Es ist unmöglich, immer konzentriert zu sein. Sich rund um die Uhr zu kümmern. Stets zu verfolgen, wie sich eine Krise entwickelt – und was getan werden kann. Aktiv zu sein, sich entgegenzustellen. Um diese mentalen Kapazitäten nicht komplett zu erschöpfen, braucht es Raum und Zeit, um sich zurückzuziehen. Für einen Moment – mal länger, mal kürzer – die Gedanken auf einen Gegenstand zu fokussieren, der außerhalb der Krisen unserer Welt steht.
Videospiele können einen solchen Raum bieten. Sie ermöglichen virtuellen Selbstzweck – gleichzeitig tätig zu werden, ohne aber einem übergeordneten Ziel entsprechen zu müssen. Man kann die Gedanken bündeln, sie im Spiel auf eine Mission, eine Aufgabe, eine Idee richten und in diesem Tunnel kurz ausblenden, welche mentalen Anforderungen die Welt gerade stellt. Um danach dann, vielleicht ein wenig ruhiger, wieder das Beste zu tun, sich in dieser Welt zurechtzufinden und zu helfen.
Im Folgenden empfehlen wir ein paar Videospiele, die besonders geeignet sind, um diesen Eskapismus zu ermöglichen. Einige dieser Ideen stammen von Usern, die auf Twitter ihre eigenen Favoriten genannt haben.
Einige Videospiel-Studios spenden einen Teil ihrer Erlöse gerade, um den Menschen in der Ukraine zu helfen. In diesem Artikel haben wir für euch eine Übersicht zusammengestellt: Mit diesen Videospielen könnt ihr der Ukraine helfen.
„Elden Ring“
Wenn aktuell ein Spiel dazu einlädt, sich Stunden in ihm zu verlieren, dann ist es „Elden Ring“. In der gigantischen Open World lohnt es sich wirklich, jeden Winkel zu erkunden und sich mit den vielen Gegnern zu messen, die durch diese Lande ziehen. Und gerade in seiner Melancholie hat „Elden Ring“ irgendwie auch etwas Tröstliches. Es ist hier keine Welt von Fröhlichkeit, sondern durch die Landschaft und die zerfallenen Orte stellt sich eine tiefe Traurigkeit ein, die einem mit Verständnis begegnet.
Darüber hinaus bietet „Elden Ring“ die Möglichkeit, sich ganz auf das Bezwingen der großen Bossgegner zu konzentrieren: Die Klasse wählen und weiterentwickeln, sich genau einprägen, welche Schwachstellen die Gegner haben, wie sie sich bewegen. Die richtige Ausrüstung und die passenden Gegenstände dabei haben. Und dann, wenn der Gegner besiegt ist: ein Gefühl der erschöpften Erleichterung. Das kann gerade helfen.
Alternativen: „Death’s Door“, „Dark Souls 3“, „Assassin’s Creed: Valhalla“
„Anno 1800“
Aufbau-Strategiespiele können einen Sog entwickelt, der von dem geschäftigen Gewusel auf dem Bildschirm ausgeht. Viele Figuren, die ihrem produktiven Alltag nachgehen und gemeinsam daran arbeiten, dass die Stadt gedeiht. Die Spielende besiedeln eine Insel zur Zeit der Industriellen Revolution. Bescheiden fangen sie mit Holzhütten an und enden, nach vielen Stunden, bei prächtigen Herrenhäusern, die neben einem vielfältigen Zoo stehen – freilich fernab von den Fabriken, die viel Rauch in die Luft schleudern und die Lebensqualität senken, wenn sie zu nah an den guten Wohnvierteln stehen. Um eine gut funktionierende Stadt zu erbauen, braucht es eine gute Planung und ein Auge fürs Detail. Und es kann ein beruhigender Gedanke sein, dass nach einem sehr stressigen Tag diese Stadt darauf wartet, weitergebaut zu werden.
Alternativen: „Cities: Skylines“, „Factorio“, „Tropico 6“
„Final Fantasy 14“
Eine besondere Kraft kann es haben, sich im kurzen Rückzug vom Alltag und den vielen Problemen mit anderen Menschen zusammenzutun. Ein Online-Rollenspiel wie „Final Fantasy 14“ kann genau richtig dafür sein. Es bietet eine Welt, in der sich die Spielenden einen Charakter erstellen können, der ganz nach ihren Vorstellungen aussieht und agiert. In Gilden tun sich viele zusammen, um gemeinsam die vielen Aufgaben zu lösen, die sich in der Fantasy-Welt verbergen. Über Wochen und Monate können sich so Bekanntschaften und sogar Freundschaften aufbauen. Es sind dann soziale Spiele, in denen es mehr um den Austausch der Spielenden geht als um das Siegen oder Aufleveln – auch wenn das freilich noch immer ein angenehmer Nebeneffekt sein kann.
Alternativen: „Elder Scrolls Online“, „World of Warcraft“, „Star Citizen“
„Dorfromantik“
„Dorfromantik“ ist ein Aufbauspiel, in dem die Spieler und Spielerinnen Kärtchen legen müssen, auf denen verschiedene Landschaftstypen, Infrastruktur oder Gebäude abgebildet sind. Die Aufgabe ist es, aus diesen Kärtchen eine funktionierende Welt zu bauen, in der Wald an Wald liegt, Dörfer zu Städten werden und Schienen alles vernünftig miteinander verbinden. Dafür gilt es, Kärtchen zu rotieren, strategisch auszulegen und dafür zu sorgen, dass durch kluge Kombinationen neue Karten freigeschaltet werden und das Spiel am Laufen bleibt. Dorfromantik baut dabei keinen Druck auf, es ist geradezu entspannend und lädt dazu ein, sich Zeit zu lassen – und es ist damit auch perfekt für die Runde zwischendurch geeignet.
Alternativen: „Townscaper“, „Cloud Gardens“
„Die Sims“
Seit jeher ermöglicht es die „Sims“-Reihe, sich ein kleines Leben neben dem Leben zu bauen. Allein im Erstellen eines Eigenheims können Spieler:innen viel Zeit verbringen, sich in den Dekorationsmöglichkeiten verlieren und penibel planen, wie das Sofa im Wohnzimmer nun ausgerichtet sein soll. So, wie man das in der eigenen Wohnung eben auch tut. Doch sind die Optionen im Spiel deutlich erschwinglicher als in der Realität. Wie sollen die Figuren aussehen? Welche Berufe sollen sie ergreifen? Sollen sie Familien gründen? Wenn ja, in welcher Konstellation? Und wie steht man eigentlich zu den etwas aufdringlichen Nachbarn? In „Sims“ sind die vielen Entscheidungen, die man zu treffen hat, manchmal ziemlich profan. Und genau deswegen können sie gerade in einer Zeit der großen Umwälzungen ziemlich beruhigend sein.
Alternativen: „Animal Crossing“, „Stardew Valley“
„Doom Eternal“
Es mag krude klingen, dass gerade in Krisenzeiten, in Zeiten in denen ein Krieg in Europa herrscht, ein Shooter die richtige Wahl sein soll, um abzuschalten. Und für viele mag das auch nicht der richtige Weg sein. Aber wie auch unsere Umfrage auf Twitter zeigt, sind für einige Shooter doch genau das probate Mittel. Denn neben all der Gewalt, die im Fall von „Doom“ sehr überzeichnet und absurd dargestellt ist, geht es doch vor allem darum, sich konzentrieren zu können und seine Reflexe zu trainieren. Nur wer sich die Level einprägen kann und genau weiß, wie die verschiedenen Gegner agieren, wer sich die Bewegung der eigenen Figur zu eigen macht und jede Waffenfunktion beherrscht – nur der oder die wird in diesen Spielen erfolgreich sein. „Doom“ ist also eine skurrile Albtraum-Welt, die nichts mit unserer zu tun hat oder zu tun haben will. Und darum kann sie eine willkommene Abwechslung sein.
Alternativen: „Halo Infinite“, „Back 4 Blood“