Der Vermögensverwalter DWS will ins Kryptogeschäft einsteigen und zunächst in Europa eine Reihe von börsengehandelten Produkten (exchange-traded products, ETP) auf bestimmte Kryptowährungen entwickeln. Später sollen auch weitere „Lösungen für digitale Vermögenswerte“ hinzukommen, die Anlegern einen Zugang zu Blockchain-Anwendungen und digitale Vermögenswerte ermöglichen.
Um das zu bewerkstelligen, geht die Fondstochter der Deutschen Bank eine exklusive Allianz mit Galaxy, einem Finanzdienstleister, der sich mit dem Blockchain Ökosystem gut auskennt, ein.
Galaxy Digital wurde von CEO Michael Novogratz gegründet und hat seinen Hauptsitz in New York. Nach eigenen Angaben verwaltet das Unternehmen ein Vermögen von mehr als zwei Milliarden US-Dollar und bietet unter anderem den Handel, Vermögensverwaltung, Investment-Banking und Mining an.
Tradias-Beteiligung abgesagt
Bevor sie sich für Galaxy entschieden hat, war die DWS in Gesprächen über eine Beteiligung an der Digital-Assets-Plattform Tradias, die zum Bankhaus Scheich gehört. Doch nach Informationen des Blogs FinanceFWD soll diese Option bereits im Februar vom Tisch gewesen sein, weil Tradias bislang auf die Lizenzen von Scheich zurückgreift.
Der Anbieter habe zwar eigene Lizenzen beantragt, doch bislang sei unklar, wann sie diese von der Finanzaufsicht Bafin erhält, so Handelschef Christopher Beck im Gespräch mit Finance Forward.
Von der Allianz mit Galaxy verspricht sich die DWS vor allem einen einfachen und sicheren Zugang zum Markt für digitale Vermögenswerte für ihre Kunden. Der Markt ist bereits heute rund eine Billion Dollar schwer.
Mit den ETP wählt die Fondstochter der deutschen Bank einen sanften Einstieg in die Kryptowelt: Die börsengehandelten Produkte sind Wertpapiere, die dem Wert eines Vermögenswerts, Index oder Finanzinstruments folgen. Sie neue DWS-ETP werden auf Digital Assets wie Bitcoin, Ethereum und NFT basieren. Der direkte Handel von Kryptowährungen wird also nicht ermöglicht.
DWS hat große Pläne
Dem Vermögensverwalter geht es vor allem darum, im Markt für digitale Vermögenswerte Fuß zu fassen – auch wenn es noch große Bedenken gibt. Es stehe außer Frage, dass digitale Vermögenswerte sehr volatil sind, einem erheblichen kriminellen Risiko und einer sich entwickelnden Regulierung ausgesetzt sind, schreibt DWS-Chef Stefan Hoops in einem Beitrag zur Galaxy-Kooperation auf Linkedin. Große Marktteilnehmer sollten diese Herausforderung aber proaktiv angehen.
Mittelfristig plant die DWS laut Hoops den Euro mit der Ausgabe eines Euro-Stablecoins auf die Blockchain bringen und langfristig „#TheTokenizer“ zu werden – ein „vertrauenswürdiges und reguliertes Unternehmen, das mit der Validierung, Verwaltung und Sicherung von realen Vermögenswerten beauftragt ist, die als Token dargestellt werden“.
Die EU hat gerade mit der Markets-in-Crypto-Assets-Regulierung (MiCAR) einen neuen Rahmen für Kryptowerte geschaffen, der das Vertrauen in die Branche stärken und mehr Sicherheit für Kunden schaffen soll.
In der traditionellen Finanzwelt werden Krypto-Assets allerdings noch recht kritisch betrachtet – dennoch tasten sich immer mehr große Anbieter an das Blockchain-Ökosystem heran. So hat etwa die Deka-Bank, das Wertpapierhaus der deutschen Sparkassen-Finanzgruppe, gerade eine Kryptoverwahrlizenz beantragt.
Die Sparkassenfondstochter plant über einer Kooperation mit dem schweizerischen Fintech Metaco zudem den Aufbau einer Blockchain-basierten Tokenisierungsplattform, die im kommenden Jahr an den Start gehen könnte. Die Union Investment, der Fondsanbietern der Volks- und Raiffeisenbanken, hat bereits einen Fonds, in dem Bitcoin in kleinen Mengen beigemischt sind.
Bei der Versicherungstochter Allianz Global Investors (AllianzGI) werden Krypot-Investments dagegen kritischer gesehen. Laut dem Handelsblatt sieht man dort ein Engagement in Digitalwährungen als unvereinbar mit der treuhänderischen Verantwortung an. Mangels eines fehlenden messbaren realen Werts sehen die Fondsexperten Krypto nicht als Anlageklasse.