Wer aktuell größere Strecken mit einem E-Bike oder Pedelec zurücklegen will, muss meist sein eigenes Ladegerät mitnehmen, um das Rad unterwegs – etwa am Arbeitsplatz – laden zu können. Schließlich gibt es noch keine universelle Ladeinfrastruktur, zu verschieden sind derzeit die bestehenden Systeme. Belgische Forscher um Jan Capelle, Leiter der Forschungsgruppe Energie und Automatisierung des Technologie-Campus Gent, wollten dem ein universelleres Ladesystem entgegensetzen.
E-Bike-Ladestation passt sich ans Rad an
Die Forscher analysierten daher bestehende Ladesysteme von elektrisch angetriebenen Zweirädern. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, welche Batterie- und Steckertypen sowie Kommunikationsprotokolle diese verwenden, wie es in einem Bericht der KU Leuven heißt. Insbesondere die Untersuchung der Protokolle glich eher einer Detektivarbeit, wie die Forscher berichten. Die Mehrheit der Hersteller wollte sich in diesem Punkt offenbar nicht in die Karten schauen lassen.
Trotz dieser Herausforderungen gelang es den Entwicklern, eine universelle und intelligente Ladestation zu entwickeln, die zudem einen Diebstahlschutz bieten soll. Das Ulive (Universal Charging Infrastructure for Electric Bikes) genannte System erinnert an einen herkömmlichen Fahrradständer. Schiebt man das Vorderrad in die entsprechende Vorrichtung hinein, rastet es ein. Der E-Bike-Akku wird über zwei Fahrradklemmen mit dem Vorderrad verbunden.
Austausch von Ladeinfos via QR-Codes
Vor dem Start des Ladevorgangs werden der Ladestation über das Scannen von QR-Codes an Rad und Station der Radtyp und weitere wichtige Informationen mitgeteilt. Das System verfügt über einen zentralen Wandler, der die Wechselspannung des Netzes in eine 60-Volt-Gleichspannung umwandelt. Ein Laderegler an den oben erwähnten Klemmen sorgt dafür, dass die E-Bike-Batterie gemäß dem korrekten Ladeprotokoll auflädt. Capelle zufolge sei das System effizienter und billiger als traditionelle Ladegeräte, die jeweils auf ein Rad angepasst werden müssten.
Über eine App kann der Nutzer sich über den Fortschritt des Ladevorgangs auf dem Laufenden halten lassen. Zudem wird er informiert, wenn es Probleme beim Laden gibt. Auch kann festgelegt werden, wenn der Akku zu einer bestimmten Zeit vollgeladen sein muss – das soll in großen Unternehmen dazu beitragen, dass möglichst günstiger und umweltfreundlicher Strom zum Laden verwendet werden kann. Derzeit handelt es sich bei der Ladestation um einen Prototyp. Dass dieser in der vorliegenden Form auf den Markt kommt, ist laut Cappelle aber unwahrscheinlich.