Digitales Schulzeugnis in der Blockchain rückt näher – Test in drei Bundesländern

Bald könnte es digitale Zeugnisse geben. (Foto: SAPhotog / shutterstock)
Alle Bundesländer seien einbezogen, sagt Eric Stange, der Projektverantwortliche der Bundesdruckerei. „Bisher haben wir nur positives Feedback, das Interesse ist groß.“ Die digitale Variante sei „einfach, fälschungssicher und datenschutzkonform“. Papierzeugnisse erweisen sich vor allem für Abschlussjahrgänge als immer unpraktischer, weil Bewerbungen um Studien- oder Ausbildungsplätze inzwischen weitgehend online laufen, wie der Experte betont. Beim Einscannen leide die Qualität. Die Gefahr einer Manipulation sei bei Papierzeugnissen groß. Auf Youtube kursieren sogar Tutorials mit Anleitungen zum Noten-Fälschen.
Schulzeugnisse bis 2022 digital
Nach dem Onlinezugangsgesetz (OZG) des Bundes sollen dem Bürger alle staatlichen Leistungen bis Ende 2022 digital bereitgestellt werden. Darunter fallen im Bereich Bildung – Sachsen-Anhalt war hier als federführender OZG-Akteur benannt worden – auch digitale Schulzeugnisse. Dass die Sache technisch funktioniere, habe eine Minimalversion schon bewiesen, schildert Stange. Um das System für ganz Deutschland auszurollen, werde die Anwendung jetzt in drei „besonders proaktiven“ Ländern getestet.
Bis Ende 2022 könnten auch alle anderen Bundesländer zunächst probeweise aufspringen, ab 2023 soll dann der Echtbetrieb laufen. Ein Zwang bestehe aber nicht. Stirbt das Papierzeugnis dann bald aus? Experte Stange und das NRW-Schulministerium sehen das nicht. Schüler könnten es weiter feierlich in der Aula entgegennehmen und schwarz auf weiß präsentieren.
Was wegfallen würde, wäre unnötige Rennerei; man könne Zeit, Aufwand und Geld sparen, sagt die Bundesdruckerei mit Blick vor allem auf die Abschlusszeugnisse. Beispiel Abi: Schüler müssen für Bewerbungen Kopien beim Amt beglaubigen lassen, per Post an die Hochschulen oder Unternehmen schicken, wo sie dann gecheckt werden. Die Zukunft laut Projektpartnern: eine Zeugnis-PDF-Datei, in die eine weitere maschinell lesbare XML-Datei eingebettet ist. Das digitale Zeugnis, gesichert und verschlüsselt, könnten Schüler – bei ihnen liegt die Datenhoheit – ortsunabhängig auf einer Onlineplattform herunterladen und etwa per E-Mail versenden. Der Adressat könne in Sekundenbruchteilen prüfen, ob das Dokument echt ist.
Bewirbt sich also ein Schüler oder eine Schülerin für ein Physikstudium, klärt die Uni blitzschnell die Echtheit ihres Zeugnisses ab. Zugleich liest das System im Campus die relevanten Abi-Noten für Mathe und Physik automatisiert aus. „Die Noten müssen dann nicht mehr manuell übertragen werden“, erläutert Stange. Im ersten Schritt gehe es um Abschlusszeugnisse. Nach und nach sollten auch die jüngeren Jahrgänge drankommen, meint er. Wechselt ein Drittklässler wegen Familienumzugs in ein anderes Bundesland, würden für den Notenübertrag ein paar Klicks ausreichen.
NRW geht aktuell voran: Mehr als 100 Schulen aus dem Köln-Aachener Raum sei die Teilnahme an einem Test angeboten worden, berichtet das Ministerium. Sie erhalten einen Software-Prototypen, der sich in das bisher genutzte Verwaltungssystem integriert. Noch vor Ferienbeginn am 5. Juli könne man erste digitale Abi-Zeugnisse ausstellen, mit Echtheitszertifikat und gesichert über eine „kryptografische Zahlenkette“. Einige Hochschulen ermöglichten damit schon in diesen Sommer eine Einschreibung. „Erfahrungen aus dem Feldtest sollen auch in die länderübergreifende Arbeitsgruppe einfließen.“ Digitale Zeugnisse könnten Abläufe verbessern, sagt Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP).
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IT-Crashkurs für Lehrer?
Müssen jetzt alle Lehrkräfte in einen IT-Crashkurs? Es gebe keinen Schulungsaufwand, beteuern Govdigital und Bundesdruckerei. Das Handling sei einfach: Die Schulen geben die Zeugnisdaten in ihr vertrautes System ein, übermitteln es per neuer Schnittstelle an die Bundesdruckerei, wo das digitale Zeugnis erstellt, abgesichert und an die Schule zurückgesendet wird – alles datenschutzkonform.
Die Schüler bekommen neben ihrem Papierzeugnis eine digitale Ausgabe im PDF-Format. Eine Prüfsumme – im Fachjargon „Hash-Wert“ – ist als Zahlenkette und quasi digitaler Fingerabdruck in einer Blockchain unveränderbar gespeichert und gesichert. Die Bundesdruckerei versichert, bei ihr würden außer der Prüfsumme keine weiteren Daten gespeichert. Das Zeugnis liegt nach dem Download ausschließlich bei den Schülern. dpa
Wird die Regierung doch niemals zulassen, wie sollen sich Toppolitiker denn sonst in ihre Positionen mogeln? Dann müssten die ja tatsächlich lernen.
Wozu eine blockchain? Blockchains sind für verteilte datenbanken gedacht, bei denen einzelnen teilnehmer·innen nicht vertraut wird. In diesem fall geht es jedoch um eine staatliche stelle, die die zeugnisse ausstellt. Die zeugnisse digital von der bundesdruckerei (oder wer auch immer zuständig ist) signieren zu lassen wäre weitaus sinnvoller, sicherer und billiger. Bei der überprüfung wird dann die signatur mit dem offiziellen zertifikat abgeglichen.
Ich habe den eindruck, hier wurde händeringend nach einem problem gesucht, für das sich eine blockchain einsetzen lässt, weil das gerade hipp ist und sich gut verkaufen lässt. Es ist aber nicht sinnvoll und wird wahrscheinlich zu folgeproblemen (hohe komplexität = hohe fehlerwahrscheinlichkeit, datenschutz, …) führen.