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Dystopisch: Neuro-Forscher zeigen sich besorgt über Technologien zum Gedankenlesen

Funktionsfähige Technologien zum Gedankenlesen rücken immer näher. Das besorgt sogar jene Wissenschaftler:innen, die an solchen Geräten arbeiten. Sie fordern gesetzliche Regelungen.

Von Dieter Petereit
2 Min.
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Gehirnimplantate können bei neurologischen Erkrankungen gute Dienste leisten, bergen aber auch Gefahren.  (Bild: Shutterstock/Mopic)

Menschen sollten das gesetzlich verbrieft Recht erhalten, ihre Gedanken gegen den Zugriff von außen zu schützen. Das haben sogar jene Neurowissenschaftler:innen, die selbst an der Verwirklichung dieser sogenannten Brain-Computer-Interfaces (BCIs) arbeiten, in Interviews mit Undark gefordert.

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Gedankenlesen per BCI tatsächlich möglich

Die Aussagen zweier Forscher der Universität von Texas (UT) in Austin, die wirklich bereits erfolgreich ein BCI entwickelt haben, das Gehirnströme rudimentär in Text übersetzen kann, sind besonders deutlich. „Heiliger Strohsack“, will der UT-Neurowissenschaftler Alexander Huth, der fast ein Jahrzehnt lang an BCIs gearbeitet hatte, bis ihm 2020 der Durchbruch gelang, ausgerufen haben: „Das funktioniert tatsächlich.“

Dabei erschreckte ihn nach eigenem Bekunden besonders der Umstand, dass es sich um seine eigenen Gedanken handelte. Huth hatte die Geräte oft an sich selbst getestet.

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„Oh mein Gott“, dachte der Neurowissenschaftler, wie er gegenüber Undark erzählte: „Wir können in mein Gehirn schauen.“

Dabei ist Huths BCI weitem nicht das einzige Gerät, das (in einer noch primitiven Form) Gedanken lesen kann. Es gibt inzwischen etliche weitere erfolgreiche Forschungen zu Geräten, die buchstäblich die Gedanken ihrer Tragenden lesen können.

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Kritiker: Neurorechte müssen gewahrt werden

Immerhin ist die Technologie durchaus nützlich. Sie kann etwa Menschen, die aufgrund medizinischer Probleme nicht sprechen oder tippen können, bei der Kommunikation helfen. Andererseits nehmen die Bedenken hinsichtlich einer mentalen Überwachung im Stile eines „Big Brother“ deutlich zu.

Um diesen Bedenken zu begegnen, haben einige Expertinnen begonnen, sich für sogenannte Neurorechte, also ein Recht auf geistige Privatsphäre, einzusetzen. „Der Verlust der geistigen Privatsphäre ist ein Kampf, den wir heute führen müssen“, wird der Neurowissenschaftler Rafael Yuste von der Columbia-Universität zitiert. Yuste hatte zunächst selbst in der BCI-Forschung gearbeitet, dann aber deren Gefahren erkannt.

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Yuste wird deutlich: „Das könnte unumkehrbar sein. Wenn wir unsere geistige Privatsphäre verlieren, was gibt es dann noch zu verlieren? Das ist es, wir verlieren die Essenz dessen, was wir sind.“

Dystopie in greifbarer Nähe

Deshalb hat Yuste zusammen mit dem Menschenrechtsanwalt Jared Genser schon 2017 die Neurorights Foundation gegründet. Allerdings befürchtet er, dass das Wirken der Gruppe angesichts des weiteren Fortschritts der Technologie nicht ausreichen könnte.

Huth und sein Team untersuchen derzeit Möglichkeiten, dem BCI-Gehirnlesen technisch einen Riegel vorzuschieben. Er sagt: „Ich denke, die Bandbreite der Möglichkeiten umfasst Dinge, die – ich will nicht sagen, dass sie beängstigend genug sind – aber dystopisch genug, dass ich denke, es ist auf jeden Fall an der Zeit, dass wir darüber nachdenken.“

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