Digitalisierung im Drogeriemarkt: Darum schenkt DM allen Mitarbeitern Smartphones
Die Digitalisierung und DM – das waren lange zwei Dinge, die so gar nicht zusammenpassen wollten. So galt die Karlsruher Drogeriekette um den eher humanistisch und nachhaltig ausgerichteten Götz Werner doch in der Vergangenheit als im besten Sinne bodenständig und schielte so gar nicht auf Globalisierung. Der Unternehmensgründer, der sich ansonsten vor allem durch das Befürworten des bedingungslosen Grundeinkommens einen Namen gemacht hat, hielt lange an einer reinen Filialstrategie fest. Werner war offenbar der Meinung, das Digitalgeschäft ignorieren zu können und dadurch die Marke in den Geschäften zu stärken. Doch nach und nach – wohl auch durch Christoph Werner, Sohn und Marketing-Geschäftsführer bei DM – wurde das Onlinegeschäft ausgebaut und das Unternehmen öffnete sich gerade vor einigen Wochen neuen Märkten wie China.
Jetzt geht Deutschlands größte Drogeriekette in Hinblick auf die Digitalisierung noch einige Schritte weiter. Bis Ende des Jahres sollen alle im Verkauf und in der Beratung tätigen Mitarbeiter in Deutschland von ihrem Arbeitgeber ein Smartphone erhalten. Die Investition in 25.000 Smartphones der Marke Samsung (allerdings in den meisten Fällen wohl ohne SIM-Karte) sei Teil der Digitalstrategie, teilte die Unternehmensführung anlässlich der Jahrespressekonferenz mit. „Digitalisierung ist mehr als nur Online-Shop“, sagte DM-Chef Erich Harsch. Sie habe Auswirkungen auf Prozesse, Arbeitsweisen, Arbeitsmittel und die Kommunikation mit Kunden.
DM setzt auf Kommunikation per Yammer und Werbung mit Influencern
Uneigennützig ist das natürlich nicht. Neben der Kompetenz der Beschäftigten in den rund 1900 Filialen in Deutschland soll so der Service für die Kunden verbessert werden. Insbesondere sollen Mitarbeiter in der Lage sein, Fragen zu Inhaltsstoffen, dem Service oder dem Sortiment zu beantworten. Mitwirken bei der Einführung und Schulung soll das Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien (ZKM). Inzwischen ist DM auf vielen Gebieten digital – oder will es gerade werden: Die Kommunikation mit den Filialen soll in Zukunft papierlos organisiert werden. Auch sollen sich die Mitarbeiter über das Collaboration-Tool Microsoft Yammer austauschen – beispielsweise über Erfahrungen mit anderen Filialen, wenn es um Umgestaltungen geht oder zu bestimmten Produkt- und Warengruppen.
In den DM-Märkten selbst werden aktuell verschiedene Möglichkeiten des bargeldlosen und kontaktlosen Karteneinkaufs getestet. Zudem soll die Netzinfrastruktur in allen Läden ausgebaut werden – bereits in vielen Filialen sind kostenlose WLANs für Kunden installiert. Im Internet ist der Konzern zudem etwa mit Erklärvideos präsent, in denen Verbrauchertipps gegeben werden. Darüber hinaus wirbt das Unternehmen recht intensiv mit „Influencern“ und Bloggerinnen.
Investitionen von DM in IT und Digitalisierung
Alleine im vergangenen Geschäftsjahr investierte das ebenfalls aus Karlsruhe stammende Unternehmen DM alleine in Deutschland 175 Millionen Euro in 67 neue Märkte, die Renovierung alter Filialen und in die Digitalisierung. Im jetzt beginnenden Geschäftsjahr will das Unternehmen diese Investitionen voraussichtlich verdoppeln. Im vergangenen Jahr wurden laut Informationen des Handelsblatts 20 Mio. Euro in die IT-Tochter Filiadata investiert und beispielsweise das (filiallose und rein auf Versand beschränkte) China-Geschäft eingerichtet.
Zufrieden sein kann DM mit seinem Online-Handel. Der wuchs im vergangenen Geschäftsjahr um 80 Prozent – wohl auch, weil da noch viel Luft nach oben war. Er liege aber nach Aussagen des Unternehmens noch im einstelligen Prozentbereich des Gesamtumsatzes. Dieser überschritt in diesem Geschäftsjahr erstmals die Zehn-Milliarden-Euro-Schwelle – mit 10,6 Milliarden Euro nach 9,7 Milliarden im Vorjahr. In früheren Jahren hatte Werners Drogerie-Imperium das Online-Geschäft weitgehend anderen überlassen, die (teils zu deutlich höheren Preisen als in den Filialen) Waren über Portale wie Amazon und Ebay verkauften.
DM „schenkt“ den Mitarbeitern Smartphones, die nicht ausserhalb der Filiale verwendet werden können?
Mein Arbeitgeber nennt dies eher Bereitstelllung von Arbeitsmitteln…