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Dicke-Finger-Syndrom: Krypto-Enteigner schieben 34 Millionen Euro in Juno-Token auf falsche Adresse

Ein Copy-Paste-Fehler krönt den erfolglosen Abschluss einer auch ansonsten umstrittenen Aktion. Drehort ist einmal mehr die auf Cosmos basierende Juno-Blockchain, die sich zur Fallstudie der On-Chain-Governance entwickelt.

3 Min.
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Juno bleibt interessant. (Bild: Windawake / Shutterstock)

Anfang Mai 2022 war es zu einer beispiellosen Abstimmung der Juno-Community gekommen. Die hatte entschieden, einen Juno-Wal quasi zu enteignen. So sollten Juno-Token im Wert von Millionen von Dollar aus der Geldbörse des Großinvestors beschlagnahmt und auf eine von der Community kontrollierte Wallet verschoben werden.

Großinvestor erbeutet Juno-Token per Airdrop

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Bei dem Juno-Wal handelt es sich um Takumi Asano, einen japanischen Investor, der beschuldigt wird, im Februar Millionen von Dollar bei einem Juno-Airdrop geradezu erbeutet zu haben. Die Community sah dabei den Vorwurf der ungerechtfertigten Bereicherung gegeben, weil Asano dem Regelwerk nach angeblich nicht zur Teilnahme an dem Airdrop berechtigt gewesen sein soll.

Neben diesem Vorwurf war der Community aber ein weiterer Punkt ein gewaltiger Dorn im Auge. Denn Asano hat viel Geld in Juno gesteckt und sich dadurch eine entsprechend gewichtige Stimmkraft gesichert. Auf diese Weise könne auf Dauer eine Zentralisierung von Macht entstehen, die dem Anspruch der Juno-Community, eine Smart-Contract-Plattform ohne zentralisierte Macht zu schaffen, widerspreche – so die Befürchtung derer, die nicht so viel Geld in Juno investiert hatten.

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In der Kombination der beiden Faktoren wurde ein Vorschlag formuliert und beschlossen, der dazu führen sollte, dass die Asano gehörende Wallet, die beim Airdrop genutzt worden sein soll, enteignet und deren Inhalte an eine Community-Wallet transferiert würden.

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Juno-Selbstjustiz endet peinlich

Das ist schon in sich ein ungewöhnlicher Vorgang. Immerhin gibt es in der Zivilgesellschaft Einrichtungen namens Gerichte, die über Fragen der ungerechtfertigten Bereicherung gewohnt sind, zu urteilen. Dass eine Community hier eine Selbstjustiz nach dem Mehrheitsprinzip verübt, sollte Investoren vorsichtig werden lassen. Vor allem der Vorwurf, Asano akkumuliere zu viel Juno, dürfte Marktliberalen und Freunden des Rechtsstaats den Schweiß auf die Stirn treiben. Dennoch stimmte 71 Prozent der nötigen Stimmkraft dem fragwürdigen Vorgehen zu.

Dann aber wurde es richtig peinlich. Denn der mit der Umsetzung der Enteignung beauftragte Entwickler war offenbar nicht in der Lage, seine Copy-Paste-Tasten korrekt zu bedienen. So kopierte er den Hashwert dahin, wo die Zieladresse zu erwarten gewesen wäre und umgekehrt. Der Fehler blieb unbemerkt.

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Erst nach dem Transfer fiel auf, dass die eigentlich mit einem Zufluss von Krypto-Token im Gegenwert von rund 34 Millionen Euro bedachte Community-Wallet den gleichen Saldo zeigte, wie vor der Transaktion. Das amüsierte vor allem einen: Takumi Asano. Er twitterte:

Dabei ist die Transaktion aber nicht etwa gescheitert. Sie lief durchaus durch. Nur befinden sich die Token jetzt in einer Wallet, auf die niemand Zugriff hat. Andererseits – bei Asano hat man sich auch Zugriff verschafft. Wieso also nicht erneut mit Grundsätzen brechen? Und tatsächlich liegt bereits ein neuer Vorschlag vor, der über ein Ledger-Upgrade die „gestrandeten“ Token einer von Juno kontrollierten Wallet zuschieben soll.

Copy-Paste-Governance und blinde Validierer: Juno hat Probleme

Den Copy-Paste-Fehler hat das Juno-Entwicklerteam inzwischen gegenüber Coindesk bestätigt. Erstaunlich, wie leichtfertig Werte hin- und herkopiert werden, deren korrekter Einsatz sich auf Millionenbeträge auswirkt. Nicht zuletzt dieser Fail hat Diskussionen darüber ausgelöst, ob die Blockchain-basierte Governance, bei der quasi der Mehrheitswille einer Gemeinschaft direkt auf die Chain kodifiziert wird, eine richtig gute Idee ist.

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Der Fairness halber muss erwähnt werden, dass dem armen Tropf von Entwickler, der fahrlässig Daumen und Zeigefinger verwechselt hatte, nicht allein ein Vorwurf zu machen ist. Schließlich gibt es sie auch bei Juno – die Validierer. Die sind letztlich jene, die für die Ausgabe von Blöcken, die Sicherung des Netzwerks und die Verarbeitung von Upgrades auf „dezentrale“ Weise verantwortlich sind. Den mehr als 120 Validierern war der Fehler komplett entgangen.

Kommentar eines Validierers: „We fxxked up big time.“ „Wir haben es total verkackt.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

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