Das erste Remote-Meeting fand schon vor 108 Jahren statt – und so hat es damals funktioniert

Ein bisschen unpraktischer als heutige Smartphones: So sahen die ersten Versionen des Telefons aus. Das Bild zeigt einen Mann mit dem Telefon von Alexander Graham Bell. (Bild: Everett Collection/Shutterstock)
Im Mai 1916 wurde Geschichte geschrieben. Die Versammlung des American Institute of Electrical Engineers wurde feierlich ausgerufen. Das geschah nicht etwa in einem großen Saal mit Podium vor einem versammelten Publikum, sondern in vielen Städten gleichzeitig. Das Medium der Wahl? Die frühe Version des Telefons.
So lief das erste, große „Zoom-Meeting“ ab
Der erste große Massenanruf fand weit vor der Zeit von Computern, Software und Internet statt. Trotzdem schafften es die Verantwortlichen laut dem Magazin IEEE Spectrum, mehr als 5.000 Teilnehmer in acht Städten und vier Zeitzonen zu verbinden. Ein kleines Wunder der damaligen Zeit.
Laut einem damaligen Bericht des Philadelphia Evening Ledger verlief die Telefonverbindung über 6.500 Kilometer durch 20 Bundesstaaten über 150.000 Telefonmasten. Weitere Städte nahmen passiv am Anruf teil und hörten den Gesprächen lediglich zu. Hier sendeten die Menschen Telegramme mit ihren Anwesenheitslisten und Grüßen. Heutzutage wäre das vermutlich eine kurze Anwesenheitsnotiz im Gruppenchat. Um genau 21:00 Uhr wurde die Versammlung für 30 Minuten unterbrochen, damit jede Stadt ihre eigene, lokale Ansprache quasi offline durchführen konnte.
Grüße, Prahlereien und Musik
Nach der Pause ging es dann mit herzlichen Begrüßungen zwischen den einzelnen Städten weiter. Dabei erwähnten die Vertreter der Städte ihre jeweiligen technischen Errungenschaften – nicht ganz ohne Prahlereien. Laut IEEE Spectrum meldete sich die Stadt Boston so: „Boston sendet seinen Partnerstädten herzliche Grüße. Das Telefon wurde hier erfunden und hier sprach es zum ersten Mal, aber sein Klang hat sich in alle Länder verbreitet und seine Worte bis an die Enden der Welt getragen.“
Im Anschluss wurde das Treffen abermals unterbrochen – dieses Mal durch eine musikalische Einlage. Jede Stadt spielte mithilfe eines sogenannten Phonographen einen Song, der über das Telefon übertragen wurde.
Ein Phonograph ist vereinfacht gesagt der Urvater des Kassettenrekorders, der Musik aufnehmen und wiedergeben kann. Er benötigt dabei keinerlei Elektrizität. Im Süden entschied man sich für Dixie, in Neuengland für Yankee Doodle. Philadelphia entschied sich für das Star-Spangled Banner.
Dann gab es einige Reden und Vorträge, wie man sie vermutlich auch in heutigen Zoom-Meetings kennt. Laut dem Artikel vom IEEE kam es danach nicht wieder zu so einer riesigen Veranstaltung.