Anzeige
Anzeige
Fundstück

Ein Fenster in die Vergangenheit: Diese Website fördert vergessene iPhone-Videos zutage

Als Youtube noch unschuldig war: Eine Webseite zeigt zufällige Video-Fundstücke an, die User:innen zwischen 2009 und 2012 von ihrem iPhone auf Youtube übertragen haben. So entsteht eine faszinierende, gleichzeitig rührende und unheimliche Zeitkapsel.

Von Sebastian Milpetz
3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
(Foto: Hadrian / Shutterstock.com)

Der Trend zu Retro-Tech hat nach den 90er-Jahren die jüngere Vergangenheit erreicht. Der Entwickler Riley Walz hat eine Webseite erstellt, die zufällig Videos abspielt, die Menschen in den Jahren zwischen 2009 und 2012 mit ihrem iPhone aufgenommen haben.

Anzeige
Anzeige

In dieser Zeit hatten iPhone und iPod Touch eine Funktion namens „Send to YouTube“. Die Nutzer:innen konnten damit ihre aufgenommenen Clips ohne viel Aufwand auf der Videoplattform hochladen. Und dies taten einige User:innen. 2009 stieg laut Google in der Woche nach der Veröffentlichung des iPhone 3GS die Zahl der täglichen Uploads von mobilen Geräten um 400 Prozent. Das iPhone 3GS hatte als erstes Modell das eingebaute „Send to YouTube“-Feature.

Anzeige
Anzeige

Diese Videos, die mit einem Klick auf Youtube übertragen werden konnten, hatten oft nicht einmal eine Beschriftung. Sie liefen standardmäßig unter ihrem Dateinamen ein, zum Beispiel IMG_3476. Riley Walz nennt sein Projekt deshalb auch „IMG_0001“.

„Verboten und doch harmlos“: Die Faszination der IMG_XXXX-Clips

Walz‘ Zeitmaschine ist von einem Essay des Bloggers Ben Wallace vom 3. November 2024 inspiriert. Der empfahl darin seinen Follower:innen, die Videos mit den Tags IMG_XXXX anzuschauen. Sie bieten den Zuschauer:innen einen ungefilterten Blick in das Leben anderer Menschen. Und in eine Zeit, in der Youtube und das gesamte soziale Web eine im besten Sinn naive, ungefilterte Qualität hatten.

Anzeige
Anzeige

„Diese Videos haben etwas Surreales an sich, das dich auf eine Weise fesselt, wie du es noch nie erlebt hast“, schreibt Wallace. Da Youtube jugendgefährdende Inhalte aussondere, blieben Videos übrig, die laut Wallace in einem „einzigartigen, fast paradoxen Zustand existieren“ – „Verboten und doch harmlos“. Verboten, weil man Einblicke in das Leben fremder Menschen erhält, die möglicherweise versehentlich intime Szenen der Öffentlichkeit zugängig machen. Harmlos, weil es sich um denkbar unschuldige Momente handelt.

Ein zufälliges Aneinanderreihen dieser Videos erschafft für Ben Wallace den „authentischsten Social Feed, den man jemals im Internet gesehen hat“.

Anzeige
Anzeige
iphone 3gs

Das 3gs war 2009 das erste iPhone, das die Funktion Send to Youtube hatte (Foto: Anton_Ivanov/Shutterstock)

So funktioniert die Youtube-Zeitmaschine

Walz hat nun den Ball von Wallace aufgenommen und die Idee mit einer Art Zeitmaschine in die Praxis umgesetzt. Er hat einen Bot erstellt, der in zufälliger Reihenfolge IMG-Clips zutage fördert. Fünf Millionen Clips warten auf die Nutzer:innen.

Die Website ist denkbar einfach gehalten.  Nach einem kurzen Text, der das Konzept erklärt, erscheint ein Bildschirm mit einem optischen Rauschen, das an alte Fernsehbildschirme erinnert. Der Retroeffekt führt also noch weiter zurück als in die Zeit um 2010. Neben dem Screen schwebt Panasonic-Fernbedienung. Mit einem Klick darauf erwacht ein altes Video aus seinem Dornröschenschlaf. Die meisten haben zwei- oder sogar einstellige Viewer-Zahlen.

So erscheint bei unserem Test etwa ein Video, das am 14. August 2009 auf Youtube hochgeladen wurde. Es zeigt ein lachendes kleines Kind, das offenbar von einem Elternteil gefilmt wurde. Heute müsste das Kind etwa 17 Jahre sein – und nicht damit rechnen, dass Fremde heute einen blitzlichtartigen Moment aus seiner frühsten Kindheit betrachten.

Anzeige
Anzeige

Diese Retro-Technik hat heute Sammlerwert

Diese Retro-Technik hat heute Sammlerwert Quelle:

Die Follower von Walz äußern sich begeistert über sein Projekt. „Herrgott, das ist großartig, wohltuend und gruselig zugleich“, schreibt einer bei X zu einem Post, mit dem Walz seine Arbeit vorstellt. „Das ist es, worum es bei echten Social Networks geht – das Leben“, schreibt ein anderer. „Keine Influencer, keine bezahlte Werbung, nur das wahre Leben“.

Ein dritter Kommentator schlägt vor, dass man diese Videos als erstes Aliens zeigen sollte, falls die je die Erde besuchen. Damit bekämen die Außerirdischen einen Eindruck davon, was es bedeutet, Mensch zu sein.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige