Digitale Transformation erfordert einen Paradigmenwechsel

(Foto: ESB Professional/Shutterstock)
In der Roland-Berger-Studie „Die digitale Transformation der Industrie“ vom März 2015 wird als Kernergebnis zusammengefasst, dass Europa bis 2025 einen Zuwachs von 1,25 Billionen Euro an Bruttowertschöpfung erzielen könnte, wenn es gelingt, die Möglichkeiten vernetzter, effizienterer Geschäftsmodelle zu nutzen. Sollte die europäische Industrie jedoch die digitale Transformation verpassen, so stehen in den nächsten Jahren insgesamt 605 Milliarden Euro auf dem Spiel.

Buzzword im Zuge der Digitalisierung. (Bild: TechDivision )
Wir verstehen unter diesem Begriff, der häufig auch mit Digitaler Business Transformation gleichgesetzt wird, die Wandlung eines Unternehmens und der vorherrschend noch analogen Tools und Prozesse hin zu einer weitestgehend digitalisierten Abwicklung durch Nutzung modernster Technologien, wobei dieser Shift zum Teil massive strukturelle, prozessseitige- und auch mitarbeiterrelevante Auswirkungen haben wird und demnach aus folgenden drei Hauptkomponenten besteht:
- IT-Infrastruktur
- Prozesse
- Mitarbeiter
Diese Komponenten können auf zwei Bestandteile reduziert werden, da Mitarbeiter und Prozesse sehr eng miteinander verknüpft sind, wodurch nachfolgende Matrix mit vier Ausprägungen einen vereinfachten ersten Einblick eines Transformations-Status-Quo wiedergibt:

Transformations-Matrix. (Bild: TechDivision )
Newbies
Als Newbies bezeichnen wir Unternehmen, die zwar die Wichtigkeit einer Transformation erkannt haben, jedoch sowohl im Bereich Mitarbeiter und Prozesse als auch im Bereich der IT/Technologie noch am Anfang eines solchen Change-Prozesses stehen.
Tech-Pioneers
Tech-Pioneers sind Unternehmen, die technologisch die fortschreitende Digitalisierung bereits in größeren Teilen vorangetrieben haben, bei denen es jedoch noch signifikanten Nachholbedarf im Bereich Personal und Prozesse gibt.
HR-Pioneers
Darunter fallen Unternehmen, die im Mitarbeiter- und Prozessumfeld bereits die Weichen gestellt haben und sich dort auf die Herausforderungen der Digitalisierung weitgehend vorbereitet haben. Hier besteht allerdings noch deutlicher Nachholbedarf im Bereich der Technologie/IT.
Transformers
Die von uns als Transformers bezeichneten Unternehmen haben sowohl im Bereich der Technik als auch im Personal- und Prozessumfeld frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und sich entsprechend aufgestellt, wodurch diese First-Mover-Unternehmen als erste von der weiter fortschreitenden Digitalisierung profitieren werden.
Digitalisierung und der Digitale Wandel in Zahlen
Dass die fortschreitende Digitalisierung vor kaum einer Branche halt macht, belegen die nachfolgenden Studienergebnisse „Digital Vortex“ aus dem Jahr 2015:
- Obwohl die Wirtschaft noch am Anfang des digitalen Transformations-prozesses steht, ist dieser bereits in vollem Gange und betrifft nahezu alle Branchen.
- Das erfolgreiche Aufgreifen dieser Entwicklung wird Unternehmen – unabhängig ihrer Branche und Größe – mittelfristig in Gewinner und Verlierer unterteilen.
- Nur 42 Prozent der befragten Unternehmen haben bislang eine funktionierende Digitalstrategie.
- Die Kunden sind die Treiber dieser Transformation. Sie wünschen sich zunehmend vernetzte (Online-)Tools und (Online-)Services.
- Für eine zukunftssichere Infrastruktur sind Investitionen, die über das Rechenzentrum hinaus gehen, sowie professionelle und erfahrene Partner notwendig.
Der richtige Mix machts…
Roland Berger kommt in seiner Studie zur Digitalen Transformation zu der Erkenntnis, dass durch die nachfolgenden vier Hebel Wettbewerbsvorteile durch Digitalisierung erzeugt werden können:
- Bessere Entscheidungen durch digitale Daten (Big Data)
- Höhere Geschwindigkeiten und weniger Fehler durch Automatisierung
- Mehr Flexibilität, Effizienz und Effektivität durch Vernetzung
- Neue Kundenzugänge
Ein Digitaler Transformationsprozess beinhaltet weit mehr als „nur“ Technologie
Wer glaubt, bestehende Prozesse einfach zu digitalisieren, wird in vielen Fällen massive Probleme bekommen, da die digitale Welt anders tickt und häufig auch andere Gesetzmäßigkeiten gelten!
Durch die Digitalisierung ergeben sich zukünftig insbesondere auch andere Anforderungen an Mitarbeiter sowie Strukturen und Prozesse:
- Interne Kommunikation wird schneller („slow communication“)
- Wissenstransfer wird immer wichtiger
- IT-Bereich wächst mit anderen Bereichen zusammen („IT meets Marketing“)
- Entscheidungen basieren mehr auf Daten („Data-Driven“)
- Neue Jobprofile entstehen (z.B. Data-Scientist)
- Es werden Strukturen benötigt, die Arbeit „anywhere“ und „anytime“ ermöglichen.
- Entscheidung müssen schneller (und häufig „an der Basis“) getroffen werden können
- Hierarchien lockern sich (Management 3.0)
Und genau an dieser Stelle beginnen sowohl für mittelständische Unternehmen als auch internationale Großkonzerne häufig massive Probleme. Aufgrund der Historie und eines häufig vorhandenen Verwaltungs- und Entscheidungsapparates können relevante Entscheidungen häufig nicht – und durch die zunehmende Konkurrenz junger und agiler Unternehmen wird dieser Umstand immer massiver – in den inzwischen notwendigen kurzen Zeitfenstern getroffen werden. ??Die alleinige Umstellung auf agiles (Projekt-)Management reicht dabei nicht (mehr) aus. Man befindet sich in einer von uns als „Digitalisierungs-Management-Dilemma“ bezeichneten Sackgasse, die nur durch konsequentes und nachhaltiges Umdenken und Umstrukturieren verlassen werden kann. ??In unserer Artikelserie „Management im Digitalen Zeitalter“ möchten wir Ansätze zur Agilisierung eures Unternehmens vorstellen, mit denen wir in der Praxis sehr gute Erfahrungen gesammelt haben.