Sind die fetten Startup-Jahre vorbei, Herr Maschmeyer?

Unternehmer und „Die Höhle der Löwen“-Investor Carsten Maschmeyer. (Foto: RTL NOW / Bernd-Michael Maurer)
„Im Grunde sind wir wieder in einer Phase wie damals zur Dotcom-Blase“, äußert sich Star-Investor und DHDL-Löwe Carsten Maschmeyer gegenüber t3n zur aktuellen Investitionsmüdigkeit in der Startup-Szene. Ihm zufolge hat die Startup-Szene im Jahr 2021 bereits ihren Peak erreicht. Denn nachdem 2021 als „das Jahr der Einhörner“ betitelt wurde, scheint das Jahr 2022 für die Startup-Szene zum Jahr der Ernüchterung zu werden. Hiring Freezes und Massenentlassungen bei Startups machen Schlagzeilen.
So gaben Unternehmen wie der Lieferdienst Gorillas, sein türkischer Konkurrent Getir, Sumup oder das schwedische Fintech Klarna kürzlich bekannt, sich von großen Teilen der eigenen Belegschaft zu trennen. Bei Gorillas wurde die Belegschaft um ganze 50 Prozent gekürzt. Tech-Riesen wie Meta und Twitter kündigten öffentlich Einstellungsstopps an. Und auch Investor:innen sind vorsichtiger geworden.
2021 Einhörner, 2022 Massenentlassungen
Ende letzten Jahres sah es in der Startup-Szene noch anders aus: Laut des State of European Tech Reports 2021 blickten sowohl Gründer:innen als auch VC-Geber:innen optimistisch in die Zukunft der europäischen Tech-Wirtschaft. Wohl euphorisiert von den Zahlen: Denn 2021 flossen insgesamt 17,4 Milliarden Euro an Risikokapital in deutsche Startups – dreimal so viel wie im Jahr 2020. Laut des Startup Barometers der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) erreichten die Risikokapital-Investitionen damit einen Rekordwert. Auch die Zahl der Finanzierungsrunden erreichte mit 1.160 einen Spitzenwert.
Doch der Ukraine-Krieg mit den einhergehenden Engpässen in den Lieferketten sowie den steigenden Inflationsraten machen der Wirtschaft seit Monaten zu schaffen, weswegen die Prognosen inzwischen weniger optimistisch aussehen. Was bedeuten die aktuellen Entwicklungen für die Startup-Welt? Wir haben beim Unternehmer und Star-Investor Carsten Maschmeyer nachgefragt.
t3n: Herr Maschmeyer, woher kommt die aktuelle Investitionsmüdigkeit in der Startup-Szene, nachdem 2021 noch als das „Jahr der Einhörner“ gefeiert wurde?
Carsten Maschmeyer: Das Gebot der Stunde ist „From burn to earn!“ Die Zeiten sind vorbei, in denen alles auf Wachstum um jeden Preis getrimmt war, egal, wie hoch die Burn-Rate ist. Investor:innen achten jetzt mehr denn je auf Break Even und Profitabilität, sie wollen am Ende des Tunnels ein Licht sehen – und nicht den nächsten dunklen Tunnel. Es wird genau darauf geachtet, was die „nice to haves“ sind und die „must haves“. Denn im Grunde sind wir wieder in einer Phase wie damals zur Dotcom-Blase.
t3n: Hat die deutsche Startup-Szene 2021 bereits ihren Peak erreicht?
Maschmeyer: Erstmal ja. Es fallen aktuell jede Menge potenzieller Käufer:innen für Startups raus, insbesondere für diejenigen, die noch große Verluste machen. Welcher Käufer hat denn in der jetzigen Situation schon Lust, sein eigenes Finanzergebnis durch einen Zukauf zu verschlechtern, nur weil er ein Startup gekauft hat, das dicke rote Zahlen schreibt? Die Folgen sind klar: Bewertungen werden für solche Startups rapide sinken und die großen Exits der Vergangenheit wird es erstmal so für „loss making businesses“ nicht mehr geben.
t3n: Wie geht es weiter?
Maschmeyer: 2023 wird ein super Jahr für die Startup-Szene, da bin ich überzeugt. Und zwar für alle Beteiligten. Investor:innen können sich zu niedrigeren Preisen beteiligen. Und Startups werden ihr Geschäftsmodell von Anfang an auf mehr Effizienz ausrichten, um schneller profitabel zu werden. Ich beobachte, dass Gründer:innen sehr genau wissen, welche Schritte jetzt gemacht werden müssten, wenn sie jetzt sehr schnell in die schwarzen Zahlen kommen wollen.
t3n: Welche Schritte wären das zum Beispiel?
Maschmeyer: Sie würden sich fragen: Was ist gerechtfertigt? Welche Mitarbeiter brauchen wir wirklich? Sie würden alles umstellen auf nur zwei Maßnahmen: lebenserhaltende Funktionen und Wachstum.
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