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Analyse

DHL abhängig von Amazon: Und immer noch wird alles unterschätzt

Wie interne Papiere der Post belegen, ist der Versender stark abhängig von Amazon – fast 18 Prozent des Paketvolumens stammen vom US-Konzern. Trotzdem wird die Auswirkung der Logistiksparte von Amazon immer noch unterschätzt. 

Von Jochen G. Fuchs
4 Min.
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DHL gerät immer mehr unter Druck, unter anderem auch durch Amazon Flex, eine der neuen Zustellungsmöglichkeiten von Amazon für die letzte Meile. (Foto: Amazon)

„Kein Kunde hat bei uns mehr als zwei Prozent unseres Gesamtumsatzes“, so Post-Chef Frank Appel gegenüber der Wirtschaftswoche. Dabei steht Amazon mittlerweile für 17,6 Prozent der DHL-Paketmenge, wie interne Unterlagen des Post-Vorstandes zeigen, die dem Handelsblatt vorliegen. Die Post malt ein düsteres Bild, wie die Zeitung berichtet und der zuständige Vorstand Jürgen Gerdes musste seinen Hut nehmen. Doch so drastisch die Zahlen und Worte auch klingen, die Auswirkungen der Logistik-Sparte von Amazon werden viel schneller und dominanter in den Markt einschlagen, als es jetzt geschätzt wird.

Deutsche-Post-DHL gibt in internen Berichten Abhängigkeit von Amazon zu

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Der Konzern DPDHL, wie die Deutsche Post offiziell heißt, schweigt auf die Anfrage des Handelsblattes, aber die Inhalte einer internen Präsentation vom Mai 2017 für die Vorstandsetage sprechen Bände. Massive Verluste werden prognostiziert, noch massivere Verluste für den Fall, dass angekündigte Erhöhungen nicht gestoppt und in Verhandlungen um Preissenkungen nicht nachgegeben wird.

Die Post habe sich erpressbar gemacht durch die Abhängigkeit von Amazon, so führt das Handelsblatt aus. Tatsächlich stehen die Paketdienste vor der Herausforderung, dass der Onlinehandel sie generell an ihre Kapazitätsgrenzen bringt – und in den vergangenen Jahren viel zu wenig investiert wurde, weil das Wachstumspotenzial unterschätzt wurde.

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Die Beziehung zwischen Amazon und DHL

Die interne Präsentation beziffert den Ertrag nach Deckungsbeitrag 2 eines üblichen Pakets, das selbstständige Marktplatzhändler bei Amazon verschicken, auf 34,5 Cent, an Amazon selbst verdient DHL nur noch 21 Cent. 253 Millionen Pakete soll Amazon 2017 über DHL versandt haben und ist damit wenig überraschend der größte Einzelkunde. Wie das Handelsblatt berichtet, verlangt DHL von Amazon 2,55 Euro pro Paket, von dessen Marktplatzhändlern hingegen durchschnittlich 2,97 Euro.

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Amazon ist schon früh klar geworden, dass die Paketdienste bald nicht mehr in der Lage sein werden, Amazons Ansprüche umzusetzen – weder hinsichtlich der Preise noch der Zustellungsqualität und -geschwindigkeit. (Screenshot: Amazon/t3n.de)

In einer internen Warnung spricht der ehemalige Spartenchef Gerdes von potenziellen Ertragsverlusten von rund 115 Millionen Euro vor Zins und Steuern – DHL schätzt, dass sich dieser Ertragsverlust um weitere 240 Millionen Euro erhöhen könnte, wenn der Konzern nicht auf Amazons angebliche Forderung einginge, die Gebühren für Amazons Marktplatzhändler an die Gebühren für Amazon anzugleichen. Damit stehen schon rund 355 Millionen Ertragsverlust zur Diskussion, die Gebührenangleichung würde DHL um rund 75 Millionen Euro bringen. Darüberhinaus soll Amazon auch noch Provisionen in Höhe von sieben Millionen für die Vermittlung der Marktplatzaufträge kassieren.

Den größten Druck übt jedoch die eigene Logistiksparte von Amazon auf den Konzern aus. Allein durch ihre Existenz und die damit verbundene Aussicht, weitere Paketmengen zu verlieren, muss DHL mehr Zugeständnisse machen, als der Konzern möchte.

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Amazon Logistics: Die Ambitionen werden immer noch unterschätzt

Die bittere Wahrheit: Der Konzern kann sich jegliche Illusionen schenken, denn Amazon wird den größten Teil seiner Paketmengen früher oder später selbst abwickeln. Völlig unabhängig davon, was DHL jetzt unternimmt. Amazon Logistics ist nicht dazu da, um Pakete, die nicht mehr von den Paketdiensten verarbeitet werden können, selbst zu befördern. Amazon Logistics ist da, um die Paketdienste zu ersetzen, auch wenn das niemand zugeben will.

Amazon sieht schon seit langer Zeit mit Sorge, dass die Paketdienste nicht mit dem Wachstum des Onlinehändlers mithalten können. Das bringt Amazons wichtigsten Aktivposten in Gefahr: die ungetrübte Kundenbeziehung. Denn Kunden sind die schnelle und problemlose Zustellung gewohnt. Amazon will jeden Stolperstein auf der letzten Meile ausschalten, der diese Beziehung trüben könnte. Und diese Steine sind jetzt die Paketdienste. Nur wenn Amazon die Pakete selbst zustellt, kann der Konzern diesen Teil der Lieferkette selbst kontrollieren – und das will der Konzern.

Same-Day-Delivery: In 20 Metropolregionen liefert Amazon Logistics bereits am Bestelltag aus. (Screenshot: Amazon/t3n.de)

Als Amazon in den ersten vier Monaten passend zur Umsatzsteigerung seine Paketmengen um 30 Prozent steigerte, aber die Paketmengen über DHL nur um 17 Prozent anstiegen, klingelten alle Alarmglocken. Die internen Unterlagen sprechen davon, dass Amazon 2022 schon 154 Millionen Pakete selbst versendet und DHL noch 360 Millionen bleiben.

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Das ist ein Trugschluss. Amazon Logistics wird bis dahin den größten Teil der anfallenden Mengen selbst verarbeiten.

Sowohl die internen Untersuchungen als auch die Berichterstattung scheint mit den Entwicklungen bei Amazon nicht Schritt halten zu können. Das Handelsblatt zählt vier  Verteilzentren und vier weitere in Planung, der Kölner Stadtanzeiger spricht noch im Januar von fünf Verteilzentren. Tatsächlich betreibt Amazon längst acht Verteilzentren in Berlin, Bochum, Düsseldorf, Köln, Olching, Mannheim, München-Daglfing und Raunheim. Die Post schätzte im Mai 2017, das Amazon Logistics 13 von 14 wichtigen Metropolregionen besetzen kann. Tatsächlich ist Amazon schon in 20 Metropolregionen vertreten. Amazons Ambitionen werden wieder einmal unterschätzt.

Aber bald können die Paketdienste und Onlinehändler ja wieder aufatmen. Wenn Amazons Paketmengen ganz fernbleiben, weil Amazon Logistics nahezu alles selbst ausliefert, werden wieder Kapazitäten für den Rest des Onlinehandels frei.

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