Anzeige
Anzeige
News

E-Autos stellen Feuerwehren vor neue Herausforderungen

Der Umgang mit brennenden Batterien ist für viele Feuerwehrleute noch neu. Mit Schulungen soll für Aufklärung gesorgt werden.

Quelle: dpa
3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Feuerwehrleute rüsten sich mit Fortbildungen für die E-Mobilität. (Foto: possohh / Shutterstock.com)

Am Rande der kleinen Gemeinde Sankt Leon-Rot scheint ein Auto zu brennen. Weißer und schwarzer Rauch steigt in den blauen Sommerhimmel. Die Feuerwehr ist vor Ort und versucht, den Wagen zu löschen. Normalerweise ein Klacks für die 17 Feuerwehrleute aus Sankt Leon-Rot und Nachbarkommunen. Doch die Männer und Frauen betreten gerade Neuland, denn das schmauchende Vehikel hat eine Lithium-Ionen-Batterie.

Anzeige
Anzeige

Bislang haben viele der bundesweit über 43.000 Feuerwehren noch keine praktischen Erfahrungen mit brennenden E-Autos gesammelt. In diesem Fall handelt es sich um ein patentiertes Trainingsfahrzeug der Maulbronner Firma Q4Flo. Die Schulungen sind sehr gefragt. Auch Thomas Wassersleben, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, hat sich am Morgen in der Sankt-Leon-Roter Feuerwache eingefunden.

„Ich hatte relativ viel Respekt vor E-Fahrzeugen und befürchtete einen Stromschlag“, beschreibt der 42-Jährige seine Motive für die Teilnahme am Kurs. Daniel Rothmaier, Geschäftsführer von Q4Flo, sagt: „Unser Ziel ist, die Einsatzkräfte auf künftige Einsätze mit E-Autos vorzubereiten und die Risiken für sie auf null zu reduzieren.“

Anzeige
Anzeige

Immer mehr E-Autos auf deutschen Straßen

Mit zunehmender Zahl an E-Autos auf unseren Straßen steigt auch der Bedarf an Weiterbildung. Bei den Elektrofahrzeugen stiegen die Zulassungszahlen laut Kraftfahrtbundesamt in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 31,7 Prozent. Ihr Anteil am Gesamtzulassungsvolumen betrug in dem Zeitraum 15,8 Prozent (220.244 Fahrzeuge).

Die Schulung in Sankt Leon-Rot beginnt mit der grundlegenden Frage: Wie erkennt man bei einem Crash eigentlich ein Elektroauto? Die Antwort: Der Buchstabe „E“ hinter der Autonummer ist das einfachste Indiz, allerdings kein obligatorisches. Ein weiteres Zeichen ist das Fehlen des Kühlergrills und des Auspuffs.

Anzeige
Anzeige

Ist ein E-Auto als solches identifiziert, können die Feuerwehrkräfte beherzt eingreifen. „Erkennt die Sensorik des Fahrzeugs einen schweren Unfall, wird die Verbindung von der Batterie zu den Hochvoltkomponenten automatisch gekappt“, erklärt Rothmaier. Trotzdem müssen bei Einsätzen Atemschutz und Hochvolthandschuhe getragen werden, um die Trennung von Akku und Antriebsstrang im Notfall auch manuell einleiten zu können.

E-Autos: Brandrisiko ist nicht größer

Das Brandrisiko ist bei Elektrofahrzeugen insgesamt nicht größer als bei Verbrennerfahrzeugen, wie Markus Egelhaaf vom Stuttgarter Prüf- und Sicherheitsunternehmen Dekra betont. Allerdings gebe es Unterschiede bei Brandentstehung und -bekämpfung. So entwickelten sich Brände beim Verbrenner eher während des Fahrens, ein E-Auto fange eher während des Ladevorgangs Feuer. Dies könne etwa an einem unsachgemäßem Anschluss an die Ladevorrichtung liegen, an Überhitzung der Akkus oder an Leitungs- und Kontaktproblemen.

Anzeige
Anzeige

Um eine brennende E-Batterie zu löschen, gibt es für die Feuerwehren unterschiedliche Anforderungen: Der Brand muss mit mehr Wasser und länger gekühlt werden als ein qualmender Verbrenner-Motor. Bis zu 10.000 Liter Löschwasser sind erforderlich. In der Regel kann ein Feuerwehrfahrzeug 800 bis 2.000 Liter fassen. Außerhalb von Städten ist die Beschaffung von so viel Wasser herausfordernd. „Also muss die Feuerwehr mit mehr wasserführenden Fahrzeugen anrücken“, sagt Frank Hachemer, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands.

Elektroautos: 5 Vorurteile und was an ihnen dran ist

Das sind Toyotas neue 15 Modelle Quelle: Toyota

„Brand unter Kontrolle“ statt „Feuer aus“

Ihre Arbeit dürfen die Einsatzkräfte bei einem E-Auto-Brand nicht mit dem gewöhnlichen Kommando „Feuer aus“ abschließen, sondern stattdessen nur mit den Worten „Brand unter Kontrolle“. Warum das so ist, wird den Einsatzkräften bei der Schulung klar: Im Testlauf gerät der scheinbar gelöschte Wagen nach einigen Minuten wieder in Brand – und muss erneut gekühlt werden. Simuliert wird damit die chemische Reaktion des „Thermal Runaway“, also das Entzünden von einer Batteriezelle zur nächsten. Deswegen muss besonders lange gekühlt werden.

Während bei Schäden am konventionellen Antrieb verhindert werden muss, dass sich auslaufender Kraftstoff entzündet oder in das Erdreich oder die Kanalisation eindringt, geht bei brennenden Batterien eine zusätzliche Gefahr von hochgiftiger Flusssäure aus. Die wässrige Lösung von Fluorwasserstoff kann zu Verätzungen der Haut, Knochenschäden und schlimmstenfalls zum Herzstillstand führen.

Anzeige
Anzeige

Nach über vier Stunden Schulung ist Feuerwehrmann Wassersleben froh über die neuen Erkenntnisse. Insbesondere seine Furcht vor unter Strom stehenden Karosserien sei gewichen. „Jetzt bin ich orientiert, wo man hinzulangen hat und wovon man die Finger lassen soll.“ Auch Kommandant Bernd Kerle aus Sankt Leon-Rot, der diese erste Schulung initiiert hat, ist zufrieden. „Die sind jetzt super vorbereitet.“ Gerade bei der Rettung von Menschen dürfe ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau keine Angst haben.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Ein Kommentar
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Me

Das tun Bierflaschen mit Schraubverschluss auch. :3

Antworten

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige