E-Scooter-Verleiher profitieren von Corona-Geschäft
„Wir sind sehr zufrieden mit der aktuellen Nachfrage“, sagte Lime-Manager Jashar Seyfi. Bei dem kalifornischen Roller-Startup Bird vermutet man, dass die hohe Nachfrage auch etwas mit der Pandemie zu tun hat: „Im Zuge der Lockerungsmaßnahmen suchen die Menschen nach Möglichkeiten, unter Einhaltung der empfohlenen Kontaktbeschränkungen in der Stadt unterwegs zu sein“, sagte Sprecher Harry Porter.
Voi gab an, dass sich die Flottenauslastung in der Hansestadt im Vergleich zum Vorjahr streckenweise mehr als verdreifacht habe. Auch das deutsche E-Scooter-Startup Tier hat nach eigenen Angaben zugelegt: Trotz der Krise sei die Nachfrage im Juni um das Zweifache gegenüber dem Vorjahr gewachsen, „was dazu führte, dass wir seit Juni profitabel sind“, sagte Sprecher David Krebs.
Tier war nach eigenen Angaben auch der einzige Verleiher in Hamburg, der seine Roller wegen Corona nicht zeitweise vom Markt genommen hat. Die Zahl der E-Scooter sei lediglich ab Ende März reduziert worden. Viele Verleiher gaben an, spezielle Rabattprogramme für Menschen in Systemberufen wie Krankenpfleger angeboten zu haben.
Hive ist der fünfte Anbieter auf dem heiß umkämpften Markt in Hamburg. Dahinter steht die Firma Freenow (ehemals Mytaxi), in der Daimler und BMW einen Teil ihrer Aktivitäten gebündelt haben. Seit August tritt das Unternehmen mit 1.000 E-Scootern an, die hauptsächlich für Kurzstrecken innerhalb des Innenstadt-Bereichs genutzt werden, wie Sprecher Falk Sluga sagte. Bird, Voi, Tier und Lime gaben an, dass ihre Kunden immer längere Routen zurücklegten, „etwa um Menschenansammlungen in Massenverkehrsmitteln während der Stoßzeiten zu vermeiden“, wie Porter sagte.
E-Scooter werden populärer
Nach den Zahlen des amerikanischen Verleihers Lime nehmen längere E-Scooter-Fahrten weltweit zu. Die Dauer längerer Fahrten ist demnach um 34 Prozent von 9,7 Minuten auf 13,1 Minuten gestiegen. Bei den Touren handele es sich verstärkt um Freizeitfahrten.
Auch sonst gebe es neue Trends: In Oslo teste man gerade ein neues Parksystem, berichtet Caspar Spinnen vom schwedischen Anbieter Voi. Roller könnten nach der Fahrt in speziellen Parkstationen abgestellt werden. Das Parken an den Stationen werde zusätzlich preislich begünstigt. Das Projekt solle auch in der Schweiz getestet werden.
„Öffentlicher Raum muss neu gedacht werden, mit mehr Raum für Zweiräder und weniger Raum für Autos“, forderte Tier-Sprecher David Krebs. Im gesamten Hamburger Stadtgebiet gibt es nach Informationen der Verkehrsbehörde rund 5.000 Roller. Um das Parken von Rollern an wichtigen oder bevölkerungsreichen Orten zu verhindern, habe die Behörde Parkverbotszonen eingerichtet. „Wir stehen weiterhin in engem Kontakt mit den Anbietern, und diese zeigen sich auch kooperativ“, sagte Dennis Krämer von der Verkehrsbehörde. dpa
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