
Corona hat für einen enormen digitalen Weiterbildungsschub gesorgt: Rund ein Drittel der deutschen Unternehmen setzen seit Beginn der Krise geplante Präsenzseminare teilweise oder sogar vollständig in digitaler Form um. Das zeigt eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft. Die Nutzung digitaler Lernmethoden im Rahmen der Weiterbildungsaktivitäten sei in 36 Prozent aller Unternehmen gestiegen. Trotz der Pandemie weiteten 12 Prozent ihr Angebot sogar aus. Rund 15,7 Prozent der befragten Unternehmen gaben beispielsweise an, dass sie die Kurzarbeitszeit der Mitarbeitenden für die Weiterbildung ihres Teams nutzen.
Online-Nachhilfe: Digitalisierung hoch im Kurs
Eine wichtige Säule bilden dabei kommerzielle digitale Lernplattformen wie Udacity, Coursera, Linkedin Learning und Masterplan. Zu welchen digitalen Themen deutsche Unternehmen die meisten Online-Kurse buchten, hat letzterer E-Learning-Anbieter jetzt veröffentlicht. Masterplan hat das Lernverhalten von 200.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in über 200 deutschen Unternehmen – darunter Otto, VW, EON und Beiersdorf – anonymisiert ausgewertet und erstmals veröffentlicht. Digitale Geschäftsmodelle und Plattform-Ökonomie sind die dominierenden Themen. Kurse zu Homeoffice und New Work blieben trotz „Stay at Home“ unverändert im Mittelfeld.
„Prinzipiell ist die Umstellung von der Präsenz- zur Heimarbeit für die meisten Unternehmen erfolgreich verlaufen“, erklärt Stefan Peukert, Gründer von Masterplan. Dennoch hätten die meisten Unternehmen erkannt, dass sie das Homeoffice auch nach Corona weiter anbieten wollen. Peukert glaubt, dass er und sein Team mit den entsprechenden Kursen „neue Evergreens“ geschaffen haben, die mit der Zeit „an Popularität eher zu- statt abnehmen“. Dass Kurse zu digitalen Geschäftsmodellen und Plattform-Ökonomie so beleibt seien, läge vor allem daran, dass deutsche Unternehmen sich weiter digital transformieren, um mit US-amerikanischen und chinesischen Unternehmen mitzuhalten.
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Beliebte Online-Kurse zur Digitalisierung in 2020

Online-Kurse: Die beliebtesten Angebote drehen sich um Digitalisierung. (Grafik: Masterplan)
1. „Digitale Geschäftsmodelle“ (42,2 Prozent): Dr. Carsten Linz von SAP geht in seinem Kurs der Frage nach, warum sich der Wettbewerb nicht mehr um Angebote, sondern um Geschäftsmodelle dreht: Was sind Produkt-, Plattform-, Projekt-, und Lösungsgeschäftsmodelle? Wie kann das eigene Geschäftsmodell digitalisiert werden?
2. „Plattform-Ökonomie“ (40,2 Prozent): Was machen Plattformen anders als Unternehmen mit klassischer Wertschöpfung? Wie können sie so schnell wachsen und erfolgreich werden? Wie können sie ihre ersten Nutzer gewinnen und was ist die kritische Masse? Wie generieren Plattformen Umsatz? Der Kurs von Mike Mahlkow von Stripe gibt Antworten.
3. „Von Blockchai bis KI – neue Technologien“ (39,2 Prozent): Künstliche Intelligenz und Blockchain sind in aller Munde, aber was steckt hinter diesen Buzzwords? Warum ist Virtual Reality für uns relevant und was ist das IoT? Wie kann man diese neuen Technologien miteinander kombinieren? Diese Fragen klärt Christoph Magnussen von Blackboat.
4. „New Work – Von Homeoffice bis Agile“ (38,6 Prozent): Wie gelingt räumlich getrennte Zusammenarbeit? Wie kann ein Unternehmen agiler werden? Warum wird von Mitarbeitern heute mehr Flexibilität eingefordert? Diese Fragen waren in der Corona-Pandemie drängend. Oliver Tuszik von Cisco hat einen Kurs um diese Fragen herum entwickelt.
5. „Lean, Scrum, Kaban & Design Thinking“ (37,7 Prozent): Stephan Grabmeier von Kienbaum Consultants erklärt Interessierten, wie uns Methoden aus der Produkt- und der Software-Entwicklung dabei helfen, immer besser zu werden. Wie funktioniert Lean Management, Kanban, Scrum und Design Thinking? Und was können wir dabei von Toyota lernen?
6. „MVP – Minimum Viable Product“ (34,7 Prozent): Wir müssen heute schnell darin sein, unsere Ideen und Produkte zu testen. Aber wie schaffen wir etwas, das Kunden lieben, ohne viel Zeit und Geld in die Entwicklung zu stecken? Was ist ein MVP, warum ist es sinnvoll und welche MVP-Ansätze gibt es? Chris Philipps von Philipps & Byrne gibt Antworten.
7. „Digital Collaboration: Soziale Netzwerke in Unternehmen“ (32,8 Prozent): Spätestens mit Whatsapp und Slack hat sich unsere Kommunikation stark verändert. Aber welchen Einfluss hat die Digitalisierung eigentlich auf unsere Zusammenarbeit im Berufsalltag? Prof. Dr. Hendrik Send vom Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft weiß es.
8. „Objective & Key Results“ (31,1 Prozent): Es gibt so viele Möglichkeiten, Ideen und Aufgaben zu priorisieren – warum ausgerechnet mit dem OKR-System? Wie kann mit OKR jeder Mitarbeiter jeden Tag auf die große Unternehmensvision hinarbeiten? Max Wittrock von Mymuesli beleuchtet die Methode in seinem Kurs.
9. „Big Data“ (28,7 Prozent): Wie man Entscheidungen auf Basis empirischer Daten trifft, statt durch verzerrte Erinnerungen, erklärt Dr. Martin Bierey von Stack Fuel. Der Experte erklärt fünf Merkmale hochwertiger Datensätze. Wie ordnet, analysiert und visualisiert man Daten, um bessere Entscheidungen treffen zu können?
10. „Recht im Internet“ (28 Prozent): Meinungsfreiheit versus rechtswidrige Inhalte: Was darf im Netz veröffentlicht werden und was nicht? Bewertungen, Fans und Meinungen kaufen – ist das erlaubt? Urheberrecht und soziale Netzwerke: Wie man Rechtsverstöße vermeidet. Das alles weiß Christian Solmecke von Kanzlei Wilde, Beuger, Solmecke.
Masterplan erst 2017 gestartet
Der Serienunternehmer Stefan Peukert hat die Plattform zusammen mit Dr. Daniel Schütt gegründet. Seit 2017 haben sie über 13 Millionen Euro Wagniskapital für ihr B2B Education-Tech-Startup eingesammelt. Bekannt geworden ist Masterplan durch deren Kurse zur Digitalisierung, die von Koryphäen aus der Startup-Szene wie Frank Thelen oder Ralf Schrömgens geführt wurden. Inzwischen bietet das Unternehmen eine vollwertigen SaaS-Lernsoftware. Zu den Investoren zählen unter anderem Tengelmann Ventures. Das Startup unterhält neben dem Hauptsitz in Bochum, weitere Standorte in Berlin und Wien und beschäftigt rund 70 Mitarbeitende.