Anzeige
Anzeige
News

Defekte Klimaanlagen im Zug: Bahn sieht kein großes Problem – und plant trotzdem Verbesserungen

Die Klimaanlagen der Deutschen Bahn haben keinen guten Ruf, weil sie vermeintlich ständig defekt sind. Stimmt das? Und was tut die Bahn, um sie besser zu machen?

Quelle: dpa
4 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Die Deutsche Bahn will das Klima in Zügen verbessern. (Bild: Chris Redan/Shutterstock)

Bequem und stressfrei soll das Bahnfahren idealerweise sein. Berichte über ausgefallene Klimaanlagen in ICE-Zügen im Sommer sprechen allerdings häufig eine andere Sprache. Die Klimageräte in den Fernzügen der Deutschen Bahn (DB) gelten landläufig oft als unzuverlässig. Doch stimmt dieser Eindruck? Nein, sagt die Bahn – und will die Klimasysteme dennoch weiter verbessern.

Anzeige
Anzeige

Nur 0,3 Prozent aller ICE- und IC-Wagen mussten im vergangenen Jahr wegen einer gestörten Klimaanlage gesperrt werden, ergab kürzlich eine parlamentarische Anfrage. Bei modernen ICE-Zügen liegt die Zuverlässigkeit laut einem DB-Sprecher noch höher. Und: Wenn eine Klimaanlage ausfalle, dann für gewöhnlich eben nur in einzelnen Wagen. Warum ist also das Image der Klimaanlagen so schlecht?

Hohe Last auf Klimaanlagen

„Erstens ist die Wahrnehmung immer subjektiv. Wenn eine Klimaanlage ausfällt, ist sie für die Betroffenen natürlich zu 100 Prozent ausgefallen“, sagt Alexander Hartberg, Sprecher Technik bei der DB. Ein weiterer Grund seien Probleme mit ICE-2-Zügen Anfang der 2010er Jahre. Damals fielen Klimaanlagen reihenweise aus. „Wir haben das aber genau untersucht und das Problem gelöst“, berichtet Michael Meister. Er arbeitet bei der DB Systemtechnik an der Verbesserung von Zügen.

Anzeige
Anzeige

Er betont: „Klimaanlagen müssen viel leisten“. Dutzende Stunden am Tag, bei fast jedem Wetter sollen sie für Frischluft und die richtige Temperatur sorgen – und das über viele Jahre. Einige ICE sind, mit Modernisierungen, seit 1991 im Einsatz. Und: Das Wetter und die Temperaturen würden durch den Klimawandel extremer, so Meister. Modernisierte Klimaanlagen seien daher inzwischen auf Außentemperaturen bis zu 45 Grad ausgelegt. Allein für den Fernverkehr fließe derzeit jährlich ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag in die Wartung der Klimaanlagen.

Die genaue Temperatur im Zug liegt übrigens nach einer Norm um die 23 Grad Celsius. Bei Sommerhitze kann sie höher liegen, damit Fahrgäste nicht frieren und die Klimaanlage energiesparend laufen kann. Das Zugpersonal kann die einprogrammierten Vorgaben nur um wenige Grad anpassen.

Anzeige
Anzeige

Die Bahn forscht derweil daran, die Klimatechnik besser für die Zukunft aufzustellen. In Minden steht dafür eine 75 Meter lange Klimakammer, in der Züge unter extremen Temperaturen oder bei Regen und Schnee getestet werden können. Seit 2020 gibt es zudem den Test-Waggon namens Dirk. Zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) soll in dem ehemaligen ICE-2-Wagen vor allem erprobt werden, wie das Klima innerhalb der Züge verbessert werden kann.

Belüftung soll komfortabler werden

„Unser Ziel ist es, den Komfort zu verbessern und die Anlagen effizienter zu machen“, erklärt Daniel Schmeling vom DLR in Göttingen. Die Klimaanlage sei einer der größten Energieverbraucher im Zug, nur der Antrieb brauche mehr Strom. Auch deshalb würden die Einstiegsbereiche etwas weniger klimatisiert.

Anzeige
Anzeige

Mit öffentlichen Geldern sowie im Auftrag von Bahnunternehmen oder Zugherstellern erproben das DLR und die DB in dem Testwaggon neue Technologien möglichst realitätsnah, die zuvor in kleineren Zugmodellen in Göttingen untersucht wurden. Diese Zusammenarbeit wurde kürzlich um drei weitere Jahre verlängert.

Die Temperatur im Zug hängt von vielen Faktoren ab, die sich während der Fahrt oft ändern – etwa der Sonneneinstrahlung oder der Anzahl der Reisenden, erklärt Meister. Schmeling und seine Kollegen haben Dirk deshalb mit über 100 Sensoren, Wärmebildkameras und Puppen ausgestattet. Wie ein echter Mensch geben die schwarzen Figuren rund 80 Watt Wärme ab. Die Sensoren messen unter anderem Oberflächentemperaturen, Luftfeuchtigkeit oder den CO2-Gehalt.

Mit künstlichem Nebel können die Forscher Luftströme im Zug sichtbar machen. Normalerweise führen diese von den Decken, wo Frischluft eingespeist wird, zu den Außenwänden, wo sie im Fußraum wieder abgesaugt wird. Eines der Forschungsprojekte widmete sich in der Corona-Pandemie der Verteilung von Partikeln in der Luft.

Anzeige
Anzeige

Elektroautos: 5 Vorurteile und was an ihnen dran ist

Das sind Toyotas 15 neue Modelle Quelle: Toyota

In Zukunft Sitzheizung?

In einem anderen Projekt untersuchten die Fachleute Sitzheizungen und wärmende Infrarot-Paneele an den Sitzrückseiten. Die Idee: „Wenn Fahrgäste die Temperatur an ihrem Sitz selbst einstellen, könnte die Grundtemperatur im Wagen einige Grad kälter gehalten werden, etwa um Energie zu sparen“, sagt Schmeling.

Bei einem Versuch mit Testpersonen seien die Rückmeldungen positiv gewesen. Doch ob die Technik jemals eingesetzt werde, sei noch völlig offen. Auch an Luftdüsen, um Sitzplätze ähnlich wie in Flugzeugen individuell zu kühlen, werde geforscht. Ziel sei es, an jedem Sitzplatz eine ideale Temperatur ohne Zugluft zu haben – bloß sei die für jeden Reisenden anders.

Den besten Sitzplatz gibt es nicht

Deshalb gebe es auch nicht den einen bestklimatisierten Sitzplatz im Zug. Wer kühlere Luft wolle, sitze am Gang besser, erklärt Schmeling. Am wärmsten sei es an den Fenstern auf der Sonnenseite. „Generell ist der Unterschied zwischen den einzelnen Sitzplätzen aber ziemlich gering.“

Anzeige
Anzeige

Erkenntnisse aus der Forschung würden bei Ausschreibungen für künftige Zugbestellungen berücksichtigt, teilte die Bahn mit. Erkenntnisse aus Minden seien zudem auch auf andere Zugmodelle etwa für den Regionalverkehr übertragbar, wo mehr als 96 Prozent aller Bahnen klimatisiert sind. Wichtig bei neuen Technologien ist demnach, dass sie ausgereift sind. „Erst, wenn die Technik stabil ist, kann man sie in Zügen nutzen – das vermeidet Ausfälle etwa bei hohen Temperaturen“, sagte Schmeling.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige