Bis 2050 will die Deutsche Bahn (DB) klimaneutral sein. Um auf den rund 13.000 Kilometern Schiene ohne Oberleitung die dort fahrenden 1.300 Dieseltriebzüge zu ersetzen, testet die DB jetzt den Einsatz von Zügen mit Wasserstoff-Antrieb. Im Rahmen des Projekts H2 goes Rail arbeitet die DB mit Siemens Mobility zusammen. Siemens entwickelt dazu einen Wasserstoffzug auf Basis des Regionaltriebzugs Mireo Plus. DB Energie entwickelt eine neuartige Wasserstofftankstelle, wie die Konzerne mitteilen.
Wasserstoffzug: Schnellbetankung in 15 Minuten
Die mobile Tankstelle und ein neuartiges Verfahren sollen dafür sorgen, dass der Wasserstoffzug künftig in nur 15 Minuten betankt werden kann. Das entspricht ungefähr dem Zeitraum, der für das Betanken eines Dieseltriebzuges benötigt wird – angesichts der eng getakteten Zugfolgen im Regionalverkehr ein wichtiger Aspekt des geplanten Wechsels auf Wasserstoff-Antrieb.
Der noch in der Entwicklung befindliche Wasserstoffzug Mireo Plus H soll laut DB ähnlich leistungsfähig sein wie elektrische Triebzüge. Die Reichweite wird derzeit mit 600 Kilometern angegeben, die Höchstgeschwindigkeit soll 160 Kilometer pro Stunde betragen. Betrieben wird der Zug von einer Brennstoffzelle und einer Lithium-Ionen-Batterie. Die Brennstoffzelle dient dazu, den Wasserstoff an Bord in elektrische Energie umzuwandeln. Diese wird wiederum in der Batterie gespeichert, die den Elektromotor antreibt.
Test mit Mireo Plus H ab 2024
Die DB will ihren Wasserstoffzug-Test 2024 für ein Jahr auf der Strecke zwischen Tübingen, Horb und Pforzheim fahren lassen und damit etwa 330 Tonnen Kohlendioxid einsparen. Neu sind Versuche mit Wasserstoff-Antrieben im Bahnbereich derweil nicht. Zwischen Cuxhaven und Buxtehude fahren etwa schon seit zwei Jahren zwei Alstom-Züge für das niedersächsische Regionalverkehrsunternehmen EVB.
Ab 2022 sollen in Niedersachsen 14 der Alstom-Regionalzüge im regulären Einsatz sein, wie tagesschau.de berichtet. In Bremervörde wird dafür derzeit die weltweit erste Wasserstofftankstelle für Passagierzüge gebaut. Laut Siemens-Mobility-Chef Michael Peter könnten in den kommenden 10 bis 15 Jahren allein in Europa bis zu 15.000 Triebzüge ausgetauscht werden. Das entspricht einem Marktpotenzial von bis zu 150 Milliarden Euro.