DHDL: Herr Maschmeyer, wird das Ihre letzte Staffel sein?
Ab heute Abend ist es wieder so weit: In der bereits zwölften Staffel der Vox-Show „Die Höhle der Löwen“ werden in den nächsten acht Wochen wieder Gründerinnen und Gründer um die Gunst der „Löwen“ buhlen.
Neben den Jurymitgliedern Nils Glagau, Judith Williams, Georg Kofler, Dagmar Wöhrl, Nico Rosberg und Ralf Dümmel ist auch Starinvestor Carsten Maschmeyer wieder mit dabei. Wir haben vorab mit ihm über seine Erwartungen gesprochen, was neu ist – und ob es vielleicht seine letzte Runde „DHDL“ sein wird.
t3n: Herr Maschmeyer, heute beginnt die bereits zwölfte Staffel von „Die Höhle der Löwen“. Worauf freuen Sie sich in der neuen Serie am meisten?
Carsten Maschmeyer: Startup-Mentor und ‑Investor zu sein ist meine Leidenschaft. Ich freue mich auf jeden Pitch und die spannenden Zukunftsthemen, die die Gründerinnen und Gründer in dieser Staffel wieder mitgebracht haben. Am meisten freue ich mich auf das Feedback der Startups und der Zuschauerinnen und Zuschauer.
Es ist wie eine faszinierende Zukunftskunde, man kann zusehen, wie sich die Welt verändert. Wie bei einem spannenden Buch kann man in die Story eintauchen und schauen, welche Gründerinnen und Gründer gewinnen und welche Investor:innen die Deals an Land ziehen.
t3n: Was wird in der neuen Staffel anders sein als bisher?
Maschmeyer: Noch nie waren die Gründerinnen und Gründer so verschieden wie in dieser Staffel! Von jung bis alt, von bereits sehr erfahren bis ganz neu im Unternehmerleben. Und die Ideen sind deutlich ausgefallener, beeindruckender und nachhaltiger als bisher!
Und gleich in der ersten Folge wird es eine total neue und völlig überraschende Sitzordnung geben, die es nur dieses eine Mal gibt und die so nie wiederkommen wird!
t3n: In der neuen Show gibt es mit Diana zur Löwen auch eine neue Gastjurorin. Kannten Sie sie bereits vor der Show?
Maschmeyer: Natürlich kannte ich Diana schon vor der Show durch ihre beeindruckende Präsenz auf Social Media. Sie bringt mit ihrer unternehmerischen Erfahrung und ihrer positiven Ausstrahlung das mit, was eine gute „Löwin“ auszeichnet. Sie ist eine echte Macherin. Und ich finde es toll, wie sie sich wichtige Themen unserer Zeit auf die Fahne schreibt und damit auch ein Rolemodel für viele ist.
t3n: Wie bereiten Sie sich auf die Aufzeichnungen vor?
Maschmeyer: Eine gesunde Schlafhygiene und Sport sind mir besonders wichtig. Ein Drehtag kann schon mal über zwölf Stunden dauern, da muss man fit bleiben bis zur letzten Minute!
Nicht vorbereiten kann ich mich aber auf die Startups selbst. Denn um was es geht, bleibt, bis wir das Studio betreten, streng geheim und ist somit jedes Mal aufs Neue eine spannende Überraschung.
Kurz vorm Dreh ist die Routine dann immer die gleiche: grüner Tee und Humor. Oft telefoniere ich noch mit anderen Startups oder beantworte Mails.
t3n: Ist bei der Aufzeichnung etwas anders gelaufen als erwartet? Gab es vielleicht eine lustige oder unvorhergesehene Situation?
Maschmeyer: Ich habe es ja schon angedeutet: In einer Folge ändert sich die sonst sehr starre Sitzordnung: Statt fünf „Löwen“ sind es sechs! Was der Hintergrund ist, darf ich jetzt noch nicht verraten. Aber das sorgte im Rudel für eine ganz neue Dynamik. Und wir werden auch eine Premiere haben: Bei einem Pitch nehmen alle „Löwen“ das Angebot an, ohne zu verhandeln – das gab es noch nie!
t3n: Immer wieder platzen Deals nach der Sendung. Woran liegt das und wie läuft die Due Diligence bis dahin ab?
Maschmeyer: Dass Deals nach der Aufzeichnung platzen, ist ganz normal. Das passiert auch in der Startup-Welt ohne Fernsehen täglich. Die Due Diligence ist quasi die Probefahrt der Investorenwelt. Dort kommen manchmal Dinge zum Vorschein, die eine Zusammenarbeit nicht zulassen.
Zum Beispiel, wenn falsche Angaben gemacht wurden, wie bei einem gepitchten Patent, das doch keins ist. Oder es gibt Altinvestor:innen, die nach der Sendung nachverhandeln wollen. Oder manchmal stellt man im Laufe der Gespräche fest, dass es völlig unterschiedliche Vorstellungen darüber gibt, was die strategische Ausrichtung des Unternehmens für die Zukunft betrifft.
t3n: Laut Berechnungen der Bonitätsauskunft Creditsafe ist das Insolvenzrisiko der „DHDL“-Startups deutlich höher als in der Wirtschaft allgemein. Woran liegt das?
Maschmeyer: Diese Studie fand ich sehr einseitig. Man hätte der Vollständigkeit halber schon auch erwähnen können, welche großartigen Erfolge durch „Die Höhle der Löwen“ möglich gemacht werden. Mein Investment Presize.ai wurde an Meta, also Facebook, verkauft, Talentcube hat mit dem US-Unicorn Phenom gemergt. Ich bezweifle, ob diese Erfolgsgeschichten ohne die Sendung, vor allem in dem Tempo, so möglich gewesen wären.
Aber zurück zu Ihrer Frage: Wir befassen uns in der Sendung nun mal mit sehr jungen Unternehmen, die teilweise noch nicht mal Kund:innen haben oder bei denen der Proof of Concept noch aussteht. Trotzdem müssen wir uns dann innerhalb von einer Stunde entscheiden – ohne Vorwissen, ohne Vorbereitung und ohne Investmentteam. Ist doch logisch, dass hier mehr Risiken bestehen als bei etablierten, langjährigen Unternehmen.
In meinem Alltag als Investor, also außerhalb der Sendung, schaue ich mir auch jede Menge Pitches an. Aber da habe ich im Gegensatz zur Sendung vorab Unterlagen, meine Investmentprofis an meiner Seite, und im Nachgang haben wir ausreichend Zeit, um das Unternehmen auf Herz und Nieren zu prüfen.
t3n: Erst vor Kurzem musste Kuchentratsch, eines der Startups, in das Sie investiert haben, Insolvenz anmelden. Wie geht es nach einem solchen Insolvenzantrag für Sie weiter? Bleiben Sie mit den Gründer:innen auch nach einer Insolvenz in Kontakt?
Maschmeyer: Zum Glück gibt es Hoffnung für Kuchentratsch. Sie haben laut dem Insolvenzverwalter mehrere verbindliche Angebote für eine Übernahme erhalten, was mich sehr für Gründerin Katharina und die Seniorinnen und Senioren freut. Wir sind im Guten auseinandergegangen und sowohl mein Team als auch ich stehen ihr bei Fragen gern weiterhin zur Verfügung.
t3n: Die neue Staffel ist bereits ihre zehnte. Wird es Ihre letzte sein?
Maschmeyer: Nein, auf keinen Fall! Die „Höhle der Löwen“ bereitet mir große Freude. Hier sehe und entdecke ich Gründerinnen und Gründer, die ich in meinem Investorenalltag wahrscheinlich sonst nie kennengelernt hätte.
Die Sendung leistet einen großen Beitrag für das Gründertum, denn sie vermittelt auf unterhaltsame Art und Weise, was Unternehmertum bedeutet, und stärkt den Gründergeist in Deutschland. Das leisten in dem Ausmaß weder Schulen noch die Politik.
t3n: Wie bewerten Sie die Zukunft von Unternehmertum in Deutschland angesichts der aktuellen Situation mit weniger VC-Deals und Massenentlassungen bei Startups?
Maschmeyer: Ich sage: Jetzt erst recht! Wir brauchen mehr Unternehmergeist, mehr Risikobereitschaft und mehr Startup-Mindset in unserem Land, sonst sieht es bald schlecht aus mit „Made in Germany“.
Wie schaffen wir das? Wir müssen schon bei den Kindern ansetzen. Bereits in der Schule muss Gründergeist vermittelt werden, „Unternehmer“ oder „Unternehmerin“ müssen erstrebenswerte Berufe sein.
Generell gilt für Startups, dass es jetzt besonders wichtig ist, auf Profitabilität zu achten anstatt auf Wachstum um jeden Preis. Dennoch brauchen wir Innovationen, die der Krise entgegensteuern, und intelligente Ideen, die etwas bewegen. Startups, die das nicht bieten können, werden nicht erfolgreich sein.
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass 2023 ein sehr gutes Jahr für die deutsche Startup-Szene werden wird. – Carsten Maschmeyer
t3n: Was würden Sie gern künftig mehr bei „DHDL“ sehen?
Maschmeyer: Ich bin mit meinen Startup-Fonds natürlich vor allem an Techlösungen, die unsere Welt besser, gesünder, schneller oder einfacher machen, interessiert. Persönlich begeistern mich aber auch Ideen, auf die so noch keiner gekommen ist – das kann in der Food-Industrie oder auch mit einem ganz ausgefallenen Consumer-Product sein.
t3n: Haben Sie einen Tipp für angehende Gründer:innen?
Maschmeyer: Sie müssen sich fragen, ob es überhaupt einen Markt für das Produkt gibt. Egal wie großartig die Idee ist, wenn sie nur einem winzigen Bruchteil der Gesellschaft etwas bringt, kann das nichts werden.
Außerdem: Startups müssen ihre Zahlen kennen, langfristig planen und mit Rückschlägen und „Neins“ umgehen können!
Zudem braucht jedes Startup ein starkes Team, keine One-Person-Show. Komplementäre Teams sind vielfältig und performen besser. Und dann: Brennt für euer Unternehmen, aber vergesst und unterschätzt nie Sales! Vertrieb ist die zweite Gründung und Umsatzeinnahmen sind wichtiger als Kapitalerhöhungen.
Verstehe nicht, wie mann einem schlechten Menschen eine Plattform gibt. Hat er für das Interview bezahlt?
https://www.youtube.com/watch?v=IMUKTx97790