Drogenhandel im Darknet: Mutmaßlicher Betreiber von „Deutschland im Deep Web“ verhaftet
Nach „monatelangen (…) Ermittlungen“ haben das Bundeskriminalamt und die Zentralstelle Cybercrime Bayern in der vergangenen Woche einen jungen Mann im niederbayrischen Landshut verhaftet. „Der Beschuldigte steht im Verdacht, eine kriminelle Handelsplattform im Internet gem. § 127 StGB betrieben zu haben“, heißt es in einer Mitteilung des BKA.
Konkret geht es um die Darknet-Plattform „Deutschland im Deep Web“, die in den letzten Jahren vor allem als Marktplatz für Drogen genutzt wurde.
Handelsplattform im Darknet: Mutmaßlichem Betreiber drohen 10 Jahre Haft
Wie die Polizei jetzt bekannt gegeben hat, sitzt ein 22-jähriger Informatikstudent seit dem 25. Oktober als mutmaßlicher Administrator von „Deutschland im Deep Web“ in Untersuchungshaft. Er soll die insgesamt dritte Version der Plattform von November 2018 bis März 2022 betrieben haben.
Seit März ist die Plattform – laut dem zuständigen Administrator wegen eines Brandes im zugehörigen Rechenzentrum – nicht mehr erreichbar. Bis dahin sollen laut Polizei allerdings rund 16.000 Benutzer und 72 aktive Händler angemeldet gewesen sein. Für die Behörden ist der junge Mann kein Unbekannter: Weil er sich ins IT-System seiner damaligen Schule gehackt hatte, war er 2019 nach Jugendstrafrecht verurteilt worden.
Sollten sich die aktuellen Vorwürfe gegen ihn bewahrheiten, drohen dem 22-Jährigen bis zu zehn Jahre Haft. Laut der Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg wurden im Zuge der Verhaftung auch zwei Wohnungen durchsucht und zahlreiche Speichermedien, Computer und Handys als potenzielle Beweismittel beschlagnahmt.
„Deutschland im Deep Web“: Darknet-Plattform hat sich hartnäckig gehalten
Die Ursprünge von „Deutschland im Deep Web“ gehen bis ins Jahr 2013 zurück. 2016 erlangte die Tor-Seite mediale Bekanntheit: Ein Attentäter, der im Münchner Olympiazentrum insgesamt neun Menschen erschossen und fünf verletzt hatte, hatte sich Tatwaffe und Munition über „Deutschland im Deep Web“ beschafft. 2017 wurde die Seite erstmals vom BKA abgeschaltet, der damalige Betreiber zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt.
2018 war die Plattform dann unter dem Motto „Keine Kontrolle, alles erlaubt“ erneut online gegangen. Einige Einschränkungen gab es dabei allerdings: Der Handel mit Waffen und die Darstellung von Kindesmissbrauch waren seitdem tabu. Die zweite Version war nur kurze Zeit verfügbar, es folgte Version drei – für die nun ein mutmaßlich Verantwortlicher gefunden sein soll.