Anzeige
Anzeige
Analyse

Warum wir bei aller Digitalisierung nicht die Barrierefreiheit vergessen dürfen

Die Pandemie hat unserem Arbeitsalltag einen Digitalisierungsschub verpasst. Unsere Gastautorin appelliert an Unternehmen, auch in den neuen Arbeitsumfeldern die Barrierefreiheit nicht aus den Augen zu verlieren.

Von Christin Eisenschmid
4 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Mit wenigen Tricks wird deine Website barrierefreier. (Foto: Tippapatt/Shutterstock)

Laut WHO haben 15 Prozent der Menschen weltweit eine Behinderung – alleine in Deutschland lebten 2019 10,4 Millionen behinderte Personen in Privathaushalten. Behinderung ist aber nicht gleich Behinderung: Der Begriff umfasst chronische Krankheiten, Neurodiversität oder geistige, sensorische sowie körperliche Beeinträchtigungen. 70 Prozent der Behinderungen sind unsichtbar. Dazu zählen beispielsweise Seh- und Hörbeeinträchtigungen, Multiple Sklerose, Depressionen und Epilepsie.

Teilhabe fördern – mit barrierefreien Arbeitsplätzen

Anzeige
Anzeige

Menschen mit Behinderung machen einen beträchtlichen Anteil in unserer Bevölkerung aus. Dennoch stoßen sie nach wie vor auf zahlreiche Hürden, die sie an einer aktiven Teilhabe in der Gesellschaft hindern. Das zeigt sich unter anderem im Berufsleben. Im Jahr 2019 lag die Quote der Berufstätigen oder Arbeitssuchenden unter den Menschen mit Behinderung in Deutschland bei 57 Prozent, bei Personen ohne Behinderung bei 82 Prozent. Die Wirtschaft hat also noch einiges aufzuholen, um Hindernisse zu beseitigen und das Arbeitsumfeld für alle zugänglich zu gestalten. Dabei zahlt sich Barrierefreiheit aus: Unternehmen mit inklusiven Kulturen weisen laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte eine niedrigere Fluktuationsrate sowie eine höhere Produktivität, Rentabilität und Kundenzufriedenheit aus. Firmen sollten daher sicherstellen, dass es in ihren Strukturen und in ihrer internen sowie externen Kommunikation keine Hindernisse gibt, die Menschen davon abhalten könnten, auf Inhalte und Formate zuzugreifen oder sie zu nutzen.

Es ist endlich Zeit, Diversity Management in deinem Unternehmen zu etablieren? Unser Guide zeigt dir, wie es geht! Jetzt lesen!

Anzeige
Anzeige

Das digitale Arbeitsumfeld inklusiv gestalten

Vielfalt und Inklusion (Diversity & Inclusion, D&I) bezieht sich mittlerweile nicht nur auf den Firmenstandort. Unser Arbeitsleben hat sich in den letzten Jahren stark verändert und immer mehr in den digitalen Raum verlagert. Das Coronavirus sorgte für eine Beschleunigung dieser Entwicklung: 45 Prozent aller Berufstätigen in Deutschland arbeiteten während der Pandemie im Homeoffice. Im Büro achteten viele Unternehmen – zumindest bei sichtbaren Behinderungen – darauf, Arbeitsplätze für alle zugänglich und nutzbar zu gestalten. Barrieren bei Online-Meetings, auf Websites oder in E-Mails werden dahingegen meist weder erkannt noch beseitigt.

Anzeige
Anzeige

Laut Inklusionsbarometer des Handelsblatt Research Institutes im Auftrag der Aktion Mensch waren in den vergangenen beiden Jahren deutlich mehr Menschen mit Behinderung arbeitslos als vor der Krise, die Quote erreichte zuletzt das Niveau von 2016. Den zaghaften Fortschritt in Sachen Inklusion hat die Pandemie also teilweise wieder zunichte gemacht – und das hat zweifelsfrei auch mit der verstärkten Nutzung von Online-Tools und der mangelnden Barrierefreiheit dabei zu tun. Eine Umfrage von Sapio Research zum Thema Inklusion und Diversität in einem hybriden Arbeitsumfeld zeigt: Nicht einmal die Hälfte der deutschen Unternehmen – und damit deutlich weniger als im internationalen Vergleich – hat seine D&I-Initiativen hinreichend an neue digitale Arbeitsumfelder angepasst.

Die Lücke zwischen Eigenwahrnehmung und Wirklichkeit klafft vielerorts also noch weit auseinander. Während sich viele Unternehmen Inklusion als hochpriorisiertes Ziel auf die Fahnen geschrieben haben, steht die Umsetzung oft noch am Anfang. Dass immer noch viele Vorstände und Führungskräfte D&I als unwichtig erachten – in einer Studie von Odgers Berndtson trifft das auf ein Drittel der Befragten zu – verdeutlicht, dass nach wie vor ein flächendeckendes Umdenken auf Führungsebene nötig ist.

Anzeige
Anzeige

Technologie als Schlüssel zum Erfolg

Oft endet die Teilhabe sehbehinderter Menschen bei Online-Präsentationen schon mit dem Satz „Das gehe ich jetzt nicht mehr durch, das können Sie ja einfach nachlesen.“ Dabei helfen gerade digitale Technologien dabei, die Lebensqualität von Personen mit Behinderung erheblich zu verbessern. Beispielsweise mit Alternativtexten bei Bildern, Orientierungspunkten auf Websites für die Tastatursteuerung oder Screenreader-optimierten Präsentationen. In einer inklusiven und hybriden Arbeitswelt ist Technologie deshalb der Schlüssel zum Erfolg. Viele Entscheider:innen sind sich dieses Potenzials bereits bewusst – laut einer Workday-Studie setzen mehr als 90 Prozent der Befragten auf den Einsatz von Technik bei der Durchsetzung ihrer D&I-Strategie. Doch nur ein Drittel von ihnen tut dies kontinuierlich. Das veranschaulicht die fehlende Konsequenz, mit der Inklusion vorangetrieben wird. Trotz guter Vorsätze beschränken viele Unternehmen D&I sehr stark auf Recruiting oder eine allgemeine Sensibilisierung für das Thema, vernachlässigen dabei aber konkrete Maßnahmen. Häufig fehlt es auch an den entsprechenden Kenntnissen, wie Fördermöglichkeiten und Unterstützungsleistungen in der Praxis aussehen können. Laut Inklusionsbarometer ist hier noch einige Aufklärungsarbeit zu leisten.

Flexible Arbeitsumgebungen für mehr Gleichberechtigung

All diese Punkte belegen, dass es in Deutschland bei der Bereitstellung von barrierefreien, digitalen Arbeitsmodellen noch viel Potenzial gibt. Auch wenn langsam immer mehr Menschen ins Büro zurückkehren, haben wir dank der Corona-Pandemie eines gelernt: Viele Einflussfaktoren, die unseren Arbeitsalltag grundlegend verändern, sind nicht vorhersehbar. Umso wichtiger ist es, ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, das sich flexibel an jede Situation anpasst, egal, von wo aus wir arbeiten. Neue Technologien bieten – richtig genutzt – hierfür einen zentralen Mehrwert. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass alle Menschen gleichberechtigt den Arbeitsalltag meistern können.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige