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Deloitte: Deutsche Führungskräfte sind „in mancherlei Hinsicht erstaunlich ahnungslos”

Die Digitalisierung bringt nicht nur Segen, sondern auch Cyber-Risiken. Wie Wirtschaftslenker und Politiker die aktuelle Lage im Land einschätzen, haben Deloitte und IfD-Allensbach untersucht.

Von Ekki Kern
4 Min. Lesezeit
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Cyberabwehr? „Ausdrücklich Zweifel“ haben die meisten Befragten hinsichtlich der Ausstattung staatlicher Stellen. (Bild: Shutterstock)

Klar ist längst, dass Industrie 4.0, Big Data und künstliche Intelligenz zu den entscheidenden Wirtschaftsfaktoren der Zukunft gehören. Doch inwieweit sind diese Auswüchse der Digitalisierung eigentlich in der konkreten deutschen Unternehmensrealität angekommen?

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Mit dieser Frage hat sich der Cyber-Security-Report von Deloitte und dem Institut für Demoskopie Allensbach beschäftigt, für den man Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft befragt hat, und in dem es neben den positiven Seiten der Digitalisierung auch um Cyber-Risiken ging.

So weit ist Deutschland mit Big Data

Ein zentrales Ergebnis der Studie: Ein Viertel (25 Prozent) der Befragten greift heute schon auf Big Data beziehungsweise die Analyse großer Datenmengen zu, weitere 13 Prozent arbeiten daran und 15 Prozent planen es für die Zukunft.

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Künstliche Intelligenz dagegen ist nur für neun Prozent ein Thema. Acht Prozent arbeiten daran und 21 Prozent planen den Einsatz für die Zukunft. Für knapp zwei Drittel (62 Prozent) ist KI hingegen „weitgehend irrelevant“, wie Deloitte meldet.

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Bedrohungen und Schutz: Wahrgenommene Cyber-Risiken für die Bevölkerung (in Prozent der Nennungen). (Grafik: Deloitte)

Bedrohungen und Schutz: Wahrgenommene Cyber-Risiken für die Bevölkerung (in Prozent der Nennungen). (Grafik: Deloitte)

Gleichzeitig sei die Vernetzung von Produktionsanlagen bereits „weit fortgeschritten“, heißt es in der Studie. In insgesamt 45 Prozent der Unternehmen sind die Produktionsanlagen nach Angaben der Befragten offenbar schon untereinander oder mit Büroanwendungen vernetzt, weitere acht Prozent arbeiten konkret an einer solchen Vernetzung, und neun Prozent planen das für die Zukunft, wie aus dem Report hervorgeht.

Industrie 4.0 „entscheidend für die Zukunft“

Gleichzeitig ist die breite Mehrheit der Befragten überzeugt, dass Industrie 4.0 entscheidend für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands ist. So sind sich von den Entscheidungsträgern in Unternehmen 61 Prozent offensichtlich sicher, dass Industrie 4.0 für den Wirtschaftsstandort Deutschland „sehr wichtig“ ist, von den befragten Abgeordneten sind es sogar 82 Prozent.

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Die Bedeutung von Industrie 4.0 für das eigene Unternehmen schätzen Wirtschaftslenker offenbar ebenfalls als hoch ein, allerdings nicht so hoch wie für den Wirtschaftsstandort insgesamt. Aktuell halten 56 Prozent Industrie 4.0 für die Zukunft des eigenen Unternehmens für „wichtig“ beziehungsweise „sehr wichtig“. Mit dem Thema hätten sich jedoch bisher nur 38 Prozent der Führungskräfte intensiv beschäftigt, schreiben die Studienautoren.

Fakt ist: Mit der Nutzung von Industrie 4.0 steigt auch die Anfälligkeit gegenüber Cyber-Attacken für Unternehmen: Hierin sind sich Unternehmenslenker und Abgeordnete offenbar weitgehend einig. Von den Entscheidern aus der Wirtschaft haben dies 83 Prozent angegeben, von denjenigen aus der Politik immerhin 75 Prozent.

Fake News als Bedrohung

Als größtes Risiko werden von den Top-Entscheidern aktuell Computerviren beziehungsweise Schadsoftware wahrgenommen. 77 Prozent sind sich da offenbar sicher. Damit ist der Anteil der Führungskräfte, die darin eine große Gefahr sehen, seit 2013 von 57 Prozent um 20 Prozentpunkte gewachsen. Auch die Manipulation der öffentlichen Meinung durch sogenannte Fake News (75 Prozent) und Datenbetrug im Internet (74 Prozent) werden als weitere große Gefahren gesehen.

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„Unternehmen erwarten von staatlichen Einrichtungen eine aktive Unterstützung, sowohl bei der Cybersicherheit als auch bei der Digitalisierung.“

Dabei sei auffällig, dass auch die Zahl derjenigen, die Fake News als Bedrohung ansehen, stetig zunehme, melden Deloitte und das Institut für Demoskopie Allensbach. 2017 sind es „nur“ 67 Prozent gewesen, die dies als Risiko angesehen haben. In der Liste der Cyber-Risiken folgen die Lahmlegung wichtiger Infrastruktureinrichtungen durch Cyber-Angriffe (68 Prozent) sowie der Missbrauch von persönlichen Daten durch andere Nutzer in sozialen Netzwerken (65 Prozent).

6 Fragen, die sich jedes Unternehmen in der Digitalisierung stellen sollte

Nutze ich effiziente Software?

1. Haben meine Mitarbeiter mobil Zugriff auf wichtigste Unternehmensdaten wie CRM, ERP und Business-Intelligence?

2. Gibt es ein Software-Tool wie Slack, mit dem die interne Kommunikation effizienter werden kann?

3. Für welche Dinge wird im Unternehmen Microsoft Excel eingesetzt? Gibt es eine bessere Software?

4. Gibt es On-Premise-Lösungen, die in eine Public Cloud ziehen könnten?

(Foto: Rawpixel.com Adobe Stock)

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Bezeichnend auch: Für die befragten Entscheider aus Unternehmen gehören Cyber-Angriffe offenbar inzwischen fast zum Alltag: Mit 46 Prozent hat rund die Hälfte angegeben, „täglich bis wöchentlich“ attackiert zu werden. Insgesamt 93 Prozent der mittleren und großen Unternehmen sind offensichtlich schon IT-Angriffen ausgesetzt gewesen.

Dem Staat wird wenig zugetraut

Bisher verantwortet die Wirtschaft die aktive Eindämmung der Angriffe selbst, wobei 56 Prozent der Wirtschaftslenker der Meinung seien, dass der Staat grundsätzlich Unternehmen bei Cyber-Angriffen wirkungsvoll unterstützen könnte, schreiben die Studienautoren.

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„Unternehmen erwarten von staatlichen Einrichtungen eine aktive Unterstützung, sowohl bei der Cybersicherheit als auch bei der Digitalisierung. Hier besteht konkreter Handlungsbedarf, um die Weichen für eine Digitalisierung der Wirtschaft erfolgreich zu stellen“, sagt Katrin Rohmann, Leiterin Government & Public Services bei Deloitte.

Insgesamt sieht die Mehrheit der Abgeordneten und Wirtschaftslenker jedoch die Ausstattung staatlicher Stellen hinsichtlich der für die Aufgaben erforderlichen Fachkompetenz kritisch, so zum Beispiel, wenn es um die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen bei der IT-Sicherheit geht.

Gut zwei Drittel der politischen Entscheider (68 Prozent) und 79 Prozent der Entscheider aus Unternehmen haben daran „ausdrücklich Zweifel“, heißt es in der Studie. Doch gibt es überhaupt wirksamen Schutz gegen Hackerangriffe? Bei dieser Frage sind Abgeordnete und Führungskräfte unterschiedlicher Meinung. 60 Prozent der Abgeordneten denken, dass Computernetzwerke sich wirksam gegen Hackerangriffe schützen lassen, von den Führungskräften aus Unternehmen sind es dagegen nur 32 Prozent.

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Die Führungskräfte würden sich in mancherlei Hinsicht „erstaunlich ahnungslos“ zeigen, schreiben die Studienautoren. Dabei bestehe in vielen Feldern dringender, konzertierter Handlungsbedarf. Dazu gehöre eine permanente Evaluierung der Digitalisierungspolitik ebenso wie ein intensiver Dialog zwischen Wirtschaft und Staat, eine strategische und systematische Vorbereitung auf Cyber-Angriffe, die Zentralisierung von Informationen sowie nicht zuletzt auch eine Debatte über eine mögliche Vorwärtsverteidigung, empfiehlt Peter Wirnsperger, der den Bereich Cyber-Risk bei Deloitte leitet.

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Titus von Unhold

„60 Prozent der Abgeordneten denken, dass Computernetzwerke sich wirksam gegen Hackerangriffe schützen lassen“

Am besten per Gesetz. Gesetze helfen nämlich immer.

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