Zum zweiten Mal ist eine Sicherheitslücke im Zusammenhang mit Corona-Testergebnissen bekannt geworden. Wohn- und Mailadressen, Telefonnummern, Geburtsdatum, Testdatum und Testergebnis ließen sich problemlos im Netz abrufen, wie das Sicherheitskollektiv Zerforschung herausgefunden hat. Dabei hat Zerforschung mit einem Rechercheteam von NDR, RBB MDR zusammengearbeitet.
Tausende Kunden von Eventus Media International (EMI) seien von der Sicherheitslücke betroffen. Das Unternehmen betreibt insgesamt neun Testzentren in Hamburg, Berlin, Leipzig, Dortmund und Schwerte.
Offene API für persönliche Codes
Über die Webseite testcenter-corona.de kann man sich mit persönlichen Daten wie Geburtsdatum, Adresse und Ausweisnummer bei EMI für einen Test anmelden. Danach wird per E-Mail ein Code verschickt, über den später das Testergebnis abrufbar ist.
EMI hat laut Zerforschung für die Buchung der Tests über eine WordPress-Seite „aus unerklärlichen Gründen“ eine offene API genutzt. Über diese Schnittstelle lässt sich eine Liste aller Terminbuchungen inklusive persönlicher Codes abrufen.
Auf den ersten Blick sind also keine persönlichen Daten einsehbar – aber mit den Codes lassen sich Testergebnisse abrufen. Zerforschung gab die Codes auf der Website ein. Da genügte, um die Benachrichtigung über das Testergebnis zu sehen und ein PDF-Zertifikat mit persönlichen Daten herunterzuladen.
14.000 Ergebnisse einsehbar
Am Dienstag, den 6. April, konnte Zerforschung auf über 14.000 Testtermine mit hinterlegtem Ergebnis zugreifen. Vor der Veröffentlichung des Datenlecks informierte das Kollektiv den Betreiber der Seite. Inzwischen ist das Problem behoben.
Gegenüber NDR, RBB und MDR entschuldigte sich ein Sprecher von EMI für die Sicherheitslücke. Die Testcenter und damit verbundenen Datenverarbeitungssysteme seien „mit großer Eile hochgezogen“ worden.
Pandemie nicht als Ausrede nutzen
„Der Schutz von Gesundheitsdaten darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dabei darf die besondere Pandemielage und schnelle Handlungsfähigkeit keine Ausrede sein“, schreibt Zerforschung.
Datenschutzbehörden sollten demnach härter gegen solche Vorfälle vorgehen. Es seien empfindliche Strafen nötig. Die Anbieter von Systemen mit Datenlecks müssten außerdem gezwungen werden, allen betroffenen Kunden Bescheid zu geben.
Im März hatte Zerforschnug bereits ein anderes Datenleck bei Corona-Testergebnissen offengelegt. Dabei standen Testergebnisse von über 80.000 Menschen wochenlang ungeschützt im Netz.