Einen Antrieb mit 1.000 PS bei 1085 Newtonmeter, 560 Kilometer Reichweite, drei Elektromotoren und eine Reihe Gelände-Features hat General Motors in die Neuauflage des Geländewagens gepackt. Der „erste vollelektrische Super-Truck der Welt“ beschleunigt aus dem Stand in 3 Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde, sagten GMC-Führungskräfte gestern. Bei der Präsentation verwiesen sie auf den neuen Krabbe-Modus, der den Allrad-Riesen auch diagonal bewegt. Dank Hinterradlenkung drehen beim Lenken alle vier Räder in den gleichen Winkel. Die Funktion steht allerdings nur bei niedrigen Geschwindigkeiten zur Verfügung und ist dazu gedacht, höhere Manövrierbarkeit in schwierigem Gelände zu erreichen. Doch niemand verbietet es den künftigen Besitzern des 112.000-US-Dollar-Monsters, die Funktion zum Einparken zu verwenden.
Zusätzlich erhält der Hummer ein adaptives Federungssystem namens Extract Mode. Darüber hebt oder senkt der/die Fahrer/in den Truck bis zu 15 Zentimeter, um Hindernisse zu überwinden, die die 35-Zoll-Lkw-Räder nicht allein schaffen. Zudem darf er die Verteilung des Drehmoments zwischen Vorder- und Hinterachse manuell einstellen. Der Hummer EV (Electric Vehicle) soll Vertikalen von 50 Zentimeter Höhe bewältigen und durch 60 Zentimeter tiefes Wasser fahren können. GMC verstärkte den Fahrzeugboden mit Stahlplatten, damit Geländemanöver nicht die Batterie beschädigen.
Batterie im Monsterformat
Den Batterietyp Ultium zeigte GM bereits im Frühjahr. Dadurch, dass die Ingenieure die Zellen entweder vertikal oder horizontal in dem Pakete stapeln können, besitzen sie mehr Gestaltungsfreiheit. Es gibt die Ultium bis 200 kW, wobei der Hersteller verschwieg, wie viel Leistung der im Hummer eingesetzten Variante innewohnt. Der Konzern verriet, es handele sich um eine doppelstöckige Version mit 24 Modulen. Beobachter berichten, sie sei für Level-2-Ladeboxen und Schnellladestationen ausgelegt. Der Hummer setzt auf eine 800-Volt-Stromarchitektur mit hohem Durchsatz. So schätzt GM, in zehn Minuten ließen sich 100 Meilen Reichweite aufladen – allerdings bei Verwendung von 350-kWh-Gleichstrom. Im Vergleich: Die Ladebox der Renault Zoe liefert 22 kWh.
18 Ansichten und selbst-reinigende Kameras
Ultravision heißt das Kamerasystem, das den Fahrer mit 18 Ansichten dabei unterstützt, den Überblick zu behalten. Auch im vorderen und hinteren Unterboden hat GM Kameras positioniert, um bei Geländefahrten Hindernisse im Auge behalten zu können. Eine integrierte Waschfunktion hält sie sauber. Interessenten finden weitere Annehmlichkeiten im Innenraum. Das „Infinity-Roof“ (im Deutschen in etwa „Unendlichkeitsdach“) besteht aus transparenten Panelen, die man abnehmen kann, um das richtige Targa-Feeling aufkommen zu lassen. Der Fahrer schaut auf ein 12,3-Zoll-Display, eine 13,4-Zoll-Version in der Mittelkonsole bietet Infotainment.
Supercriuse heißt das Fahrassistenzsystem von GM. Mithilfe einer Menge Sensoren und den Daten hochauflösender Karten steuert das freihändige Selbstlenksystem den Hummer auf 220.000 Meilen freigegebener Strecken autonom.
Konkurrenz zu Teslas Cybertruck
Parallel investierte GM in Nikola Motors, um einen Elektro-Pickup zu konstruieren. Der Deal besagte, dass GM im Gegenzug zum Zugang zu Nikolas Innovationen den Nikola Badger Pickup fertigt. Doch seit den Betrugsvorwürfen gegen den Nikola-CEO liegen die Abmachungen auf Eis. Beobachter sehen die Hummer-Basis, die durchaus noch in einer SUV-Variation herauskommen kann, als Konkurrenz-Entwurf zu Teslas Cybertruck. Beide basieren etwa auf einer Unibody-Konstruktion, unterstützt von Stützen an den C-Säulen. Den Markt umkämpfen mehrere Hersteller, etwa Honda mit dem Ridgeline Pickup oder Ford mit dem F-150. Auch Startups wie Bollinger, Rivian, Workhouse und Lordstown arbeiten an Fahrzeugen dieser Kategorie.
Speziell Truck-Käufer gehören zu einer schwierigen Zielgruppe, wenn es um Elektromobiliät geht. Tesla punktete bei der Vorstellung des Cybertrucks Ende letzten Jahres mit einer maximalen Anhängelast von über drei Tonnen. Beobachter rechnen damit, dass GM beim Hummer EV mit markiger Werbung versuchen wird, ihn als „echten“ Truck zu vermarkten. Wie sich der Gelände-Bolide im Wettbewerb schlagen wird, bleibt abzuwarten. GM hat bis zum Erscheinungszeitpunkt der ersten Version Ende 2021 noch Zeit, die Maschine zu überarbeiten und vor der Markteinführung mit neuen Innovationen auszustatten. Die UVP liegt bei 112.000 Dollar (etwa 95.000 Euro). 2022 soll der Preis auf 100.000 Dollar sinken, rund 90.000 Dollar lautet die Preisempfehlung für das Jahr danach.
15,6 Newtonmeter? So viel schafft jeder mit einem kleinen Drehmomentschlüssel ;-)
Huch, da ist bei der Umrechung etwas schief gelaufen. Danke für den Hinweis, wir haben es verbessert.