Dorian: Gaming-Plattform für Frauen bekommt 14 Millionen Dollar
Die Serie-A-Runde des Spiele-Netzwerks Dorian hat 14 Millionen US-Dollar eingebracht. Neben den auf Spiele spezialisierten Venture-Capital-Gebern March Games und VGames beteiligten sich auch London Venture Partners und Graham & Walkers an der Finanzierung. Das berichtet Games Industry. Dorian konzentriert sich auf die Umsetzung von fiktiven Geschichten in Visual-Novel-Titeln. 3.500 solcher Spiele stellt die fast ausschließlich weibliche Entwicklerschaft auf der Plattform zur Verfügung.
Dorian: Schwerpunkt interaktives Storytelling
Der Geschäftsansatz soll Autor:innen ermöglichen, durch die Gamification ihrer Storys Geld zu verdienen. Die Geschichte wird dabei in ein mobiles Spiel transformiert, bei dem der:die Spieler:in entscheidet, wohin die Handlung führen soll. Per In-App-Kauf in der ansonsten kostenlosen App lassen sich alternative Story-Routen freischalten. Die Umwandlung der Geschichte in ein Spiel stehe dabei jedem und jeder zur Verfügung, betonen die Macher:innen. Erfahrung in Spieldesign oder gar Coding sei nicht vonnöten. Die Idee und Gründung geht auf die ehemalige Managerin von G5-Games, Julia Palatovska, zurück. Sie war bei dem Free-to-Play-Studio als Head of Business für Entwicklung und Lizenzierung zuständig.
Kontinuierliche Einnahmequelle für Autor:innen
Die Ukrainerin Palatovska betont, Dorian ermögliche Autor:innen von Kurzgeschichten statt pauschaler Honorare eine durchgehende Monetarisierungsmöglichkeit. Natürlich sei davon nichts garantiert, da die Plattform noch relativ neu sei und sich erst im Aufbau befinde. Allerdings wachse sie im Vergleich zu den meisten anderen Kreativ-Plattformen „ziemlich schnell“. Palatovska gibt an, dass sich zurzeit rund 250 Kreative über regelmäßige Einnahmen freuen. Die Top-Kreativen erzielten einen Jahresumsatz von rund 15.000 Dollar. Einige hätten Dorian bereits zu ihrem Vollzeitjob gemacht und das sei erst der Anfang. „Ich denke, das ist angesichts dieser (Finanzierungs-)Runde sehr aufregend, weil wir deutlich mehr Kreative und Fans erreichen können“, sagt die Gründerin über die Plattform-Perspektive.
Autor:innen verdienen Geld ohne Mindestleserzahl
Techcrunch vergleicht Dorian mit Episode, einer interaktiven Storytelling-App von Pocket Gems. Jedoch müssen die Autor:innen dort innerhalb von 60 Tagen 500.000 Leser:innen gewinnen, um Geld zu verdienen. Das Konzept von Dorian hat keine solchen Anforderungen: Sobald ein:e Leser:in einen In-App-Kauf tätigt, erhält der:die Autor:in die Hälfte der Einnahme. Ein weiterer Unterschied liege darin, dass Dorian die Autor:innen ermutige, aus bereits bestehenden Geschichten Fan-Werke zu erschaffen. Möglich macht das der Autorenvertrag: Darüber können Rechteinhaber:innen erlauben, dass andere ihre Geschichte weiterverwenden dürfen. Im Gegensatz zu anderen Plattformen wie Fanlib behalten die Autor:innen die Rechte an ihren Geschichten, wenn sie der Weiterverwendung nicht ausdrücklich zustimmen. Fanlib war in Verruf geraten, weil die Plattform den Kreativen ihre Rechte nahm, um sie kommerziell auszuschlachten. Durch diese Form der Rechtvergabe ist es Autor:innen möglich, etwa das Schreiben ihres Romans durch Doriangames zu finanzieren und das Werk anschließend selbst herauszugeben.
Fan-Fiction am Beispiel Blair Witch Project
In bestimmten Fällen können die Dorian-Aktiven auch Fanfiction anderer Franchises verwenden. So arbeitete die Plattform mit Lionsgate zusammen, um das „Blair Witch Project“ zu lizenzieren. Dadurch durften die Kreativen Geschichten aus diesem Universum umsetzen. Auch für das Weitererzählen von Stories von der Plattform selbst gibt es Regeln. Der:die Originalautor:in kann etwa einen Ertragsanteil für die Fan-Autor:innen bestimmen.
Live-Streaming: Interaktive Geschichte selbst gespielt
Eine weitere Möglichkeit, um Geld zu verdienen, liegt im Live-Streaming. Die Nutzer:innen können ihre eigene oder eine fremde Geschichte live (durch)spielen, und die Zuschauer:innen bezahlen dafür einen Obolus. Die Funktion ist noch jung und zurzeit baut Dorian einen Mechanismus für die Moderation solcher Streams auf. Man habe dank einer fast komplett weiblichen Nutzerschaft noch nie Probleme gehabt, verspricht Palatovska. Sicherheitshalber arbeite man aber an Schutzmechanismen.
Julia Palatovska selbst stammt aus der Ukraine, lebt aber schon länger in Kalifornien. Sie spendete kürzlich 10.000 Dollar an die ukrainische Armee und weitere 10.000 Dollar an das 1K-Projekt, das Familien im Kriegsgebiet hilft.