID 3. Das fällt insbesondere beim Exterieur-Design auf: Heckstoßfänger, Seitenschweller, die Oberflächenstruktur der C-Säule und nicht zuletzt die Gestaltung der Scheinwerfer – alles ist auf ein möglichst sportliches, kraftvolles Erscheinungsbild ausgelegt. Dazu tragen freilich auch die ganzen Kupfer-Elemente sowie die glanzgedrehten, zweifarbigen Leichtmetallräder bei, die optional sogar in 20 Zoll erhältlich sind. Der Cupra Born weckt Emotionen – und eben das ist eines der Hauptunterscheidungsmerkmale zum eher nüchtern und pragmatisch daherkommenden ID 3.
Spätestens im Innenraum ist die Verwandtschaft zum ID 3 dann aber unverkennbar. Zwar gibt sich der Born mit seinen Cupra-typischen Designelementen sowie den Schalensitzen – wahlweise aus recyceltem Meeresplastik oder recycelten, pflanzlichen Mikrofasern – auch hier betont sportlich, aber zentrale Elemente, wie das freistehende Zwölf-Zoll-Infotainmentsystem und das 5,3-Zoll große Virtual Cockpit hinter dem Lenkrad, sind identisch.
Cupra Born: Ein echter Hingucker, aber kein Supersportler
Was sich in unserem zweiwöchigen Test recht schnell bestätigt hat, ist das exzellente Gespür von Cupra für Design. Egal, wo wir mit dem Born aufgetaucht sind, überall gab es Lob für die Optik des Fahrzeugs. Insbesondere die kupferfarbenen Felgen, aber auch die Voll-LED-Scheinwerfer sind ein echtes Highlight.
Während die Unterschiede zum ID 3 beim Design deutlich ins Gewicht fallen, sieht es bei Fahrleistung und -dynamik etwas anders aus. Die Cupra-Ingenieure haben das Fahrwerk einen Hauch tiefergelegt, holen etwas mehr Spitzenleistung aus dem E-Motor heraus und auch die Lenkung spricht direkter an. Zudem sind die Reifen breiter und die Bremsen größer. Von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde geht es aber dennoch nur 0,3 Sekunden schneller als im vergleichbaren ID 3.
Das ist immer noch schnell genug – und vor allem auf kurvenreichen Strecken macht sich die sportliche Abstimmung des Spaniers auch bemerkbar. Aber dennoch ist der Born eben kein High-Performance-Sportwagen, wie die Marketing-Abteilung von Cupra mitunter suggeriert. Das gilt insbesondere für die 45-Kilowattstunden-Version mit ihren 8,9 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde – ein Wert, der sogar vom neuen Elektro-Corsa unterboten wird.
Dafür kann Cupra natürlich nichts, denn verbaut werden kann nur, was der MEB-Baukasten von Volkswagen hergibt. Aber wer wirklich Wert auf Performance legt, sollte definitiv warten, bis die Born-Modelle mit E-Boost-Paket verfügbar sind.
Cupra Born: Der bessere ID 3?
Wenn über den Cupra Born geschrieben wird, muss zwangsläufig der VW ID 3 als Vergleich herhalten – und zweifelsohne ist der Born in den Augen vieler das schönere Auto. Allerdings wäre es falsch, den Born per se als das bessere Fahrzeug zu bezeichnen.
Denn all die Kritikpunkte, die man vom ID 3 kennt, muss sich auch sein spanischer Bruder gefallen lassen. Obwohl die Materialauswahl beim Born auf den ersten Blick etwas hochwertiger wirkt, findet sich im Innenraum nach wie vor viel Kunststoff. Es gibt nur zwei Fensterheber für vier Fenster, die Haptik der wenigen physischen Taster ist gewöhnungsbedürftig – und der Blinker extrem laut. Das sind natürlich alles nur Kleinigkeiten, aber ein Fahrzeug, das mit Vollausstattung an der 50.000-Euro-Marke kratzt, muss sich die Kritik gefallen lassen.
Und dann wäre da noch das Thema Software. Natürlich sieht die Cupra-Oberfläche etwas anders aus als die von Volkswagen. Aber im Kern ist die Software identisch – und damit auch die Probleme. Das System reagiert mitunter träge. Das wird vor allem beim Zoomen im Navi und beim Wechseln zwischen unterschiedlichen Applikationen deutlich. Auch die Sprachsteuerung hört nicht immer aufs Wort. Eventuell behebt Cupra diese Problem aber zeitnah mit einem Update.
Cupra Born: Schicker Stromer, der Fahrspaß garantiert
Auch wenn beim Cupra Born in manchen Bereichen sicherlich noch Luft nach oben ist, so zählt der Spanier derzeit dennoch zu den spannendsten und schönsten Elektroautos am Markt. Gerade die Liebe zum Detail beim Exterieur-Design sucht in diesem Segment ihresgleichen.
Was Fahrleistung, Straßenlage und Lenkung angeht, lässt der Cupra Born keine Wünsche offen – zumindest unter der Voraussetzung, dass man einen sportlichen Kompaktwagen erwartet und kein High-Performance-Vehikel à la Golf R oder Audi RS3.
Beim Verbrauch und der Ladeleistung gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden. Bei unserem Test kamen wir im Winter auf der Autobahn bei maximal 130 Kilometer pro Stunde auf einen Verbrauch von rund 24 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Im Sommer dürften hier auch deutlich geringere Verbräuche realistisch sein. Im Endeffekt kann man sich im Mischverkehr (Stadt, Land, Autobahn) auf rund 300 Kilometer Reichweite beim 58-Kilowattstunden-Akku einstellen. Bei zurückhaltender Fahrweise sind sicherlich auch bis zu 350 Kilometer möglich, bei Geschwindigkeiten jenseits der 130 Kilometer pro Stunde auf der Autobahn auch mal nur 270 Kilometer.
In puncto Ladeleistung liefert der Born die MEB-typischen Werte: Zwischen 5 auf 40 Prozent SoC (State of Charge) wird der Maximalwert von 120 Kilowatt gehalten, danach sinkt die Leistung kontinuierlich ab – und liegt bei 80 Prozent irgendwo um die 65 Kilowatt. Insgesamt muss man für einen Ladevorgang von 5 bis 80 Prozent gute 35 Minuten veranschlagen. Das ist guter Durchschnitt in diesem Preissegment.
Alles in allem ist der Cupra Born ein rundum gelungenes Elektroauto, das vor allem designaffine Menschen anspricht, die Wert auf ein sportliches Erscheinungsbild legen. Technologisch ist der Born mit all seinen Assistenzsystemen und dem Augmented-Reality-Head-up-Display in jeder Hinsicht state-of-the-art, lediglich bei der Software müssen die Spanier noch nachbessern. Dank OTA-fähigem Infotainmentsystem sollte aber auch das kein Problem sein.