Der Mensch ist ein soziales Wesen, das heißt, er kommt ohne Ansprache nicht aus. Doch damit beginnen die Schwierigkeiten – auch und vor allem im Geschäftsalltag: Wann sagt man „du“ und wann „Sie“? Unterm Strich kann man darauf eigentlich gar nicht pauschal antworten, denn es ist wohl eine Generationenfrage. Während es für die meisten Angehörigen der Generation X und jünger ganz normal ist, zu duzen, sind die Älteren noch im Sie-Modus verhaftet. Doch nicht nur Kollegen sind sich häufig unsicher, wen sie duzen oder siezen können. Wie Hochschuldozent Murtaza Akbar festgestellt hat, kommen auch die Unternehmen selbst ins Straucheln.
Ansprache unter Kollegen und Bewerbern: Das große Du-Sie-Chaos!
Der Kommunikationswissenschaftler der Hochschule Darmstadt hat untersucht, wie die 30 Dax-Konzerne Schüler, Auszubildende, Studenten, Berufseinsteiger und Berufserfahrene auf den eigenen Karriere-Websites und den dazugehörigen Social-Media-Kanälen ansprechen. Auch er stellt fest: Es herrscht ein Heidenchaos, ein großes Du-Sie-Chaos sozusagen. Ein kleiner Einblick in die Ergebnisse zeigt, dass die Ansprache beispielsweise häufig je nach Plattform variiert. Auf der hauseigenen Website werden Bewerber oft anders angesprochen als in den sozialen Medien. Diese fünf Dax-Konzerne sind besonders unsicher.
- Die Lufthansa duzt und siezt auf Twitter sowohl Berufseinsteiger als auch Berufserfahrene.
- Die Deutsche Börse duzt und siezt Studenten auf Instagram.
- Eon duzt und siezt Studenten auf Facebook.
- Infineon duzt und siezt Studierende auf Twitter.
- Die Deutsche Post siezt und duzt Berufseinsteiger auf Twitter.
Duzen oder siezen – je nach Plattform
Die Allianz und VW wechseln die Ansprache je nach Schauplatz: Auf der eigenen Website sprechen die Konzerne alle Zielgruppen mit „Sie“ an, auf den Social-Media-Kanälen wird hingegen geduzt. „Gewinnen Sie einen Eindruck – mit einem Schülerpraktikum bei Volkswagen“, schreibt der Autokonzern auf seiner Website und siezt damit Schüler. Auf dem Facebook-Kanal heißt es dagegen: „Du bist ein echtes Verkaufstalent? Dann bewirb Dich als Key Account Manager/in International bei Volkswagen.“ Derartige Beispiele verwirren. Warum es so oft zu dieser Inkonsequenz kommt, erklärt der Kommunikationswissenschaftler.
„Der Kanal ist den Konzernen wichtiger als die Menschen, sonst würden sie besser bei der Ansprache unterscheiden und nicht alle über einen Kamm scheren“, erklärt Murtaza Akbar gegenüber Spiegel Online. Nur sieben der 30 Dax-Konzernen würden ihre Ansprache auf den Social-Media-Kanälen variieren und nutzen je nach Zielgruppe das Du oder das Sie. Das kann man richtig finden und mit dem eingangs beschriebenen Generationenszenario begründen. Je nach Perspektive kann man dem jedoch kritisch gegenüberstehen und für mehr persönliche Haltung plädieren. Wie würdet ihr gerne angesprochen werden – und warum?
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